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Kinder fragen, die taz antwortetWarum gibt es Grenzen?

Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Joruna, 8 Jahre alt.

US-amerikanische Grenze zu Mexiko – Ein Kind spielt auf der amerikanischen Seite im Bundesstaat Arizona Foto: Adrees Latif/reuters

Liebe Joruna, wenn du ins Ausland reist, überquerst du dafür eine Grenze, und auf der anderen Seite reden die Menschen oftmals plötzlich eine andere Sprache und essen andere Speisen.

Grenzen unterteilen typischerweise Menschen in unterschiedliche Gruppen, die eine gemeinsame Sprache und gewisse Umgangsformen miteinander teilen. In Frankreich ist es zum Beispiel nicht unüblich, sich zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange zu geben, während Deutsche sich gewöhnlich mit einem Handschlag begrüßen.

Wenn du dir eine Landkarte anschaust, sehen die Grenzen der Länder sehr klar aus. Steigst du aber in den Zug und fährst an den „Rand“ Deutschlands, um dir den mal genauer anzusehen, merkst du schnell, dass die Grenze gar nicht so greifbar ist. Da steht ein Schild, auf dem steht dann so was wie: Dänemark. Aber kein dicker roter Strich durchzieht die Landschaft. Auf beiden Seiten der Grenze wachsen die gleichen Bäume, fließen dieselben Flüsse. Grenzen wirken auf Karten echter als in der Welt, durch die wir spazieren. Sie sind etwas von Menschen Erdachtes.

Dennoch kann das auch ganz anders aussehen. Zwischen Ländern, die sich nicht mögen, kommt es vor, dass Grenzen aus Zäunen oder Mauern bestehen, die sehr gefährlich und schwer zu überqueren sind. Dadurch können Grenzgebiete sehr brutale Orte sein.

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Viele Grenzen sind auch das Ergebnis von vergangenen Kriegen. Herrschende wollten ihre Ländereien vergrößern und griffen deshalb ihre Nachbarn an. Letztlich einigten sie sich dann auf einen neuen Grenzverlauf und beendeten so den Krieg.

Weißt du schon, dass vor nicht so langer Zeit eine befestigte Grenze Deutschland halbierte? Die Leute auf beiden Seiten dieser Mauer sprachen dieselbe Sprache und teilten dieselbe Geschichte. Dennoch war es fast unmöglich für Familien und Freunde, die dadurch entzweit wurden, sich weiterhin zu sehen.

Deine Frage ist übrigens äußerst klug. Man kann sich sehr lange darüber unterhalten, warum es Grenzen gibt. Viele Menschen haben ganz unterschiedliche Erlebnisse an und mit Grenzen gemacht, und all ihre Erfahrungen sind Puzzle-Stücke, die zusammen erst das ganze Bild erkennen lassen.

Stell die Frage also am besten weiterhin verschiedenen und von überall herkommenden Menschen, und du wirst viele unterschiedliche Antworten bekommen, die bestimmt alle spannend sind!

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6 Kommentare

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  • Hallo Joruna,



    als die Menschen noch als Jäger und Sammler in kleinen Gruppen unterwegs waren, gab es nur natürliche Grenzen. Das waren Flüsse und Berge, über die sie nicht herüberkamen. Alles, was sie dazwischen sammeln und jagen konnten, stellte ihnen die Erde umsonst zur Verfügung.



    Später wurden Zäune gebaut. Was innerhalb der Zäune wuchs und lebte, machten die Gruppen und Stämme damit zu ihrem Eigentum. Das ist wichtig zu verstehen: Zäune und Grenzen sollen das Eigentum vor fremden Zugriff schützen. Auch heute noch wirst du Ärger bekommen, wenn du über einen Zaun kletterst, um deinen Hunger mit einem Apfel aus einem fremden Garten zu stillen.



    Boden, Wasser, Luft und Erde, die früher allen Menschen gehörte, wurde so Stück für Stück zu Besitz und Eigentum einzelner Menschen, kleiner Gruppen und später mächtigen Herrschern.

    Grenzen und Zäune trennen also nicht nur Länder und Landstriche, sie markieren den Besitz und vermeintliches Eigentum an allem, was innerhalb dieser Grenzen existiert und zu finden ist. Auf einem Planeten, dessen Schätze der gesamten Menschheit gehören.

  • Meine Antwort wäre staatstheoretisch, analog der drei-Elemente-Lehre: Weil zu einem Land drei Teile gehören: die Menschen, die dort leben, die Regierung, die von den Menschen beauftragt wird, das Land zu verwalten, und das Gebiet, das zum Land gehört. Dieses Gebiet muss klar bestimmt sein, und darum gibt es zwischen den Gebieten der einzelnen Länder eine Grenze.

  • Grenzen vereinfachen Untergruppen der Menschheit, die sich mit dem Konstrukt "Nation" jeweils für etwas Besseres halten dürfen.



    Danke, Spagettimonster, dass Du mich nicht so schufst wie diesen Zöllner dort!

    • @Janix:

      Ich bin dem Autor sehr dankbar, dass er der Versuchung widerstanden hat, so eine eindimensionale Antwort zu geben. Vielleicht weiß er, dass Kinder, die sich noch nicht einem politischen Lager zuordnen, oft besser in der Lage sein, eine Frage von mehreren Seiten zu betrachten.

  • Setzen Sechs, Thema verfehlt.

    Absatz 1: Was ist jenseits der Grenze



    Absatz 2: Wie ist jenseits der Grenze



    Absatz 3+4: Mal sieht man Grenze, mal nicht



    Absatz 5: Wie verändert sich Grenze



    Absatz 6: DEUTSCHLAND



    Absatz 7+8: Sei Neugierig

    Aber warum gibt es Grenzen?

    Ich weiß es leider auch nicht, vielleicht territoriales Raubtierverhalten?

    • @Blutsbruder WinnePuh:

      Zum letzten Satz:



      Warum vereinigen sich z. B. nicht alle Wolfsrudel in Sibirien oder Alaska zu einem großen Rudel?



      Das Rotkehlchen in unserem Garten wird niemals ein zweites in seinem Revier zulassen.

      Man soll die Hunde der Nachbarn bellen und die Hähne krähen hören, aber sie niemals zu Gesicht bekommen.



      Man soll Wagen und Boote besitzen, aber sie nicht benutzen.

      Laotzi, Tao te king, 6. Jahrh. v. Chr.