EM-Pechvogel Maximilian Wöber: Das Comeback des Goat
Er ist der Harry Maguire Österreichs: Maximilian Wöber entschied mit seinem Eigentor das Spiel gegen Frankreich im Alleingang. Wer ist der Mann?
W as macht eigentlich Harry Maguire so? Richtig, der legendäre Verteidiger von Manchester United wurde wegen einer angeblichen Verletzung im Vorfeld der EM ausgebootet, oder, ehrlich, seine random Abwehrarbeit passte nicht mehr in das Sicherheitskonzept des Anti-Fußballers Gareth Southgate. Also legt der Defense-Goat (Goat kurz für: Greatest of all times) in Manchester die Beine hoch und guckt Fußi auf Sky?
Nein, tut er nicht. Harry, den man aus irgendeinem Grund immer Toby nennen will, ist es gelungen, sich zu morphen. Er heuert nämlich seit kurzer Zeit als Maximilian Wöber nach Leeds – richtig: auch United! Das kann kein Zufall sein! –, bei Gladbach und der österreichischen Nationalmannschaft an, um dort nahtlos an seine großen Heldentaten anzuschließen. Denn ja, wo immer von unglücklichen Niederlagen, irren Böcken und tragischen Figuren die Rede ist, zumindest im englischen Fußball, da ist Harry Maguire nicht weit.
Es gibt überlange Youtube-Clips mit seinen wahnwitzigsten Abwehrfehlern und stümperhaftesten Eigentoren. Und doch ist Harry Maguire ein englischer Held. Ein tragischer. Und angeblich ist es auch nur die Wade, weswegen er diesmal nicht für die Three Lions dabei ist.
Es ist der Kopf, nicht die Wade
Die Wade! Story, Alter! Harry Maguire ist topfit! Er wollte sich halt so nicht ausbooten lassen und stellte sich nach einigen kleinen, eher unsichtbaren Körperkorrekturen flugs unter Ex-Trainer Ralf Rangnick (RR) in den Dienst des unglücklichen Außenseiters (man denke nur an das 0:1 gegen Italien bei der letzten EM) Österreich.
Und zack, ist er da, wenn er gebraucht wird: Frankreich mühte sich erfolglos ab gegen das berühmte Gegenpressing-System des RR. Riesenchance für Österreich, Frankreich bekommt einen Abstoß zugesprochen. Dann im Gegenangriff eine eher harmlose Flanke, die vermutlich verpufft wäre, doch Harry Maguire „Wöber“ hält den Schädel hin und köpft unhaltbar ein. 1:0 für Frankreich. Ende.
„Den Kopf abschrauben kann er sich ja nicht“, fand RR im Anschluss tröstende Worte für den armen Innenverteidiger. Für die weiterhin „mega unglücklichen“ Ösis trug der Schiedsrichter die Hauptschuld an der unglücklichen Niederlage („viele Dinge gegen uns“), schließlich gab er die fällige Ecke nach der Chance von Baumgartner nicht und übersah ein Handspiel im Vorfeld der harmlosen Flanke.
Aber der wahre Schuldige ist natürlich Tunichtgut Harry Max Maguire Wöber, der ewig Trostsuchende, der für eine wiederaufstrebende Fußballnation noch einmal den Kopf hinhalten musste, damit die Euphorie im Nachbarland nicht allzu wild durchdrehen wird. Aber gut, es ist wenigstens nicht schon Achtelfinale und also K.-o.-Spiel, sondern bloß das erste Match der Gruppenphase. Zwei kommen da noch, mindestens. Mal sehen, ob Max Wöber am Freitag in Berlin gegen die Polen aufläuft. Ich wette, dass nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!