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In Berliner Taxis gelten nun FestpreiseJetzt geht’s Uber an den Kragen

Andreas Hergeth
Kommentar von Andreas Hergeth

Der Berliner Senat hat Dienstag beschlossen, Festpreise für die Taxibranche einzuführen. Das soll für bessere Wettbewerbschancen sorgen.

Freie Taxis, man müsste nur einsteigen. Demnächst passiert das vielleicht wieder öfter in Berlin. Nun gibt es dort auch Festpreise Foto: dpa/Andreas Arnold

S eit Jahren liegt uns die Werbung in den Ohren: „Kauf regional!“ Und fast alle machen mit. Biowaren aus deutschen Landen sind beliebt und landen immer öfter im Einkaufswagen und auf dem Teller.

Tja, und dann gehen die Ber­li­ne­r:in­nen aus oder wollen schnell von A nach B und haben keinen Bock auf Fahrrad oder Tram, vor allem abends oder nachts nicht, und steigen ins Taxi – äh, natürlich in ein Uber-Auto. Weil das viel billiger ist als ein herkömmliches Taxi aus Berlin, man kann es niemanden verdenken. Dabei sind die Berliner Taxiunternehmen als regionaler Anbieter eigentlich erste Wahl. Doch weil Mensch ein Sparfuchs ist, gerade in diesen inflationistischen Zeiten, wird das Gefährt von Uber, Bold & Co bevorzugt gebucht.

Das Problem all die Jahre war, dass Hauptstadttaxen erheblich teurer sind als Uber-Fahrten. Das Taxometer tickt und tickt und tickt … Der Preis am Ende war zu Beginn einer Fahrt nie absehbar.

Die Taxibranche hatte deshalb zuletzt immer wieder Festpreise gefordert. Weil sie sich dadurch eine bessere Wettbewerbssituation gegenüber den konkurrierenden (billigeren) Fahrdienstvermittlern erhoffen – nicht zu Unrecht. Denn bei den Plattformen Uber & Co lässt sich per App schon immer vorab sehen, wie viel für eine Fahrt zu zahlen ist – eben ein fester Preis. 25 Prozent davon steckt das Unternehmen ein. Staus oder Umwege während einer gebuchten Fahrt haben keinen Einfluss mehr auf den Preis. Bei den Berliner Taxis aber schon.

Kein Alleinstellungsmerkmal mehr

Damit ist nun Schluss. Die Preissicherheit bei Fahrtantritt ist nun kein Alleinstellungsmerkmal für Uber & Co: Der Senat hat am Dienstag beschlossen, Festpreise für die Branche einzuführen. Die Berliner Landesregierung versucht damit, dem heimisch ansässigen Taxigewerbe bessere Wettbewerbschancen zu ermöglichen.

Diese Form der Wirtschaftsförderung kommt einer kleinen Revolution gleich. Taxifahrten sollen fortan zu einem festgelegten Preis vergütet werden, der den Fahrgästen vor der Fahrt mitgeteilt wird. Die Branche erhofft sich dadurch eine höhere Nachfrage und ein durchschnittlich steigendes Erlösniveau.

„Die Festpreis- und Tarifkorridorregelung“, wie es auf Amtsdeutsch heißt, gilt noch nicht für Fahrten ab Flughafen BER nach Berlin. Die Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg und der Landkreis Dahme-Spreewald haben da mitzureden.

Die Vorschrift wird noch vor Beginn der Fußball-EM in Kraft treten. Die beginnt am 14. Juni und dauert vier Wochen. Allein Berlin erwartet 2,5 Millionen Tourist:innen. Davon werden sicher nicht wenige Taxi fahren. Wie hoffentlich auch wieder Ber­li­ne­r:in­nen aus lokalpatriotischen Gründen.

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Andreas Hergeth
Redakteur & CvD taz.Berlin
In der DDR geboren, in Westmecklenburg aufgewachsen, Stahlschiffbauer (weil Familientradition) gelernt, 1992 nach Berlin gezogen, dort und in London Kulturwissenschaften studiert, 1995 erster Text für die taz, seit 2014 im Lokalteil Berlin als Chef vom Dienst und Redakteur für Kulturpolitik & Queeres.
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12 Kommentare

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  • PS: Mir beim zweiten Lesen unklar ist nun doch, ob "Festpreis" ein fester Preis B für Strecke A ist oder dass vorher der Preis genannt und fixiert werden muss, aber bei verschiedenen Anbietern anders sein darf.

  • Ausgerechnet der Unions-Reg-Bürgermeister nimmt das letzte Argument für Uber aus dem Spiel, dass es günstigere Fahrten ermöglicht???



    Dann kann man Uber endgültig stoppen.

    Berlin ist zwar wie jede Großstadt mit Rad, Bahn, Bus nutzbar, sogar bis in die Außenbezirke (egal, was Gewohnheits-Autojunkies fühlen), doch wird es immer auch Fälle, Gebrechlichkeiten und Zeiten geben, wo ein Taxi ganz hilfreich ist.

    Wie gesagt: interessant, dass gerade unter Wegner das passiert.

  • Festpreise für Taxis bringen mehr Transparenz schon bei der Buchung- ob die Taxiunternehmen das wirklich bedacht haben? Da dürfte dann mancher potentielle Kunde wohl doch eher auf die teuerste Transportform verzichten.

  • Blödsinnige Marktregulierung. Ich könnte dies vielleicht verstehen, wenn keine ÖPNV mehr fährt, aber nicht wenn es Alternativen wie Bus, S-Bahn und U-Bahn zu Taxi gibt.

    • @Rudi Hamm:

      "Tja, und dann gehen die Ber­li­ne­r:in­nen aus (...) und haben keinen Bock auf Fahrrad oder Tram, vor allem abends oder nachts nicht (...)"

      Letzteres kann ich in vielen Fällen/Situationen sehr gut nachvollziehen.

  • Wenn die Taxi Branche nicht mit den Preisen runtergeht dann wird ihnen das im Konkurrenzkampf mit Uber & Co. auch nicht helfen.



    Man bezahlt im Taxi 25% wenn nicht sogar 50% mehr für dieselbe Strecke.

    • @Robert Trebor:

      Ähm, das Argument des Artikels las ich so, dass das Preisargument ja genau pulverisiert würde.

      • @Janix:

        Aber was hilft es denn wenn ich den Preis vorher kenne, er aber trotzdem höher ist als bei Uber, Free Now usw.?

  • Die Taxibranche hat auf jede Krise nur eine Antwort und die heißt Fahrpreiserhöhung. Jetzt neu, mit Festpreis. Was soll das nützen, wenn der Festpreis hinterher bei 20 Euro für 5 Km liegt?

    • @Matthias Wickenhoefer:

      Was noch ein Tipp ist: Schauen Sie nach Mietwagen-Unternehmen.



      "Taxi Dingenskirchen" und "Funkmietwagen Dingenskirchen" können bereits ganz andere Preise haben, aber auch dort gibt es recht feste Jobs und bezahlte Sozialabgaben.

  • Es wird Zeit dass sich die Taxi Lobby dem Status quo anpasst.



    Aus meiner Sicht immer noch in keinem Verhältnis.



    Wieso gibt es so viele Taxi Parkplätze ob wohl alles on demand funktionieren könnte.

    Frühe habe ich die Taxifahrer über die Ortskenntnisse bewundert , aber das regelt heute alles die Navis

    Bei vielen Taxis leuchten sämtliche Warnsignale im Display.



    Bei Uber, Bolt und co eher eine Rarität.

    Festpreise sind für die gelben Dinosaurier ein erster guter Schritt, aber sie hinken noch lange dem Markt hinterher, sodass die Überschrift mit einem einem Schmunzeln zu sehen ist.

    • @Ben Benson:

      Früher habe ich meine Mitbürger für ein Minimum an Wissen bewundert.



      Geiz ist geil und für eine Meinung muss man keine Ahnung haben ist heute das Motto.



      Uber, gegründet in 2009, hat vor ungefähr einem halben Jahr zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte Gewinn erwirtschaftet. Wie ist es möglich 14 Jahre ohne Gewinne zu überleben?

      Ubers Konzept ist nicht qualitativ bessere Leistung zu erbringen, sonder durch Dumpingpreise weltweit etablierte Märkte zu zerstören.



      In London wurde Uber wegen Sicherheitsbedenken verboten (Falsche Identität der Fahrer, Fahren ohne Fahrerlaubnis, etc.)



      Sie vertrauen eben mehr dem Marketing der kapitalistischen Höhlenmenschen von Uber (kolportiertes internes Firmen-Credo: "We fuck you!"), und sehen in einem mittelständischen Leistungsträger, der seine Angestellten noch persönlich kennt und gute Arbeitsbedingungen schafft, einen überholten Dinosaurier.



      Es herrscht Krieg zwischen int. Konzernen (Shareholder: Profit als Selbstzweck) und regionalen mittelständischen Unternehmen (Stakeholder: gemeinsames prosperieren von Unternehmen, Lieferanten und Kunden) um Marktanteile.



      Profit vs. soziale Marktwirtschaft. Angelsächsischer vs rheinischer Kapitalismus.