Grüne im Wahlkampf angegriffen: „Mein Optimismus hilft mir“

Marie Kollenrott, niedersächsische Landtagsabgeordnete der Grünen, ist im Wahlkampf geschlagen worden. Warum sie trotzdem weitermacht.

Porträt der grünen Landtagsabgeordnete Marie Kollenrott

Marie Kollenrott: Grüne Landtags­abgeordnete wurde beim Wahlkampf angegriffen Foto: brauers.com

OSNABRÜCK taz | Marie Kollenrott ist am Samstag in der Fußgängerzone der Göttinger Innenstadt angegriffen worden. Die niedersächsische Landtagsabgeordnete der Grünen ist bei einer Wahlkampfveranstaltung, als sie von einem 66-Jährigen bedrängt wird, er schlägt sie gegen den Oberkörper. Viele Passanten sind da, viele helfen ihr. Zuvor hatte der Angreifer Sätze wie „Ihr grünes Dreckspack!“ gerufen.

Kollenrott versucht, den 66-Jährigen wegzudrängen. Als sie ihn fotografiert, um den Vorgang zu dokumentieren, schlägt er ihr das Mobiltelefon aus der Hand, schlägt erneut auf sie ein. Schließlich geht er, als sei nichts gewesen. Kollenrott wählt den Notruf, folgt ihm. Die Polizei kommt, nimmt den Mann fest.

„Die Politikerin erlitt bei dem Übergriff leichte Verletzungen an den Armen“, sagt Jasmin Kaatz, Sprecherin der Polizeiinspektion Göttingen. Dem mutmaßlichen Täter, dem Staatsschutz wegen der Zurschaustellung eines Hakenkreuzes schon früher aufgefallen, droht jetzt ein Strafverfahren wegen Körperverletzung.

Ganz überwunden hat Kollenrott den Schock wenige Tage später noch nicht. „Das war schon eine krasse Situation. Ich habe mehrere Nächte nicht gut geschlafen deswegen“, sagt sie der taz. „Aber sie ist zugleich ein Ansporn für mich, mich mit aller Entschlossenheit weiter für eine weltoffene, solidarische Gesellschaft einzusetzen, für die Demokratie. Man darf sich nicht unterkriegen lassen.“

In Anti-Atom-Bewegung politisiert

Marie Kollenrott ist 1984 in Hamburg geboren und im Wendland aufgewachsen, wo sie nicht zuletzt durch die Anti-Atom-Bewegung politisiert wurde. Sie ist, nach einem Studium in Göttingen und Amsterdam, Politik- und Rechtswissenschaftlerin. 2005 beginnt ihre politische Karriere bei den Grünen: Ratsmitglied in Göttingen, Kreisvorsitzende, Landratskandidatin. Seit 2021 sitzt Kollenrott im Landesparlament in Hannover. Was im rot-grünen Koalitionsvertrag zu Innen- und Rechtspolitik verhandelt wurde, trägt auch ihre Handschrift.

Derzeit ist Kollenrott Mitglied im erweiterten Fraktionsvorstand und energie- und klimapolitische Sprecherin der Fraktion. Anfang Juni übernimmt sie zusätzlich den Vorsitz des Umweltausschusses des Landtags.

„Sie kennen das ja“, hatte Kollenrott Mitte April in ihrer Plenarrede zum Gesetzentwurf zur Steigerung des Ausbaus von Windenergieanlagen und Photovoltaikanlagen gesagt: „Politik ist oft herausfordernd, auch mal frustrierend, vor allem, wenn es um die Klimakrise geht, manchmal desillusionierend“, eines aber könne ihr keiner nehmen: „Meine gute Laune“, denn das Gesetz gehe „wirklich nach vorn“.

Optimismus bewahren

Herausfordernd, frustrierend, desillusionierend? Gewiss, und nicht nur beim Thema Klimakrise. Aber was ist mit der guten Laune? „Ich bin ein durchweg positiver Mensch“, sagt Kollenrott. „Ich habe viele Gründe, mir meinen Optimismus zu bewahren. Das hilft mir, stark zu sein.“

Nächsten Samstag steht Kollenrott wieder in der Göttinger Innenstadt und macht Wahlkampf. Unsicher fühlt sie sich nicht. Ihr Direktmandat im Wahlkreis Göttingen-Stadt hat sie bei der Landtagswahl 2022 mit 35,3 Prozent der Stimmen gewonnen. Das gibt Rückhalt. „Alles geht weiter“, sagt sie. „Die Zukunft gestalten wir!“ Dem „wir“ verleiht sie dabei besonders viel Nachdruck.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.