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Festnahmen in BayernJesidische Mädchen versklavt?

Ein irakisches Paar soll zwei jesidische Kinder als Sklavinnen gehalten und sexuell missbraucht haben. Ihnen wird auch IS-Mitgliedschaft vorgeworfen.

Der Bundesanwaltschaft zufolge gehörte das Paar von 2015 bis 2017 dem IS an Foto: Christoph Schmidt/dpa

Berlin taz | Beamte des Bundeskriminalamtes haben in Bayern ein irakisches Paar festnehmen lassen, das zwei jesidische Mädchen versklavt haben soll. Nach Angaben der Bundesanwaltschaft gehörten Twana H. S. und Asia R. A. zwischen Oktober 2015 bis Dezember 2017 im Irak sowie in Syrien der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) an. Sie seien nach islamischem Recht verheiratet gewesen. Spätestens seit Ende 2015 sollen sie ein damals fünfjähriges Mädchen als Sklavin gehalten haben. Ab Oktober 2017 sei ein weiteres, damals zwölfjähriges jesidisches Mädchen dazu gekommen.

Der Mann soll beide Kinder mehrfach vergewaltigt, die Frau dafür ein Zimmer hergerichtet und eines der Mädchen geschminkt haben. Das Paar soll die beiden zudem zu Hausarbeit und Kinderbetreuung gezwungen haben. Die Ausübung ihrer eigenen Religion war den Mädchen nach Angaben der Bundesanwaltschaft untersagt, stattdessen mussten sie nach den Vorgaben der Beschuldigten islamische Gebete und Glaubensregeln befolgen.

Für vermeintliche Verfehlungen sollen die Kinder mit schwerer körperlicher Gewalt bestraft worden sein. Einmal schlug der Mann das ältere Mädchen mit einem Besenstiel, die Frau soll die Hand der Jüngeren mit heißem Wasser verbrüht haben. Auch zwang sie beide Kinder wiederholt, für eine halbe Stunde auf einem Bein zu stehen.

Vor ihrer Ausreise aus Syrien im November 2017 sollen die beiden Tatverdächtigen die Mädchen an andere IS-Mitglieder weitergereicht haben. „Dies alles diente dem erklärten Ziel des IS, den jesidischen Glauben zu vernichten“, so die Bundesanwaltschaft.

Nicht der erste Fall

Die beiden Beschuldigten wurden am Dienstag in Regensburg und im Landkreis Roth im Auftrag der Bundesanwaltschaft festgenommen. Ihnen werden Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen vorgeworfen, zudem die Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung. Sie sitzen in Untersuchungshaft.

2021 und 2023 hatte das Oberlandesgericht München bereits ein Paar verurteilt, das ein jesidisches Mädchen im Irak versklavt hatte. Der Mann hatte es zur Bestrafung in der prallen Mittagssonne angekettet, die Frau sah dabei zu, wie das Mädchen verdurstete. Anschließend hielt sie der ebenfalls versklavten Mutter des Kindes eine Pistole an den Kopf, damit sie mit dem Weinen aufhöre. Der Mann wurde zu lebenslanger Haft, seine Ex-Frau zu 14 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.

„Das schreckliche Unrecht, das tausenden jesidischen Frauen und Kindern angetan wurde, lässt sich kaum in Worte fassen“, sagte Justizminister Marco Buschmann (FDP) am Mittwoch anlässlich der Festnahmen. Das Versprechen des so genannten Weltrechtsprinzips sei klar: Die Straflosigkeit des an den Jesidinnen begangenen Völkermords müsse weltweit bekämpft werden. Der aktuelle Fall zeige einmal mehr: „Bei der Bekämpfung solch terroristisch und religiös motivierter Völkerrechtsverbrechen hat unsere Justiz nicht nur einen langen Atem, sondern auch einen langen Arm.“

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3 Kommentare

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  • Gleichzeitig hat Deutschland im letzten Jahr wiederholt Yesid:innen in den Irak abgeschoben. Hoffentlich sorgt das Erschrecken vor den Grausamkeiten die ihnen auch dort nach wie vor drohen können auf ministerieller Ebene dann aus, sowas auf staatlicher Ebene nachhaltig bleiben zu lassen.

  • Wichtiger Artikel.

  • Es ist einfach unfassbar, wozu Menschen fähig sind, wenn sie tun und lassen können, was sie wollen.