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Milliarden für die UkraineIm Wettlauf gegen die Zeit

Die US-Militärhilfen können der Ukraine neuen Mut geben. Doch erreichen sie auch das Land, bevor Russland verstärkt angreift?

USA laden nach: Artilleriegeschosse des Kalibers 155 Millimeter lagern in einer Munitionsfabrik in Scranton, Pennsylvania Foto: Matt Rourke/ap

BERLIN taz | Die Regierung der Ukraine hofft auf die erste neue US-Militärhilfe noch diese Woche. Gewartet wird vor allem auf frische Munition für bestehende Nato-Waffensysteme und auf weitere Luftabwehrraketen. Das Gerät steht teils schon abfahrbereit in US-Basen in Europa.

Das neue Ukraine-Hilfspaket von 61 Milliarden US-Dollar ist gigantisch. Die gesamte US-Militärhilfe für Kyjiw seit Ende 2021 umfasst laut US-Außenministerium bisher rund 44 Milliarden US-Dollar. Um möglichst viel neues Geld auszugeben, bevor Anfang 2025 Donald Trump eventuell US-Präsident wird und alles stoppt, müssten die USA ihr Engagement auf ein ganz neues Niveau hieven.

Von den 61 Milliarden dienen aber nur knapp 28 Milliarden direkt dem ukrainischen Militär, jeweils zur Hälfte für den Ankauf von US-Waffen durch Washington zur Weitergabe an die Ukraine und für direkte Rüstungskäufe durch Kyjiw. 13,4 Milliarden dienen dem Aufstocken der Lagerbestände des US-Militärs, 7,8 Milliarden sollen den Staatshaushalt der Ukraine stützen, dazu kommt Wirtschaftshilfe. 7,3 Milliarden finanzieren Aktivitäten des US-Militärs in der Region wie Transport, Überwachung und Ausbildung. 10 Milliarden sind formal auf Kreditbasis.

Neues Rüstungsmaterial rechtzeitig an die Front in der Ukraine zu schaffen, ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Seit dem Winter rückt Russland an den Kriegsfronten vor, hat aber jenseits der Einnahme der Frontstadt Awdijiwka im Februar kaum Geländegewinne erzielt. Die ukrainische Führung erwartet eine russische Großoffensive ab Mai mit dem Ziel der Einnahme des gesamten Donbass und eventuell auch der Millionenstadt Charkiw, die fast täglich bombardiert wird.

Mühsamer Kampf um Tschassiw Jar

Aktuell konzentrieren sich die russischen Angriffe auf die Stadt Tschassiw Jar 10 Kilometer westlich des 2023 von Russland eingenommenen Bachmut. Tschassiw Jar liegt auf einer Anhöhe, deren Kontrolle den Angreifern den Weg für größere Vorstöße ebnen würde. Bisher hält die Ukraine die Stellung, aber mit jedem Tag wird es mühsamer.

„Solange die Einheiten an der Front unter kritischem Mangel an Personal und Munition leiden, sagen ukrainische Soldaten, dass ihr Ziel 2024 darin besteht, ihre Positionen zu halten und auf die Ankunft überlebensnotwendiger westlicher Hilfe zu warten“, schrieb die unabhängige Zeitung The Kyiv Independent vergangene Woche. Neben frischen Waffen mangelt es der Ukraine nämlich auch an frischen Truppen. Parallel zur neuen US-Militärhilfe wird es daher voraussichtlich auch eine neue Truppenmobilisierung in der Ukraine geben.

Des Weiteren plant die Ukraine weitere bilaterale Sicherheitsabkommen mit Nato-Partnern, wie es sie bereits mit Deutschland und acht weiteren Staaten gibt. Ein Abkommen mit den USA sei unterschriftsreif, sagte Selenskyj am Samstag. Die USA könnten in diesem Rahmen bis zu 60 Militärberater entsenden, um die Verteilung der erwarteten Militärhilfe zu koordinieren und den ukrainischen Streitkräften „beratend und unterstützend“ zur Seite zu stehen, wie die Webseite Politico am Sonntag berichtete.

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11 Kommentare

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  • Danke für diese detaillierten Informationen!



    Insbesondere die Aufschlüsselung des Hilfspakets ist interessant.



    Es ist wirklich zu hoffen, dass diese Hilfen den ukrainischen Verteidigern helfen, die Front zu stabilisieren.



    Was den Frontverlauf betrifft, so wird am Rande auch nochmal auf die fehlenden Soldaten hingewiesen.



    Für diesen Mangel ist einzig die ukrainische Politik verantwortlich.



    Während militärische US Unterstützung teilweise schon auf Palette steht, beginnt die Ausbildung neuer Wehrdienstleistender gerade.



    Das hoffe ich zumindest. Eigentlich wurde bisher nur über die Änderung des Eingangsalters zum Wehrdienst berichtet.



    Dass Russland 150.000 neue Wehrdienstleistende einzieht, wurde gemeldet, wie viele bisher in der Ukraine gezogen wurden, entzieht sich meiner Kenntnis.

  • Als die ukrainische Armee in der Offensive schien, da hieß es: Friedensverhandlungen kann es derzeit nicht geben, erst muss die ukrainische Seite auf dem Schlachtfeld ihre Verhandlungsposition verbessern.

    Als die russische Armee in der Offensive schien, da hieß es: Friedensverhandlungen kann es derzeit nicht geben, weil Putin daran nicht interessiert ist und auf dem Schlachtfeld seine Verhandlungsposition verbessern will.

    Wenn demnächst mit westlichen Waffenlieferungen die vermeintliche Offensive wieder die Seiten wechselt (es geht seit Herbst 2022 immer nur um ein paar hundert qkm), wird dann zum erstgenannten Argument zurückgekehrt? Wahrscheinlich ja.

    Wie lange will man diese wahnsinnige Logik durchhalten? Wieviele in den Kriegsdienst gepresste Soldaten beider Seiten sollen noch sterben?

    • @Kohlrabi:

      Das müssen die Ukrainer entscheiden. Katastrophal wäre allerdings das kleinste Signal an Russland (und potentielle Nachahmer), dass man mit einem imperialistischen Angriffskrieg Erfolg haben kann.

    • @Kohlrabi:

      Solange bis Putin merkt, dass sich dieser Krieg für ihn nicht auszahlt.

      • @BrendanB:

        Das Problem ist, dass der Krieg sich für ihn auszahlt:



        1. Ressourcen und Schwarzerde-Land in der Ostukraine.



        2. Alleine die Krim und die selbsternannten "Volksrepubliken" bedeuten ca. 4 Millionen weitere Einwohner. Wenn nur 1/3 der Ostukrainer unter russischer Besatzung bleibt, dann "lohnt" sich das für ihn.



        3. Die NATO aus der Ukraine zu drängen ist in der Logik Putins sehr viele Opfer wert.

      • @BrendanB:

        Das mit dem Auszahlen ist so eine Sache. Je höher die schon getätigten Einsätze sind, desto größer die Bereitschaft, weitere Einsätze zu tätigen und desto geringer die Möglichkeit, gesichtswahrend auszusteigen. Gilt für alle Akteure. Im Zusammenhang mit Krieg ist das fatal, führt zu einer Eskalationsspirale.

        Man macht deshalb besser frühzeitig ein annehmbares Angebot, zumal wenn man in der strukturell stärkeren Position ist, was für die antirussische Koalition gewiss zutrifft. Ansonsten ist man am Ende nur um 20% weniger kaputt als die Gegenseite, um es mal so zu sagen.

  • Die "Teilmobilisierung" der UA kann frühestens Anfang Juni beginnen wenn ich das recht in Erinnerung habe. Dann ist eine einmonatige Grundausbildung vorgesehen - soviel zu den ganzen Militärs usw in Deutschland die glauben dass ein moderner Krieg ausschliesslich von hochausgebildeten Spezialisten geführt wird. Vielleicht die ersten drei Tage, aber dann müssen mehr Leute her um die Gräben zu besetzen, Drohnen zu fliegen und zu bekämpfen, die Geschütze zu bedienen usw. Randbemerkung: die allgemeine Wehrpflicht wird in Deutschland kaum zu vermeiden sein wenn man die derzeitigen realen militärischen Bedingungen anschaut.

    Zur Abwehr der zu erwartenden russischen Offensive werden die neuen Rekruten also kaum beitragen können. Die Personalplanung Selenskis ist wohl nicht besonders gut. Und, was passiert wenn das Geld aufgebraucht ist?

  • ...die USA und Russland werden also, auf dem Territorium der Ukraine, ihre Kräfte messen...

    • @Alex_der_Wunderer:

      Neim, das tun die Ukraine und Russland. Die Ukraine erhält dabei Hilfe u.a. von den USA.

      • @BrendanB:

        Nun, die USA haben sich darauf festgelegt, dass hier



        "Demokratie gegen Autoritarismus" kämpft oder anders gesagt: Der Westliche Block gegen den neuen Ostblock Russland-China.

        • @Kartöfellchen:

          Demokraten unterstützen sich halt gegenseitig. So sollte das auch sein. Das heißt aber nicht, dass die USA mit Russland ihre Kräfte messen. Und auch die Entscheidung zum Krieg gegen die Ukraine ging von Putin aus und nicht von den USA.