piwik no script img

Harte Tür im Country-ClubLügende Narzisstin

In „Palm Royale“ bietet Kristen Wiig ihr komödiantisches Talent im Miami der 1960er Jahre auf. Um die Wipfel der High-Society weht ein eisiger Wind.

Menschlich kalt kann es sogar in den Subtropen sein Foto: Apple TV+

Wir leben in der Ära der Betrüger. Falsche Millionenerbinnen verunsichern die New Yorker Schickeria, ein Unternehmer, dessen Imperium auf Lug und Betrug baut, wird vielleicht bald wieder US-Präsident, hochgelobte Finanzdienstleister stellen sich als betrügerische Masche raus – all das ist im echten Leben anstrengend und erbärmlich.

In der Popkultur jedoch eilt der pathologische Narzissmus der Betrüger von Hoch zu Hoch, das Publikum will genüsslich zugucken, wie sich Menschen selbst belügen und andere über den Tisch ziehen. Netflix feierte einen riesigen Erfolg mit „Inventing Anna“, einer Bio-Serie über die erwähnte falsche Erbin. Doch nun legt Apple TV+ eine Serie vor, in deren Zentrum eine so liebenswerte und lustige Narzisstin steht, dass alle anderen einpacken können.

Kristen Wiig spielt in „Palm Royale“ die soziale Aufsteigerin Maxine, die unbedingt Mitglied im exklusiven Country-Club werden will. Das Sonnenlicht Miamis, zu dessen mondänsten Vororten Palm Beach gehört, und die Ausstaffierung mit den farbigen und erschreckend gemusterten Edel-Kostümen der Zeit um 1970, in der die Serie spielt, wärmen das Herz in diesem grauen Frühling.

Die Wächterinnen der High Society von Palm Beach sind alles andere als sonnig. Grimmig wachen vier Edel-Ehefrauen, angeführt vom Drachen Evelyn Rollins (Allison Janney), über den Zutritt zum Club. An ihnen vorbeizukommen, ist nicht einfach als ehemalige Beauty Queen aus dem provinziellen Chattanooga, Tennessee.

Die höchsten Gipfel der High Society

„Palm Royale“

zehn Folgen bei ­Apple TV+

Doch modische Fauxpas lassen sich ausgleichen, wenn man geklaute Diamantencolliers verhökert. Auch Einbruch und Erpressung gehören zu Maxines Repertoire, doch dabei bleibt sie so charmant, dass man nicht anders kann, als sie anzufeuern.

Bevor Maxine die Zielgerade erreicht, folgen noch einige erstaunliche Wendungen – nichts ist, wie es scheint in Palm Royale. Zum Glück ist da auch noch Laura Dern als 70s-Feministin und der meist nur Unterhosen tragende Ricky Martin als Barkeeper und Poolboy, um Maxine – zwar eher widerwillig – beizustehen in ihrem Kampf, die höchsten Gipfel der High Society zu erklimmen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!