Kinder fragen, die taz antwortet: Warum können Spinnen spinnen?
Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Ella, 6 Jahre alt.
Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Ella, 6 Jahre alt.
Für uns sind sie ein Ärgernis beim Frühjahrsputz, aber in Wirklichkeit sind Spinnfäden ein spektakuläres Naturwunder. Ein einzelner Faden ist fester als Stahl derselben Dicke (Stahl ist ein sehr robustes Material, Fahrräder sind manchmal daraus gemacht). Und dann sind die Spinnfäden auch noch sehr dehnbar. Ein Spinnfaden ist nur 0,0007 Millimeter dick.
Das kann man sich nur schwer vorstellen, aber versuchen wir es mal: Eine Nähnadel ist etwa 0,5 Millimeter dick – da würden also mehr als 700 Spinnfäden reinpassen! Ein Spinnfaden besteht aus vielen, noch dünneren Fasern. Die Spinnen machen diese Spinnseide in speziellen Drüsen am Hinterleib, die Spinnwarzen bringen die Seide dann aus dem Körper.
Ganz verstanden haben wir Menschen noch nicht, wie Spinnen diesen Wunderstoff produzieren. Aber wir kommen der Sache näher und können schon ähnliche Kunst-Spinnseide herstellen. Damit verschließen wir zum Beispiel Wunden nach einer Operation.
Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.
Mit der Spinnseide spinnen Spinnen unter anderem ihre berühmten Spinnennetze. Sie spannen sie zwischen Ästen oder Blättern auf, mit dünnen, fast unsichtbaren Fäden, so stabil, dass sich selbst riesige, fliegende Insekten darin verfangen, ohne dass das Netz reißt. Aber nicht alle Spinnen spinnen solch hübsche Radnetze.
Die Spinnen bei Dir in der Wohnung – garantiert leben da irgendwo Spinnen! – bauen eher einfache Gespinste, die oft etwas chaotisch aussehen. Mit ihrer Spinnseide können sich Spinnen aber auch eigene Verstecke spinnen, Lassos fertigen, mit denen sie Insekten im Flug fangen, oder Kokons bauen, in die sie ihre Eier legen. Sie wickeln auch Vorräte in Spinnseide ein und bewegen sich mit ihnen fort, wie Tarzan an der Liane.
Ganz schön beeindruckend. Warum machen es andere Tiere ihnen dann nicht einfach nach? Nun, es ist so: Der ganze Spinnapparat hat sich über Millionen von Jahren in unzähligen kleinen Schritten entwickelt. Denn Lebewesen vererben auf lange Sicht nur Eigenschaften, die ihnen zum Überleben besonders nützlich sind, und die sind von Art zu Art ganz unterschiedlich.
Andere Tiere können sich das Spinnen deshalb auch nicht einfach abgucken, weil sie dafür ja Spinndrüsen und Spinnwarzen bräuchten. Die haben aber eben nur die Spinnen. So sind die erfolgreichen Spinnen eine der am weitesten verbreiteten Tiergruppen der Welt. Allein in Deutschland leben über 1.000 verschiedene Arten – ich glaub, ich spinne!
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