Jule Brand und die Baller League: Der schnelle Kick

Die Baller League ist ein Versuch, Fußball für Kurzclip-Konsument*innen attraktiv zu machen. Nationalspielerin Jule Brand ist als Team-Managerin dabei.

Jule Brand schaut auf einen Fußballplatz.

Gehört mit ihren 21 Jahren selbst noch zur Baller League-Zielgruppe: Jule Brand, hier bei einem Training 2023 in Frankfurt Foto: dpa | Jürgen Kessler

Die Baller League ist eine neue Fußball-Liga mit Berichten auf Youtube & Co., die aussehen wie TV-Aufnahmen von einem Hallenfußballturnier aus den 90ern. Dazu gibt es kurze, schnelle, bunte Interview-Clips, die mit „Brudi“ beginnen und „sehr, sehr geil“ enden. Am 5. Februar findet der dritte Spieltag statt. Jule Brand, Fußballnationalspielerin und Profi beim VfL Wolfsburg, ist eine der zwei Managerinnen eines Teams namens Las Ligas Ladies.

Die Idee ist, eine neue Ära des Fußballs einzuleiten: Schnell, attraktiv, technisch versiert und dennoch irgendwie retro, so wie damals auf dem Bolzplatz. Denn Fußball über 90 Minuten ist einfach zu lang, gar langweilig. Vor allem für junge Menschen, für die es völlig normal ist, alle fünf Sekunden ein neues Kurzvideo zu konsumieren und Sport auf mindestens zwei Endgeräten gleichzeitig zu schauen. Also dauern die Spiele der Baller League eben nur zweimal 15 Minuten, werden auf einem Kleinfeld ausgetragen, sechs gegen sechs. Am Ende jeder Halbzeit gibt es über drei Minuten einen per Glücksrad gewählten Modus; drei gegen drei oder nur noch Volley-Tore sind zwei davon.

Besonders attraktiv soll die Baller League durch die prominenten Ma­na­ge­r*in­nen an der Seitenlinie sein. Ihre Aufgaben sind, Teams zusammenzustellen und diese vor und während der Spiele zu begleiten.

Ebenso wie die zweite Managerin ihres Teams, Selina Cerci vom 1. FC Köln, passt Brand hier in das Konzept. Mit ihren 21 Jahren gehört sie selbst quasi noch zur Zielgruppe. Und spätestens seit ihren guten Spielen in der deutschen Nationalmannschaft im vergangenen Jahr, das mit dem Vorrunden-Aus bei der WM ansonsten eher bescheiden lief, kennen die dribbelstarke und schnelle Spielerin nicht nur treue Zu­schaue­r*in­nen der Frauen-Bundesliga. Brand freut sich, Teil des Projekts zu sein und will gemeinsam mit Cerci die Liga „aufmischen“.

Auffangbecken für Ex-Profis

Unter den Ma­na­ge­r*in­nen sind einige Spieler und Ex-Profis wie Hans Sarpei, Max Kruse, Lukas Podolski, Kevin Prince Boateng oder Alisha Lehmann. Die meisten sind aber sogenannte Content-Creator, die auf Youtube, Instagram oder Tiktok Fußballtricks, absurde Wetten, die Analyse von ihren eigenen Fürzen beim Zocken oder Reaktionen auf das Ende der Jürgen-Klopp-Ära beim FC Liverpool veröffentlichen.

Die Liga streamt vor allem auf der Plattform Twitch. Die Übertragungen vom ersten und zweiten Spieltag, beide etwa sechseinhalb Stunden lang, haben 1,1 und 1,5 Millionen Aufrufe – dazu kommen die Klicks bei den anderen Internet-Berühmtheiten. Ein Match pro Tag läuft sogar im Fernsehen, bei ProSieben Maxx. Auch bei Youtube ist die Baller League, hat dort 21.000 Abonnent*innen, ebenso bei Instagram mit 182.000 Follower*innen. An die 14,6 Millionen der Bundesliga kommt die Baller League noch nicht ran. Aber es gibt sie schließlich auch erst seit ein paar Wochen.

Die Las Ligas Ladies stehen mit drei Punkten auf Tabellenplatz acht. Brand war bislang nicht vor Ort dabei, vor einer Woche musste sie montags selbst spielen. Am 5. Februar will ihr Team den zweiten Sieg. Vielleicht erstmals mit Jule Brand an der Seitenlinie.

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