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Geheimtreffen mit RechtsextremenSprachschutzpolizei auf Abwegen

Anastasia Zejneli
Kommentar von Anastasia Zejneli

Bei dem Treffen von Neonazis soll ein Vorstandmitglied des Vereins Deutsche Sprache anwesend gewesen sein. Höchste Zeit, den Club ins Aus zu schießen.

In diesem Gästehaus sollen sich im November 2023 hochrangige AfD-Politiker, Neonazis und finanzstarke Unternehmer getroffen haben Foto: Jens Kalaene/dpa

D ie Rechten organisieren sich, haben Geld und Macht. Ein weiteres Beispiel dafür, was die AfD, Neonazis und ihre Geldgeber in Deutschland vorhaben, lieferte das Recherchezentrum Correctiv am vergangenen Mittwoch. Seitdem ist das Medienecho groß, zu Recht bekommt die Frage eines bundesweiten AfD-Verbots weiteren Aufwind.

Dass hochrangige Politiker in einem Potsdamer Hotel die Vertreibung von Millionen von Menschen mit Migrationshintergrund aus Deutschland planen sollen, darf nicht ohne Konsequenz bleiben. Doch auf diese wartet man bisher vergeblich. Einer der Initiatoren des Treffens, Hans-Christian Limmer, Investor und „Hans im Glück“- Gesellschafter, musste die Restaurantkette nach den veröffentlichten Vorwürfen verlassen. Aber: Sein Rausschmiss ist eine Formsache, die ihm wohl als finanzstarken Investor wenig schaden wird.

Eine weiterhin fast unbeachtete Person, die Teil der Runde gewesen sein soll, ist Silke Schröder. In der Correctiv-Recherche kommt sie als interessierte Fragestellerin vor, die sich nicht sicher sei, wie man Deutsche mit „entsprechendem Pass“ umsiedeln soll.

Reden mit Rechten

Die Immobilienunternehmerin hat unter anderem ein eigenes Youtube-Format bei dem Kanal des Senders TV.Berlin. Dieser ist bekannt für regimefreundliche Beiträge zu Aserbaidschan. Darin spricht sie auch mit bekannten Ver­tre­te­r*in­nen der rechten Szene. Bekannte Gäste sind Alice Weidel, Thilo Sarrazin und Hans-Georg Maaßen. Als Vorstandsmitglied des Vereins Deutsche Sprache setzt sie sich laut Website für den „Erhalt der Deutschen Sprache“ und gegen die „ideologisch motivierte Genderbewegung“ ein.

Konsequenzen aus ihrer Teilnahme in Potsdam zieht der Verein nicht. In einer am Mittwoch veröffentlichten Stellungnahme distanziert er sich von Schröders „privaten Tätigkeiten“. Der Verein vertrete Menschen „aus allen politischen und gesellschaftlichen Schichten, die sich um die deutsche Sprache bemühen“, außerdem lehne er „Diskriminierung jeder Form ab“. Kurz gesagt: Die politische Gesinnung eines Vorstandsmitgliedes ist egal, Konsequenzen gibt es keine.

Überraschend ist das nicht, denn der Verein und sein Gründer Walter Krämer glänzen seit Jahren mit rechtspopulistischer Rhetorik. In dem Vereinsblatt „Sprachnachrichten“ und anderen Veröffentlichungen wettert der ehemalige Professor für Wirtschafts- und Sozialstatistik regelmäßig gegen die „Genderpest“ und regt sich in einem Interview in der rechten Wochenzeitung „Junge Freiheit“ über die „Medienmafia“ mit „rot-grüner Weltverbesserungsidologie“ auf.

Medienaufmerksamkeit für den Verein

Der Sprachwissenschaftler Stefan Hartmann zeigt im Online-Format Volksverpetzer, wie der Verein rechte Narrative nutzt, um gegen das Gendern zu argumentieren. Der Spiegel, der Stern, die Zeit, der Deutschlandfunk, auch die taz und viele mehr zitierten den Verein in den vergangenen Jahren, wenn es um Genderfragen ging.

Der jährlich ausgestellte Negativpreis „Sprachpanscher des Jahres“ des „Vereins Deutscher Sprache“ ist vielen Medien auch 2023 noch eine Meldung wert.

Noch im vergangenen Jahr veröffentlichte der Stern ein längeres Gespräch über inklusive Sprache mit einem Mitglied des Vereins. Die vielen mindestens rechtspopulistischen Aussagen thematisierte man nicht.

Spätestens jetzt, nach den jüngsten Erkenntnissen über Silke Schröder, ist zu hoffen, dass Jour­na­lis­t*in­nen erkannt haben, dass diesem Verein keine mediale Plattform gewährt werden sollte.

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Anastasia Zejneli
Autorin
Jahrgang 1999, studierte Wirtschaftspolitischen Journalismus in Dortmund und gründete ein Kulturmagazin für das Ruhrgebiet. War Taz-Volontärin und arbeitet aktuell im Europateam. Schreibt in der Kolumne "Economy, bitch" über Popkultur und Wirtschaft.
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6 Kommentare

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  • "Spätestens jetzt, nach den jüngsten Erkenntnissen über Silke Schröder, ist zu hoffen, dass Jour­na­lis­t*in­nen erkannt haben, dass diesem Verein keine mediale Plattform gewährt werden sollte."

    Das ist das Eine. Aber wie zur Hölle bekommt ein Sammelbecken für Nazis und Rechtspopulisten mit explizit anidemokratischer Ausrichtung den Status der Gemeinnützigkeit? Es wird höchste Zeit, den abzuerkennen!

    • @Dorian Müller:

      Ja, richtig. Diese Verein ist zwar gemein, aber nützlich wie ein Kropf!

      • @Matt Gekachelt:

        Es sind eben Rechte. In Deutschland geht es aus Tradition gegen links - zuletzt ironischerweise gegen Antifaschist*innen (VVN-BdA) und Holocaust-Überlebende. Da ist die Staatsräson gegen Antisemitismus durchaus flexibel. Zuerst wären die Nazis zu unbedeutend und nun sind sie zu bedeutend. Da kannste machen nüschts. Die Bürgis der Mitte haben es halt schwer. Vielleicht kommen ja doch noch mal die Kommies um die Ecke. Mindestens dafür muss mensch sich die Rechten warm halten. "Und Deutschland ist halt zu stark durchmischt mit Krimin..." Oh, das darf mensch ja eigentlich gar nicht sagen, obwohl die Rechten (und jene die es insgeheim sein wollen) keine Chance ungeschehen lassen, diesen menschenfeindlichen Müll in diverse gesellschaftliche Kommunikationskanäle zu kippen. Und vorgebliche Demokrat*innen helfen dabei, letzte Grundrechte wie Asyl komplett auszuhebeln. Deutschlands großartiger Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit, haha. ;-/

  • "Spätestens jetzt, nach den jüngsten Erkenntnissen über Silke Schröder, ist zu hoffen, dass Jour­na­lis­t*in­nen erkannt haben, dass diesem Verein keine mediale Plattform gewährt werden sollte."

    Das ist leichter gesagt als getan. Der VDS hat über den selbsternannten "Krieger wider die Gender-Sprache" Wolf Schneider in den letzten 50 Jahren einen größeren Einfluss auf die Ausbildung deutscher "Journalisten" (ungegendert natürlich) genommen, als irgendeine andere mit der deutschen Sprache befasste Vereinigung: de.wikipedia.org/w...d_Sprachstillehrer

    Die Idiosynkrasien des Journalistendeutsch der letzten Jahrzehnte sind in der Regel auf dem Mist des VDS gewachsen.

    Auch das war Teil der neurechten Strategie der "Besetzung des vorpolitischen Raums", und zumindest in den letzten Jahren war es offenbar keine zufällige Zusammenarbeit sondern eine koordinierte; die Kommunikation zwischen VDS-Granden und neovölkischen Hetzblättern lässt keinen Zweifel daran.

    Dafür, dass die Neofaschisten ständig behaupten, die Veränderung der Sprache habe keinen Einfluss auf die Veränderung der Gesellschaft, räumen sie der neuvölkischen "Sprachhygiene" doch eine überraschend große Relevanz ein. Aber dass Faschos lügen sobald sie ihr Faschomaul aufmachen - what else is new?

    Und dass Sloterdijk bei dem Laden war, überrascht auch kein bisschen.

    Dass die Einwände der *wissenschaftlichen* Sprachforschung, beim VDS handele es sich um blindwütige Ideologen mit unübersehbar völkisch-nationalistischer Agenda, jahrzehntelang nicht ernstgenommen, ja kaum jemals überhaupt umfassend berichtet wurden, ist auch alles andere als überraschend. Die Wissenschaft schafft ja keinen direkten Mehrwert, d.h. sie ist in ihrem Wesenskern "undeutsch".

  • Ei guck, Aserbaidschan. Ich sage doch, dass der Übergang der ganz Rechten bis tief in CDUCSU [1] eher sanft gleitet.

    Von wegen Brandmauer.

    [1] de.wikipedia.org/w...dschan-Aff%C3%A4re

    • @tomás zerolo:

      Das Aserbaidschan auch zum Deutschen Spach -und Kulturkreis gehört, war mir nicht bekannt. Es geht den Rechten, die es ja nicht nur bei uns gibt, darum die Weltherrschaft zu übernehmen und die Völker auszubeuten. Sie sind der inner State und wollen die Freiheit abschaffen, für die sie angeblich kämpfen!