piwik no script img

Weniger Handel mit China

Die EU-Kommission will künftig Investitionen aus Fernost systematischerfassen. Die Einschränkungen erfolgen auch auf Druck der USA

Aus Brüssel Eric Bonse

Die EU-Kommission zieht die Daumenschrauben gegenüber China weiter an. Künftig sollen chinesische Investitionen in den 27 EU-Ländern systematisch erfasst und auf mögliche Risiken geprüft werden. Außerdem will die Behörde europäische Investitionen in China und anderen Drittländern erfassen und prüfen. Auf zentrale Exportkontrollen will Brüssel jedoch vorerst verzichten – dagegen gab es Widerstand aus mehreren Hauptstädten.

Angesichts „tiefgreifender geopolitischer Turbulenzen“ müsse die EU „wirksamer gegen Risiken vorgehen“, erklärte Handelskommissar Valdis Dombrovskis am Mittwoch in Brüssel. Dombrovskis will mit den Maßnahmen verhindern, dass China und andere Drittstaaten einen zu großen Einfluss auf kritische Infrastruktur und sicherheitsrelevante Technologien in Europa gewinnen.

Der Vorschlag zur „wirtschaftlichen Sicherheit“ folgt der neuen Strategie des „De-Risking“, also der Risikominderung im Außenhandel. Ursprünglich sollte er bereits im Dezember kommen. Doch hinter den Kulissen gab es Streit. Mehrere Länder bestanden darauf, über Fragen der nationalen Sicherheit selbst zu entscheiden. „Wir wollten keinen Kompetenzstreit“, hieß es kleinlaut in Brüssel.

Doch der bahnt sich trotzdem an. Die geplante Prüfung von Auslandsinvestitionen gehe in Richtung eines „staatlich gelenkten Außenhandels“, klagt die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK). Eingriffe in die Lieferketten müssten den Unternehmen überlassen bleiben, betonte DIHK-Außenhandelschef Volker Treier.

Kritik kommt auch von der Bundesbank. Eine Abkoppelung von China würde der deutschen Wirtschaft schwer zusetzen, heißt es in deren Analyse. Eine Abkoppelung sei nicht geplant, betonte dagegen Dombrovskis. Allerdings steht die EU-Kommission unter Druck der USA, die Abhängigkeit von China zu verringern.

„Wir sollten in der EU nicht dem amerikanischen Ansatz folgen, bei dem alle wirtschaftlichen Interessen nur durch die Brille der nationalen Sicherheit gesehen werden“, warnt Bernd Lange (SPD), Chef des Handelsausschusses im Europaparlament.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen