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Debatte über Nationalpark OstseeNicht reden ist keine Lösung

Esther Geisslinger
Kommentar von Esther Geisslinger

Die Geg­ne­r:in­nen des Nationalpark-Plans verweigerten den Dialog mit Schleswig-Holsteins Umweltministerium. Das ist ein Alarmzeichen.

Ohne Dialog wird das Zusammenleben schwierig: zwei Menschen schauen an der Stohler Steilküste auf die Ostsee Foto: dpa | Frank Molter

S ie diskutiere nicht, „die Politik“, sondern entscheide über die Köpfe der Bevölkerung, lautet ein Vorwurf, der auch bei den aktuellen Bauernprotesten zu hören war. In Schleswig-Holstein wollte das Umweltministerium reden. Ein dreiviertel Jahr lang fanden Workshops mit Ver­tre­te­r:in­nen verschiedener Vereine und Gruppen statt, um über Schutzmaßnahmen für die Ostsee zu sprechen.

Doch ein Dialog kam nicht zustande, heißt es im Abschlussbericht zu diesem Konsultationsprozess. Statt sachlich-fachlicher Debatten gab es von der Mehrzahl der Beteiligten nur ein vehementes Nein zum Plan des Grünen Umweltministers Tobias Goldschmidt, einen Nationalpark zu errichten.

Dass die Abgesandten von Fischerei- oder Tourismusverbänden die Positionen ihrer Mitglieder transportieren, ist ihr Recht und auch ihre Aufgabe. Doch wenn in einer Debatte die Beteiligten keinen Millimeter nachgeben, sich durch kein Argument beeinflussen lassen, ist das ein Alarmzeichen. Der Abschlussbericht beschreibt ein gestörtes Vertrauen in das Ministerium und in „die Politik“ insgesamt. Teils fanden während der Workshops Debatten statt, ob der Konsultationsprozess sinnvoll sei. Aber wenn ein Dialog nicht mehr möglich ist, was bleibt? Darf dann der bestimmen, der am schnellsten den lautesten Mob zusammentrommelt?

Vergebene Chance

Die Beteiligten am Konsultationsprozess mögen mit ihrer Verweigerungshaltung dazu beigetragen haben, dass der Nationalpark nicht eingerichtet wird – aber stolz sollten sie nicht darauf sein. Schon vorher war es nicht wahrscheinlich, dass der Park kommt, schlicht weil die CDU als größere Partnerin in der Regierung dagegen ist.

Doch der Konsultationsprozess hätte eine Chance geboten, gemeinsam an Maßnahmen für den Schutz der Ostsee zu arbeiten. Lai:­in­nen in Bürgerräten kriegen so etwas oftmals gut hin – Lob­by­is­t:in­nen können es nicht.

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Esther Geisslinger
Schleswig-Holstein
Jahrgang 1968. Ist in der taz als Landeskorrespondentin für Schleswig-Holstein zuständig von Flensburg bis Elmshorn, von Fischerei bis Windkraft, von lokalen Streitigkeiten bis Landtagsdebatten. Schwerpunkte: Soziales, Gesundheitspolitik
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