Schadensbilanz von Rückversicherer: Teure Erderhitzung
Naturgewalten sorgten 2023 für finanzielle Verluste: Auch ohne Großkatastrophe verzeichneten Nordamerika und Europa mehr Schäden als je zuvor.
Steigende Temperaturen fordern ihren Tribut: Extreme Wetterereignisse haben im vergangenen Jahr auch ohne Großkatastrophe zu immensen finanziellen Schäden geführt. Das zeigt die Schadensbilanz des Rückversicherers Munich Re für das Jahr 2023. Danach lagen die weltweiten Gesamtschäden durch Naturereignisse bei rund 250 Milliarden Dollar, davon waren 95 Milliarden Euro versichert.
„Die seit Jahren beschleunigte Erderwärmung verstärkt in vielen Regionen die Wetterextreme und damit auch das Schadenspotenzial“, sagte der Chef-Klimatologe der Munich Re, Ernst Rauch. Rückversicherer wie die Munich Re versichern sogenannte Erstversicherer wie Allianz oder HUK-Coburg, bei denen Privatleute und Firmen Policen abschließen. Die Munich Re ist der größte Rückversicherer der Welt. Seine Expert:innen haben aufgrund der gesammelten Daten einen Überblick über das globale Schadensgeschehen.
Die Höhe der finanziellen Verluste durch Gewitter, Starkregen und andere Unwetter lag zwar 2023 auf dem Niveau von 2022 – aber anders als im Vorjahr gab es „keine Mega-Katastrophen in Industrieländern“, teilte die Munich Re mit.
Oft treibt ein Großereignis wie die Ahrflut die Schadensstatistik nach oben. Stattdessen führten viele regionale Ereignisse zu hohen Kosten. „Noch nie wurden in Nordamerika und in Europa derart hohe Gewitterschäden verzeichnet“, teilte der Rückversicherer mit. Von diesen Schäden in Höhe von 76 Milliarden Dollar waren 58 Milliarden versichert.
Extreme Temperaturen und Erdbeben
Extrem hohe Temperaturen haben die Wetterkatastrophen begünstigt. „Bei höheren Temperaturen verdunstet mehr Wasser, und mit der zusätzlichen Feuchtigkeit steigt in der Atmosphäre die potenzielle Energie für starke Unwetter“, sagte Klimatologe Rauch. Gesellschaft und Wirtschaft müssten sich an die veränderten Risiken anpassen.
Die Zahl der Todesopfer durch Naturkatastrophen war 2023 mit 74.000 Menschen außergewöhnlich hoch – nach im Schnitt 10.000 ums Leben gekommenen Personen in den vergangenen fünf Jahren. Grund dafür waren vor allem Erdbeben wie das in der Türkei.
Leser*innenkommentare
Questor
"Auch ohne Großkatastrophe verzeichneten Nordamerika und Europa mehr Schäden als je zuvor."
Vielleicht sollte das mal jemand der Münchner Rück stecken, die behaupten für Nordamerika
"Naturkatastrophen zerstörten Werte von 100 Mrd. US$[...] Trotz der zahlreichen schweren Gewitter blieb die Schadensumme aller Naturkatastrophen unter der des Vorjahres (2022: Gesamtschaden 160 Mrd. US$[...]"
Ajuga
@Questor Die höhere Schadenssumme 2022 resultierte aus einem einzigen Großereignis (Flächenbrände entlang der gesamten Pazifikküste).
Oder anders: nur weil es 2023 nur "kleine" Extremwetterereignisse gab, fällt die Gesamtschadenssumme geringer aus als 2022.
Lighfe
Es klingt im Artikel an, aber sollte nochmal verdeutlicht werden:
Klimakrisen Schäden in $ zu messen ist extrem unfair.
Das Haus, das in Bangladesch weggeschwemmt wird hat vielleicht monetär nur den Bruchteil des Wertes einer deutschen Doppelhaushälfte im Ahrtal.
Die Katastrophe bleibt jedoch die gleiche.
jobbe
@Lighfe Außerdem zählt die Münchner Rück nur die VERSICHERTEN Schäden. Und in USA/Europa stehen nicht nur höhere Werte, die jedes Jahr mehr werden, es sind auch mehr davon versichert. Bei einer gleichbleibenden Schadenshäufigkeit MÜSSTEN die Schadens-Kosten deshalb steigen. Gleichbleibende Kosten bedeuten weniger oder kleinere Schadensereignisse.
Andreas J
@Lighfe Stimmt, so habe ich das noch gar nicht betrachtet.
lesnmachtdumm
Hieß ma Münchner Rück. Tempi passati ...