Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.
Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?
Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.
"Er [Netanjahu] täte gut daran, allen voran die noch lebenden Geiseln aus ihrer Gefangenschaft zu befreien. Was dann kommt, ist zweitrangig."
Ich bin kein Fan von Netanjahu; Israel braucht eine andere Regierung und einen anderen Regierungschef!
Und ich möchte auch keine Geisel der Hamas sein!
Aber - "Was dann kommt, ist zweitrangig." Eine extrem naive/gruselige Vorstellung!!!
Möglich wäre dann z. B. das nächste Massaker der Hamas in vergleichbarer Größenordnung. Zweitrangig?
Natürlich darf man die (aktuellen) Geiseln nicht einfach opfern. Aber das finale Ausschalten (mindestens Neutralisieren) der Geiselnehmer muss trotzdem das eigentliche Ziel bleiben.
Dabei kann man mit der Hamas auch verhandeln. Absolut nichts was man mit Verbrechern/Geiselnehmern verhandelt, ist rechtsverbindlich; es zählt eigentlich nur, dass sie daran glauben.
""...... die (israelische Bevölkerung) das Vertrauen in die Armee verlor.""
===
Es war die israelische Regierung, das Parteienbündnis unter Netanjahu, welches trotz vieler Gefahrenwarnungen, selbst noch am Vortag des 7. Oktober, formuliert von Angehörigen der Armeeposten die am Gaza Streifen stationiert waren und das Massaker nicht überlebt haben, schlichtweg missachtet hat - mit den bekannten grauenvollen Konsequenzen.
Die Armee sind die Bürger Israels - auch die Reservisten sind derzeit im Einsatz, die zahlenmässig ein Vielfaches ausmachen im Vergleich zu den regulären Truppen. Im Vergleich zu allen anderen Armeen ist das israelische Militär am stärksten mit der zivilen Bevölkerung vernetzt.
Lässt man die Aussagen Netanjahus seit dem 7. Oktober Revue passieren sieht es eher
nach einem größer werdenden Graben zwischen Militär und dem Ministerpräsidenten aus.
Seit ihren Erfolgen bei den Landtagswahlen im Osten werden wieder Forderungen nach einem Parteiverbot der AfD laut. Wäre das eine gute Idee?
Ägyptens Friedensplan für Nahost: Frieden nur auf dem Papier
Nach dem Vorstoß aus Washington legt nun auch Kairo einen Plan für die Palästinensergebiete vor. Realistisch ist weder der eine noch der andere.
Der Druck auf die israelische Regierung wächst. Die Angehörigen der Geiseln fordern die Verhandlungen wieder aufzunehmen Foto: Ammar Awad/reuters
An guten Ideen für die Zukunft des Heiligen Landes mangelt es in diesen unheiligen Tagen nicht. Nach dem Vorstoß von US-Präsident Joe Biden, die Zweistaatenlösung zu reanimieren und der Palästinensischen Autonomiebehörde mit Präsident Mahmud Abbas an der Spitze neuen Ruhm und Macht zu verschaffen, meldet sich nun auch Ägypten mit einem Vorschlag.
Eine stufenweise Freilassung der Geiseln im Gegenzug für weitere palästinensische Häftlinge steht in dem Plan – und die Übernahme der Verwaltung von Westjordanland und Gazastreifen durch ein ExpertInnenteam. Rosige Perspektiven, wenn es nur nicht so schwierig wäre, die beiden Konfliktparteien davon zu überzeugen. Papier ist geduldig. Es stört sich nicht daran, dass Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu am 1. Weihnachtstag im Wall Street Journal seine Vorstellungen kundtat, die ganz anders aussehen.
Drei Bedingungen schweben ihm vor: Die Hamas muss zerstört werden, der Gazastreifen entmilitarisiert und die Bevölkerung dort deradikalisiert. Damit bleibt wenig Spielraum mit der gegnerischen Seite, die sich offenbar so wenig begeistert wie die israelische über die Vorschläge aus Kairo und Washington zeigte, in Verhandlungen zu treten.
Die Hamas hat ihr Hauptziel schon am 7. Oktober erreicht: Terror zu verbreiten, puren Schrecken und Verunsicherung der israelischen Bevölkerung, die das Vertrauen in die Armee verlor. Jahia Sinwar, Chef der Hamas im Gazastreifen und der Kopf hinter dem Massaker, das den Krieg auslöste, ist erbarmungslos – auch den eigenen Landsleuten gegenüber, deren Leid ihn nicht kümmert. Sinwar war einst zuständig für die Hinrichtung palästinensischer Kollaborateure.
Die Geiseln zuerst
Die Legende sagt, dass er einen Mann dazu zwang, seinen Bruder lebendig zu begraben. Die noch gut 100 im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln dienen Sinwar als wertvolle Verhandlungsmasse, wenn es darum geht, den eigenen Kopf zu retten. Mit jeder weiteren von den Terroristen ermordeten oder schlimmer: versehentlich von israelischen Soldaten erschossenen Geisel wächst der Druck der israelischen Bevölkerung auf die eigene Regierung, neue Verhandlungen für die Freilassung der entführten Menschen aufzunehmen.
Das dunkelste Szenarium am Ende des Krieges wäre für Israel der Tod der Geiseln und das Überleben der Hamas. Die Islamisten bis zum letzten Mann auszulöschen, wie es Netanjahu propagiert, dürften indes Illusion bleiben. Er täte gut daran, allen voran die noch lebenden Geiseln aus ihrer Gefangenschaft zu befreien. Was dann kommt, ist zweitrangig.
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Kommentar von
Susanne Knaul
Redakteurin Meinung
1961 in Berlin geboren und seit 2021 Redakteurin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.
Themen