Adventskalender (11): À bientôt à Paris
Dreimal die Woche ab Hauptbahnhof: Der Nightjet von Berlin nach Paris rollt wieder. Aber man sollte sich sputen. Die meisten Fahrten sind schon ausgebucht.
Es gibt sie noch, die nicht ganz so schlechten Dinge – auch wenn sie derzeit rar gesät sind. In diesem Advent zaubern wir jeden Tag etwas Meckerfreies aus unserem Kalender. Sei's kulinarisch oder klimatisch, musikalisch, oder, wie heute, mobil.
Mit dem Nightjet von Berlin nach Paris, und das in einer Nacht. Diese Zugverbindung wurde wiederbelebt: „Aus der Stadt der Musik in die Stadt der Liebe“. Damit geht die Verbindung an den Start. Diese Neuigkeit haben wir jedoch nicht der Deutschen Bahn (DB) zu verdanken, sondern der Österreichischen Bundesbahn (ÖBB).
Am Montag wird die erste Fahrt des Nightjets am Berliner Hauptbahnhof um 20:18 Uhr starten, in Halle (Saale), Erfurt und Straßburg halten und über Brüssel am Dienstag um 10:24 Uhr an der Gare de l’Est in Paris ankommen. Diese Strecke wird immer um dieselbe Uhrzeit montags, mittwochs und freitags ab Berlin bedient. Ab Oktober 2024 soll es dann eine tägliche Nachtfahrt geben.
„Wir hoffen, dass die durchgehende Verbindung nach Paris schon bald jede Nacht angeboten wird. Der Bedarf ist weit größer als dreimal wöchentlich, denn Tagverbindungen dauern 9 Stunden mit Umstieg“, sagt der zweite Vorsitzende des „Back-on-Track e. V.“, Bernhard Knierim, eine Initiative, die sich für die Förderung von nachhaltigem Reisen durch den Ausbau des europäischen Schienennetzwerks einsetzt.
Tatsächlich bestand die Nachtzugverbindung zwischen Berlin und Paris seit den späten 1990ern. Betrieben wurde sie damals von der Deutschen Bahn unter dem Namen „City Night Line“, bis sie dann 2016 aus betriebswirtschaftlichen Gründen eingestellt wurde. Später wurde der Nachtzug von der Österreichischen Bundesbahn (ÖBB) unter dem Nightjet-Service wieder aufgenommen.
ÖBB arbeitet an Ausbau
Eine weitere gute Nachricht ist auch die Klimafreundlichkeit der Nachtzüge. Laut einem Bericht von 2019 der Back-on-Track Germany e. V. könnte man durch Nachtzüge Emissionen des Flugverkehrs um 26 Prozent reduzieren. Andreas Matthä, Geschäftsführer der ÖBB. sagt: „Mit dem Nightjet bieten wir eine klimafreundliche Alternative zum Kurzstreckenflug innerhalb Europas. Die neuen Verbindungen sind ein starkes Zeichen der internationalen Zusammenarbeit zwischen den europäischen Bahnen.“
Tickets kann man online auf der ÖBB Homepage kaufen. Allerdings muss man hier schnell sein oder die Reise im Voraus planen, da die meisten Fahrten bereits ausgebucht sind. Der günstigste Tarif sind die Sitzplätze mit 29,90 Euro. Liegeplätze gibt es in Vierer- oder Sechserkabinen ab 59,90 Euro.
Paris ist nicht die letzte Station. Das Nightjet-Netzwerk soll in den nächsten Jahren weiter ausgebaut werden. Die ÖBB arbeitet bereits daran, mehr europäische Städte miteinander zu verbinden. „Für eine wirkliche Renaissance des Nachtzugverkehrs als Alternative zum Flugverkehr sind diese neuen Verbindungen jedoch nur ein Schritt von vielen, wir bräuchten noch ein erheblich erweitertes Nachtzugnetz“, sagt Knierim.
Bei solch einer Nachricht kann man wirklich nicht meckern. À bientôt à Paris.
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