Antimuslimischer Rassismus: Antirassistische Maßnahmen verschleppt
Die Empfehlungen der vom Berliner Senat eingesetzten Expert:innenkommission zur Bekämpfung von antimuslimischem Rassismus werden kaum umgesetzt.

Die Antwort des Senats zeige, „dass die Bekämpfung von antimuslimischem Rassismus keine Priorität für den Senat hat“, kritisiert Eralp gegenüber der taz. Zwar würden wichtige zivilgesellschaftliche Präventionsprojekte weiter gefördert, konkrete Maßnahmen würden jedoch nicht umgesetzt. „Weder wurden Richtlinien zur diskriminierungskritischen Überarbeitung von Schulordnungen erarbeitet, noch wurde das Neutralitätsgesetz zur Aufhebung des Kopftuchverbot für Lehrkräfte endlich geändert oder eine Ansprechperson beim LKA eingerichtet“, so Eralp.
Stattdessen solle im Rahmen einer künftigen Handlungsstrategie geprüft werden, welche Maßnahmen überhaupt umgesetzt werden sollen. Anderthalb Jahre nach Abschluss der Kommission, sei dies wenig zufriedenstellend, so die Linke-Politikerin. Eine Wiedereinrichtung der Expert:innenkommission ist für das Frühjahr 2024 geplant.
„Der Senat sollte für diesen Phänomenbereich die Mittel gezielt aufstocken“, fordert Eralp. Stattdessen werde laut der Antwort des Senats das Projekt Redar zur Erfassung und Dokumentation von antimuslimischem Rassismus im kommenden Jahr nicht weiter gefördert. Die Senatsverwaltung plane zwar ein neues Monitoring-Projekt, wann dieses startet, sei aber unklar. „Bis ein neues Projekt finanziert wird, könnte eine Lücke entstehen“, fürchtet Eralp. Und das, obwohl die Zahl antimuslimischer Vorfälle in Berlin steigt.
Auch die Ombudsstelle des Landesantidiskriminierungsgesetzes, an die sich Betroffene von staatlicher Diskriminierung wenden können, soll keine weitere Stellen erhalten. „Dabei gibt es dringenden Personalbedarf“, so Eralp. Bereits in der ersten Jahreshälfte gingen dort laut Senat insgesamt 590 Beschwerden ein – 60 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der größte Bereich hierbei war rassistische Diskriminierung. „Die Ombudsstelle zu stärken wäre ein wichtiger Beitrag zur Bekämpfung von antimuslimischem Rassismus, da sie in diesem Feld über viel Expertise verfügt“, fordert die Linke-Politikerin.
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