Festtage mit Kindern: Der Advent hat 24 Viren

Mit kleinen Kinder ist die Weihnachtszeit stressig. Alle werden krank, nichts läuft jemals wie es laufen soll – aber im Grunde ist das auch egal.

Verpackungsmaterial und Geschenkpapier liegen auf einem Tisch

Alle Geschenke schon gekauft und eingepackt? Foto: Pond5/imago

Der Advent hat 24 Viren und alle wohnen sie bei uns. In einer Woche ist Weihnachten und die Familie ist seit Wochen erkältet. Die Geschenke haben wir fast alle besorgt, es läuft also eigentlich alles glatt. Außer, dass noch nichts dekoriert ist. Die Weihnachtskiste haben wir vom Dachboden in ein Zimmer gestellt, wo sie jetzt Staub sammelt. Auch der Adventkranz, den ich fast rechtzeitig bestellt habe, hing über vier Wochen in der Post. Jetzt ist er da, zum dritten Advent, und den Kindern hat er vorher nicht mal gefehlt.

Leider haben wir auch den großen Adventbasar in der Schule verpasst, weil wir röchelnd in den Betten hingen. Natürlich haben wir es auch noch nicht auf den berühmten Wiener Christkindlmarkt geschafft und dieses Jahr wurden auch keine Adventkalender selbst befüllt, weil allein der Gedanke daran mir den November über Schweiß­perlen auf die Stirn getrieben hat.

Wie jedes Jahr habe ich dennoch komplett illusorisch Zutaten für acht Kilo Weihnachtsplätzchen gekauft, nur um das Mehl jetzt seit zwei Wochen kiloweise von einer Ecke der Küche in die andere zu räumen, weil ich keinen Bock auf den Dreck und die stundenlange Arbeit habe. Ja, ich liebe Backen, und Kekse liebe ich noch mehr, und ja, es macht den Kindern Spaß, aber genau für dreißig Minuten. Danach stehe ich noch drei Tage lang in der Küche und rolle den schier endlos im Kühlschrank lagernden Teig aus, weil, wenn schon, dann müssen die Kekse auch bis zum Dreikönigstag reichen.

Gestern hat das große Kind gefragt, ob es einen Wunschzettel malen soll, und ich habe energisch verneint, weil ich just da bemerkt habe, dass wir zwar fast alle Geschenke gekauft haben, aber vergessen haben, die Kinder vorher zu fragen, was sie sich eigentlich wünschen.

Nicht die teuren Dinge

Wir haben jeweils einen ihrer dringenden, aber nervigen (Gitarre) oder ramschigen (Pokemonplastikteil) Wünsche genommen, die wir im Kopf hatten, und ihnen dann noch ein gemeinsames Geschenk ausgesucht, mit dem sie länger spielen als eine Woche. Und dann haben wir alles, wovon wir dachten, dass es zu gleichen Teilen gefällt und brauchbar ist, als Wunschliste an interessierte Verwandte verteilt. Früher dachte ich, dass es etwas kontrolletti sei, anderen zu sagen, was sie Kindern schenken sollen. Heute weiß ich, dass es viel Geld spart und vor unnötigen Enttäuschungen bewahrt.

In einem symbolischen Akt die Viren loszuwerden, habe ich vor ein paar Tagen alles geputzt und die Stofftiere gewaschen. Dabei fiel mir der beige Stoffhund in die Hände, den sich das große Kind vor fünf Jahren sehr dringend zu seinem Geburtstag gewünscht hatte. Nach etwas Recherche der Luxus-Plüschtiermarken, die andere Kinder durch die Gegend trugen, habe ich damals kurzerhand einen für 12 Euro in einem Möbelhaus gekauft. Die Kinder lieben ihn wie kaum ein Spielzeug.

Sie haben ihn gekuschelt, ihn in den Kindergarten mitgenommen, ihn liegen gelassen, vertauscht, durch den Dreck gezogen, mit Essen bekleckert und wütend durch ihr Zimmer geworfen. Er war hundertmal in der Waschmaschine.

Heute sieht er aus wie die fließenden Uhren von Dali, aber immer wenn ich ihn sehe, denke ich daran, dass es nicht nur die teuren Dinge sind, die Kinder glücklich machen. Zumindest noch nicht.

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Schreibt über Gesellschaft, Politik, Medien und manchmal über Österreich. Kolumne "Kinderspiel". War 2013 Volontärin der taz panter-Stiftung, dann taz-Redakteurin. Von 2019 bis 2022 Ressortleiterin des Gesellschafts- und Medienressorts taz zwei. Lebt und arbeitet in Wien.

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