Weltmeisterschaft im Boxen: „Nie dürft ihr an mir zweifeln“
Katie Taylor holt sich von Chantelle Cameron den WM-Titel zurück. Spätestens jetzt ist die Irin eine der besten Boxerinnen aller Zeiten.
„… and the new …“. Der Satz war nicht zu Ende, da ging in Dublin der Jubel los, denn alle wussten: „The new“ ist die alte Box-Weltmeisterin, the one and only. Katie Taylor hat es wieder geschafft, die 37-jährige Irin ist wieder unangefochtene Weltmeisterin im Superleichtgewicht, und die Lobpreisungen überschlagen sich: Von einem „dramatischen Sieg“ berichtet die Irish Times, eine „epische Nacht“ hat der Guardian gesehen, und die Boxexperten von ESPN erkannten bei Taylor „die beste Leistung ihrer Karriere“.
Gegnerin war Chantelle Cameron aus England, die Taylor erst im Mai 2023 geschlagen hatte. Überraschend aber verdient hatte die 32-jährige Britin der bis dato ungeschlagenen Taylor ihren Titel abgenommen. Nun also der Rückkampf in der mit 9.000 Besuchern ausverkauften Arena von Dublin.
Taylor, eigentlich Leichtgewichtlerin, hatte in den ersten Runden Nachteile, rutschte sogar einmal aus, was aber kein Niederschlag war. Die ersten Runden dominierte Cameron, aber Taylor kam in den Kampf, traf präziser, ihre Aktionen wirkten durchdachter, zumal Cameron nach einem Aufeinanderprall eine blutende Stirn aufwies. Dennoch entwickelte sich die Auseinandersetzung zu einem der besten Boxkämpfe der vergangenen Jahre, vielleicht noch mehr.
Empfohlener externer Inhalt
Am Ende der 10 Runden gab es eine 95-95-, 98-92- und 96-94-Entscheidung für Taylor und die Absichtserklärung beider Lager, bald einen dritten Kampf anzusetzen.
Für Taylor sind das mindestens zwei große Zahltage. Gegen Cameron soll demnächst in Croke Park gekämpft werden, das Stadion mit 82.000 Plätzen. Und auch Amanda Serrano soll nach Irland gelockt werden. Gegen die in den USA lebende Puertoricanerin hatte Taylor im April 2022 im New Yorker Madison Square Garden einen anderen epischen Kampf geliefert – ein Weltereignis, das die Irin knapp gewinnen konnte.
„Ihr dürft nie an mir zweifeln“, rief Katie Taylor dem Publikum in Dublin zu. In Irland war Taylor schon vor dem New Yorker Kampf ein Star, und die Niederlage im Mai gegen Cameron hatte an ihrem Ruf wenig geändert. Sie war Olympiasiegern 2012, Amateurweltmeisterin, hat sich als Profi die höchsten Titel erkämpft, und ganz nebenbei war sie auch schon in der irischen Fußballnationalmannschaft. Durch den Serrano-Kampf wurde Taylor Weltstar, diejenige, die das Zeug hat, ihren Sport weltweit ganz groß zu machen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Vorgezogene Bundestagswahl
Ist Scholz noch der richtige Kandidat?
113 Erstunterzeichnende
Abgeordnete reichen AfD-Verbotsantrag im Bundestag ein
Bürgergeld-Empfänger:innen erzählen
„Die Selbstzweifel sind gewachsen“
USA
Effizienter sparen mit Elon Musk
Demokratie unter Beschuss
Dialektik des Widerstandes
Ein-Euro-Jobs als Druckmittel
Die Zwangsarbeit kehrt zurück