RSF-Miliz in Sudan: Regierung verliert Zalingei

Eine weitere Provinzhauptstadt ist an die RSF-Miliz gefallen. Diese versucht ein zusammenhängendes Herrschaftsgebiet zu errichten.

Ein Mann in grüner, mit Ordengeschmückter Uniform hebt einen Stab und lächelt

Seine RSF-Miliz hat eine weitere Provinzhauptstadt eingenommen: Mohammed Hamdan Dagalo aka Hametti Foto: Umit Bektas/reuters

BERLIN taz | In Sudan ist die aufständische Miliz RSF (Rapid Support Forces) weiter auf dem Vormarsch. Nach ihrer Einnahme von Nyala, der größten Stadt der westsudanesischen Region Darfur und Heimatstadt von RSF-Anführer Mohammed Hamdan Daglo, genannt Hametti, am vergangenen Donnerstag haben die RSF-Milizen am Dienstag auch die Stadt Zalingei, Hauptstadt der Provinz Zentral-Darfur, unter ihre Kontrolle gebracht.

Fotos und Videos zeigten RSF-Kämpfer in der Armeebasis der Stadt. Die dort stationierte 21. Infanteriedivision der sudanesischen Streitkräfte habe die Basis in der Nacht kampflos übergeben, berichteten lokale Aktivisten gegenüber lokalen Medien. Viele Soldaten hätten sich der RSF angeschlossen, der Aufenthaltsort der Kommandeure sei unbekannt.

Damit sind nun drei der fünf Darfur-Provinzen unter Kontrolle der RSF, die aus den Janjaweed-Milizen hervorgegangen ist, die vor 20 Jahren im Regierungsauftrag schwere Verbrechen an Darfurs Zivilbevölkerung begingen. Im April war die RSF in der sudanesischen Hauptstadt Khartum in den Aufstand gegen die Militärregierung getreten, in der sie bis dahin mitgearbeitet hatte. Aktuell versucht sie offenbar im Westen und Süden Sudans ein zusammenhängendes Herrschaftsgebiet unter ihre Kontrolle zu bringen.

Am Montagabend hatte die RSF die Vertreibung der Regierungsarmee aus der Luftwaffenbasis Balila im an Süd-Darfur angrenzenden Bundesstaat West-Kordofan gemeldet. Der Militärflughafen Balila sei bisher von sudanesischen Regierungsstreitkräften für Luftangriffe genutzt und „mit großem Erfolg befreit“ worden, gab die RSF bekannt. Zugleich habe man die Kontrolle über das Ölfeld Balila übernommen.

Friedensgespräche belastet

Es war vor dem Krieg eines der wichtigsten nach der Abspaltung Südsudans verbleibenden Ölfelder Sudans, mit einer Förderkapazität von bis zu 70.000 Barrel pro Tag, betrieben von Chinas staatlicher Ölfirma CNPC. Die Ölingenieure wurden laut einem Bericht des Radiosenders Dabanga zuvor in die nahe Provinzhauptstadt El Fula gebracht. Aus Balila kommt dem Bericht zufolge ein Großteil des Öls, das in Sudans größter Ölraffinerie El Jeili bei Khartum verarbeitet wird. El Jeili befindet sich bereits seit Juli in RSF-Händen.

Die militärischen Erfolge der RSF belasten die neuen Friedensgespräche zwischen den sudanesischen Kriegsparteien in Dschiddah in Saudi-Arabien, die vergangene Woche begannen. Die politische Sudan-Mission der UNO erklärte, sie erhoffe sich von den Gesprächen eine Umsetzung der Ergebnisse der letzten Dschiddah-Gespräche im Mai, die eine Waffenruhe und humanitäre Korridore zur Versorgung der notleidenden Bevölkerung vorgesehen hatten und dann aber folgenlos geblieben waren.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.