: Angst vor AfD-Landrat
Unternehmen warnen vor der Wahl des extrem rechten Kotré zum Landrat in Dahme-Spreewald
Von Gareth Joswig
Acht Jahre lang könnte dem Landkreis Dahme-Spreewald ein rechtsextremer Landrat drohen: Am Sonntag steht in Brandenburg der AfD-Kandidat Steffen Kotré in einer Stichwahl mit dem amtierenden parteilosen Zeuthener Bürgermeister Sven Herzberger. Wohl auch nach dem Schock, dass der Bundestagsabgeordnete aus dem völkisch-nationalistischen Flügel der AfD den ersten Urnengang am 8. Oktober gewonnen hatte, haben kurz vor der Stichwahl lokale Unternehmen, Forschungs- und Bildungsstätten vor den wirtschaftlichen Folgen der Wahl von Extremisten gewarnt.
In einem gemeinsamen Aufruf heißt es: „Weltoffenheit, gegenseitiges Verständnis und Respekt sind Werte, auf denen der Wohlstand unserer Region aufgebaut ist – gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist das wichtiger denn je. Auch unser Tourismus kann nur florieren, wenn wir Weltoffenheit leben und Extremismus eine klare Absage erteilen.“ Am Samstag soll es zudem um 17 Uhr eine zivilgesellschaftliche Demonstration unter dem Motto „Kein brauner Landrat im bunten LDS“ am Bahnhof von Königs Wusterhausen geben.
Im ersten Wahlgang hatte AfD-Kandidat Kotré 35,3 Prozent geholt und damit hauchdünn vor dem parteilosen Bürgermeister Herzberger gelegen, der auf 34,8 Prozent kam. Die AfD profitiert vom Bundestrend, multiplen Krisen und auch von der niedrigen Wahlbeteiligung vor allem in Berlins Speckgürtel.
Kotrés Gegenkandidat Sven Herzberger wird von der CDU, FDP und SPD, aber auch Linken und Grünen unterstützt. Er setze im Wahlkampf aber weniger auf „Blockbildung“, sondern vor allem auf verbindenden Pragmatismus, wie er dem rbb sagte: „Es geht darum, jemanden, der Verwaltung kennt, der im Landkreis lebt und der vor allen Dingen aus der demokratischen Mitte der Gesellschaft kommt, zum Landrat zu wählen.“
Kotré, der selbst nicht im Landkreis lebt, war im Wahlkampf vor allem durch rassistische Hetze gegen Flüchtlinge, Leugnung der Klimakrise und auf Landkreisebene uneinlösbare bundespolitische Abschiebe-Forderungen aufgefallen. Eine biografische Konstante im Leben Kotrés ist die große Nähe zu Rechtsextremen: Sein Name tauchte bereits vor rund 20 Jahren auf einer Unterstützerliste des notorischen Holocaust-Leugners Horst Mahler auf, ebenso soll er Blut-und-Boden-Gedichte für Neonazi-Websites verfasst haben. In der AfD trieb Kotré als einer der Erstunterzeichner der Erfurter Resolution die Radikalisierung voran und gilt zudem als Kreml-Sprachrohr.
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