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Liebe Alina,
ich finde es doof, das Du mir meine kleinbürgerliche Häme madig machst.
Auch wenn Du leider völlig recht hast.
Als eher Fußballuninterressierter war ich gezwungen, das Spiel Bayern gegen Darmstadt 98 anzuschauen.
Fern jeder persönlich Bindung, tat das Ergebnis für Darmstadt schon weh.
Somit nivelliert das Aus der Bayern aus dem Pokal das Gerechtigkeitsempfinden.
Es ist erfreulich, dass wenigstens im Pokal noch Überraschungen möglich sind.
"Kleinbürgerliche Häme"?
Es ist für Menschen, die nicht zu den oberen 10.000 gehören, vielleicht ein Hoffnungsschimmer, dass mit Geld nicht Alles zu kaufen ist.
Ein richtiger Kommentar, dennoch muss man Verständnis haben. Elf Meisterschaften in Folge haben ihre Spuren hinterlassen. Um sich das Ganze überhaupt noch anschauen zu können, muss hin und wieder eine Niederlage des FC Nimmersatt sein. Aber Frau Schwermer hat natürlich recht, eine Lösung haben die Amerikaner parat, die Profiligen haben sportliche Ausgleichsmechanismen, so gewinnen plötzlich die Denver Nuggets die NBA und eben nicht die Celtics oder die Lakers. Die europäischen nationalen Fußballigen werden von den CL-Vereinen dominiert, das wird auch so bleiben, so lange die mit ihrem vielen Geld machen können was sie wollen.
ein kluger Kommentar
Mir san Bayern - eh WURSCHT! Und der Rest too. But
“ Das hat etwas von Elon-Musk-Faszination.“
Das freut mich für le petit cheflereporter Peter vande Mondfahrt! Gellewelle.
Mr. Musk-Murks zu PU! - Schon •
@Lowandorder ...Pu von A. A. Milne - fasziniert mich & meine Familie auch mehr...schmunzel
UN-Blauhelme geraten unter israelischen Beschuss. Ein Stopp der Waffenlieferungen ist die einzige Sprache, die Netanjahu versteht.
Pokal-Aus des FC Bayern: Kleinbürgerliche Häme
Die Schadenfreude über die Bayern-Niederlage ist oberflächlich. Denn es sind gerade die kleinen Überraschungen, die die Bayern-Diktatur stabil halten.
So sehen Sieger aus: Der 1. FC Saarbrücken nach ihrem 2:1 Sieg gegen die übermächtigen Bayern Foto: Uwe Anspach/dpa
Die Männer des FC Bayern sind in der zweiten Runde des DFB-Pokals ausgeschieden, gegen den Drittligisten Saarbrücken, und für halb Deutschland ist das ein Thema. Auch für Leute, die vorher gar nicht wussten, dass Bayern in Saarbrücken spielt oder dass überhaupt Pokal stattfindet. Um Fußball geht es hier nur am Rande.
Es ist eine vorhersehbare Schadenfreude, die die Bundesrepublik bei jeder größeren Bayern-Niederlage ergreift und in die auch Linke gern einstimmen. Eine Häme, die kleingeistig, ritualisiert und öde ist. Statt Verhältnisse ändern zu wollen, feiert man einen Fehltritt; statt um Systemisches geht es wie immer um die bösen Bayern. Das hat etwas von Elon-Musk-Faszination.
Seit dem offiziellen Ende der Pandemie ist es bemerkenswert still geworden um Reformforderungen im Fußball. Dass die Reichen immer reicher werden und mit immer größerem Vorsprung ihre Titel holen, mobilisiert kaum mehr. Die Verbände sind unfähig, diese Großunternehmen zu regulieren. Selbst wenn sie es wollten – sie stehen so hilflos da wie ein Nationalstaat vor Amazon. 1977 schlug Saarbrücken den FC Bayern mit 6:1 – heute ist schwer vorstellbar, dass überhaupt irgendein deutscher Klub die Bayern mit 6:1 schlagen könnte.
Es gibt zahllose Vorschläge, Fußball klüger zu strukturieren: Vergesellschaftung von Ligen, Leistungsmessung auf Basis von Voraussetzungen statt Output, Tabellenpunkte auch für wirklich wertvolle gesellschaftliche Leistung wie Nachhaltigkeit und Soziales statt nur für Siege; Verbote unethischer Sponsoren, neue Spielformen. Unsichtbar bleiben sie auch dadurch, dass nicht einmal Fans sie für möglich halten.
Der Hohn über eine Bayern-Niederlage ist der kleinbürgerlichste und hilfloseste Umgang mit Macht. Kleine Überraschungen sind es, die die Bayern-Diktatur stabil halten. Dem System könnte nichts Besseres passieren als eine verpasste Meisterschaft im kommenden Frühjahr. Die Öffentlichkeit, inklusive vieler Linker, würde begeistert johlen. Und feststellen: Der Wettbewerb funktioniert doch. Zum Glück gibt es ja gar kein Problem, oder?
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Fußball
Kommentar von
Alina Schwermer
freie Autorin
Jahrgang 1991, studierte Journalismus und Geschichte in Dortmund, Bochum, Sankt Petersburg. Schreibt für die taz seit 2015 vor allem über politische und gesellschaftliche Sportthemen zum Beispiel im Fußball und übers Reisen. 2018 erschien ihr Buch "Wir sind der Verein" über fangeführte Fußballklubs in Europa. Erzählt von Reisebegegnungen auch auf www.nosunsets.de
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