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Die Beschwerden der Macher

Die Geschäftsführer der Euro 2024 GmbH, verantwortlich für die Fußball-EM im kommenden Jahr, beklagen ein fehlendes Engagement der Politik. Scheitert womöglich das „Sommermärchen 2.0“?

Es ist längst unübersehbar: Die einstige Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes am Ende der Otto-Fleck-Schneise im Frankfurter Stadtwald hat neue Untermieter. Draußen prangen die bunten Logos für die EM 2024, drinnen haben sich bereits knapp 200 Mitarbeiter der Euro 2024 GmbH eingerichtet. Bei Turnierstart am 14. Juni 2024 werden 550 Arbeitsplätze an diesem Ort, einem Joint Venture zwischen der Europäischen Fußball-Union (Uefa) und dem DFB, entstanden sein. Bislang kommen die Mitarbeiter aus 18 Nationen, fast die Hälfte sind Frauen.

Die Belegschaft will ein unvergessliches Event erzeugen, für das Turnierdirektor Philipp Lahm hohe Ansprüche formuliert. Doch die Begrifflichkeit vom „Sommermärchen 2.0“ fällt immer seltener. Die Geschäftsführer Markus Stenger, seit 2003 in der DFB-Organisation eingebunden, und Andreas Schär, der für seine fünfte EM seit mehr als einem Jahr in Frankfurt lebt, wissen, dass eine solche Stimmung nicht per Knopfdruck zu erzeugen ist. Und das hat auch mit der Unterstützung von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft zu tun.

Vor der WM 2006 wollten alle dabei sein, hatte Kanzlerin Angela Merkel für viele Wünsche ein offenes Ohr. Damals entstand für das Event die Kampagne „Land der Ideen“; beide Geschäftsführer vermissen ähnliches für die EM 2024, die auf staatlicher Seite offenbar kaum Begeisterung erzeugt: „Die Bundesregierung hat bisher noch keine spürbare Vision für das Turnier entwickelt.“

Der Schweizer Schär hält mit seiner Kritik als Uefa-Angestellter nicht mehr hinterm Berg: „Was die Bundesregierung derzeit liefert, reicht so nicht, um die Chancen einer Euro vollumfänglich zu nutzen. Wenn wir konkrete Fragen haben, verweist Berlin auf die Bundesländer, fragen wir dort nach, werden wir auf den Bund verwiesen. Wir brauchen klare Richtlinien und Engagement, damit wir zeitgerecht Entscheidungen im föderalem System erwirken können.“

Wenn der Managing Director öffentlich mehr Führung in der Koordination von der Bundesregierung einfordert, dann ist offenbar seit geraumer Zeit einiges liegen geblieben. Die beiden Topmanager, die sich die wichtigsten Arbeitsbereiche in dieser zentralen Steuereinheit aufteilen, spüren den Frust auch an anderer Stelle: „Die Bundesländer müssen auf der weiteren Wegstrecke stärker einbezogen werden.“ Die Ausrichterstädte Frankfurt, München, Berlin, Köln, Dortmund, Düsseldorf, Gelsenkirchen, Hamburg, Stuttgart und Leipzig seien mit Feuereifer dabei, um die große Bühne angemessen zu bespielen, sagt Schär: „Die zehn Städte tun unheimlich viel. Aber sie fühlen sich von Berlin allein gelassen.“

Der Bund beteilige sich zwar mit 13,2 Millionen Euro am EM-Kulturprogramm, aber: „Die Städte hätten gerne eine Unterstützung vom Bund bekommen.“ Nur ein Beispiel: Was abseits der offiziellen Fanzonen unter Uefa-Hoheit noch an Angeboten auf die Beine gestellt wird – das kostet auch Geld. Nur mit hehren Worten ist es da nicht getan, um wieder ein positives Bild von Deutschland zu erzeugen. Die Organisatoren erwarten neben dem klassischen Fußballanhänger auch massenhaft sogenannte „Eventfans“.

Die Nachfrage nach EM-Tickets ist riesig. Mehr als 20 Millionen Anträge für 1,2 Millionen elektronische Billets sind in der ersten Verkaufsphase eingegangen, obwohl außer bei Deutschland als Kopf der Gruppe A noch nicht feststeht, wer wann und wo spielt. „Deutschland muss sich anstrengen, damit es abliefert“, sagt EM-Planer Markus Stenger und bemängelt: „Das angekündigte nationale Mobilitätskonzept liegt uns leider immer noch nicht vor.“ (hel)

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