piwik no script img

Rechte Fans beim HSVUnliebsame Löwen zurück beim HSV

Eine rechtsextreme Fangruppe machte sich kürzlich per Banner im Stadion bemerkbar. Doch es gibt Widerstand.

Rechtsextreme unter den Fans? HSV-Stadion Foto: Philipp Szyza/Imago

Hamburg taz | Es gibt ein neues, altes Problem beim Hamburger Sportverein. Die Rede ist nicht von den immer wiederkehrenden Rückschlägen gegen Gegner aus dem unteren Bereich der Zweiten Fußball-Bundesliga. Es geht um den eigenen Anhang, genauer gesagt um die „Löwen“.

Sie gelten als Hooligans und Gruppierung aus der Neonazi-Szene und waren insbesondere in den 1970er- und 1980er-Jahren an vielen gewalttätigen Ausschreitungen beteiligt. Dies führte 1982 zum Tod des SV-Werder-Bremen-Fans Adrian Maleika, der sich am 17. Oktober zum 41. Mal jährt. Danach ging der Verein erfolgreich gegen die Gruppierung vor. Nun taucht sie wieder auf.

Die Löwen haben erst beim Heimspiel gegen Hertha BSC Berlin im August und dann im bis dato letzten Spiel im Volksparkstadion Ende September gegen Fortuna Düsseldorf auf sich aufmerksam gemacht. Eine schwarze Flagge mit dem Löwen-Logo hatte Teile des Banners des Supperter Club, der mit über 66.000 Mitgliedern größten Hamburger Fan-Organisation, auf der Nordtribüne verdeckt.

Nach diesem Vorfall wurde aus der Hamburger Fanszene die Petition „Raute gegen Rechts“ gestartet, in der die Verantwortlichen des HSV zum Ergreifen von Maßnahmen gegen die Löwen aufgefordert werden. So heißt es: „Weder in unserem Wohnzimmer, dem Volkspark, noch im Verein oder seinem Umfeld, akzeptieren wir die Präsenz und Aktivitäten von Nazis.“ Mehr als 2.000 Menschen haben die Petition unterzeichnet.

Die Löwen wollen reden

Die Löwen reagierten vergleichsweise zahm: Sie forderten einen Platz an einem runden Tisch. Laut Verein gab es diesen auch, wobei keine Details bekannt gegeben wurden. In der Vergangenheit hatte der HSV die unliebsamen Löwen aus dem Umfeld des Vereins zurückgedrängt, sie waren jahrelang von der Bildfläche verschwunden. Wie der NDR berichtet, umfasst die heutige Gruppierung maximal zehn Mitglieder. Das jüngste Vorgehen im Stadion konnte der Verein nicht sanktionieren, da es sich im Rahmen der Stadionverordnung bewegte.

Am Freitag äußerte sich der Verein in einer Pressemitteilung: „Unser Eindruck der bei den Löwen aktuell verantwortlichen Personen deckt sich nicht mit den reißerischen Headlines und Zuschreibungen der vergangenen Tage. Wir gehen nicht davon aus, dass von der Gruppierung Handlungen ausgehen, die gegen unsere Stadionordnung verstoßen.“ Zugleich fordern die Verantwortlichen des HSV, dass sich die Gruppierung ihrer Vergangenheit stellt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • "Dies führte 1982 zum Tod des SV-Werder-Bremen-Fans Adrian Maleika (...). Danach ging der Verein erfolgreich gegen die Gruppierung vor."

    Das ist falsch. Die "Löwen" blieben bis weit in die 90er Jahre aktiv im Volkspark und wurden schliesslich, so wie die "Savage Army" und der neonazistische "Bramfelder Sturm", Hooligans und rechte Skinheads Stück für Stück durch die aufkommende, eher linksorientierte Ultra-Fanszene aus dem Stadion gedrängt.

    "Nun taucht sie wieder auf." Auch hier irrt der Autor. Die Lüwen traten bereits im März 2012 in Erscheinung, als sie vom Entzug des Status als "offizieller Fanclub" gegen die Ultra-Gruppierung "Poptown Hamburg" profitieren und deren frei gewordenen Platz am Zaun für sich nutzen wollten, was aber letztlich am Widerstand weiter Teile der übrigen Fanszene scheiterte. Im Dezember 2017 kam es zu einer Massenschlägerei mit den Ultras von "Clique Du Nord", als sich Löwen mit ihren Kutten beim letzten Heimspiel des Jahres gegen den VfL Wolfsburg in der Kurve zeigten.

    "Das jüngste Vorgehen im Stadion konnte der Verein nicht sanktionieren, da es sich im Rahmen der Stadionverordnung bewegte." Auch hier irrt der Autor gewaltig. Denn das Banner der Löwen bleibt aufgrund der Verwicklung der Gruppe in den gewaltsamen Tod Maleikas verboten und darf im Stadion nicht gezeigt werden.

  • Die Verantwortlichen beim HSV lassen sich blenden und scheinen mit den Gepflogenheiten in der Fußballfanszene nicht vertraut zu sein. Dass die Löwen ihren Lappen über die Fahne des Supporters Clubs hängten, ist eine deftige Ansage. Üblicherweise ist bei so einer Aktion das Einverständnis der anderen Gruppe Voraussetzung. Wird das Ok nicht geholt oder wird keine Notwendigkeit für eine Zustimmung gesehen, stellen sich die Löwen über den Supporters Club. Den Mitgliedern der Löwen scheint es sehr wohl auch um ihren Status in der Szene zu gehen und nicht nur darum Fußball zu gucken. Sie hätten ihre Fahne auch irgendwo hinhängen können, aber nein, es musste ein exponierter Platz in der Kurve sein. Der HSV und die Fanszene sollten gleichermaßen harte Kante zeigen.



    Löwen raus!