Kriegsflüchtlinge in Myanmar: Tote im Schatten anderer Kriege

Myanmars Demokratiebewegung wird in internationalen Medien kaum noch behandelt. Dabei kommt es immer wieder zu Opfern auch unter Zivilisten.

Ein zerstörtes Lager mit Wohnhäusern.

Nach einem Luftangriff zerstörtes Flüchtlingslager nahe der Grenzstadt Laiza Foto: ap

Der Tod von rund 30 Zivilisten, darunter 11 Kinder, durch eine schwere Explosion in einem Flüchtlingslager im Nordosten Myanmars rückt den Krieg in dem südostasiatischen Land wieder kurz in die Weltöffentlichkeit. Die dominieren derzeit Nachrichten über den Angriff der Hamas auf Israel wie auch Russlands Angriffskrieg in der Ukraine.

Der sogenannte CNN-Effekt hat dafür gesorgt, dass die Unterdrückung von Myanmars Demokratiebewegung durch die Militärjunta kaum noch internationale Schlagzeilen macht. Schließlich dauert der militärisch ausgefochtene Machtkampf in Myanmar schon mehr als zweieinhalb Jahre, ein Ende ist nicht in Sicht. Zudem ist unklar, wer für die Explosion verantwortlich ist.

Das betroffene Gebiet nahe der Grenzstadt Laiza kontrolliert die ethnische Rebellengruppe Kachin Independent Army (KIA). Sie hat nahe dem Lager ein Militärcamp. KIA-nahe Quellen werfen Myanmars Militär einen Angriff auf das Flüchtlingslager vor, doch können sie nicht sagen, ob ein Flugzeug, eine Drohne oder ein Artilleriegeschoss verantwortlich ist. Alles ist denkbar und passt zum Vorgehen des Militärs. Doch unabhängige Quellen vor Ort gibt es nicht.

Das Militär erleidet in seinem Kampf gegen den erstaunlich starken Widerstand immer wieder hohe Verluste und greift deshalb vermehrt auf Luftangriffe zurück. Ein Militärsprecher weist die Vorwürfe eines Luftangriffs aber zurück und mutmaßt über eine Explosion in einem Munitionslager der KIA. Ausgeschlossen werden kann das nicht. Klar ist, dass es ohne den Putsch in Myanmar friedlicher geblieben wäre.

Bei der gewaltsamen Unterdrückung der Protestbewegung hat das Militär laut Schätzungen von Menschenrechtlern bis Dienstag mindestens 4.144 Zivilisten getötet. Hinzu kommt eine unklare Zahl getöteter Kombattanten beider Seiten. Myanmars südostasiatische Nachbarn haben sich als handlungsunfähig erwiesen, Russland und China blockieren wirkungsvollere Maßnahmen. Deshalb dürfte die Weltöffentlichkeit demnächst noch weitere Todesopfer in Myanmar beklagen.

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Asienredakteur seit 1997, studierte Politologie in Berlin und Communication for Development in Malmö. Organisiert taz-Reisen in die Zivilgesellschaft, Workshops mit JournalistInnen aus Südostasien und Han Sens ASIENTALK. Herausgeber der Editionen Le Monde diplomatique zu Südostasien (2023), China (2018, 2007), Afghanistan (2015) und Indien (2010). Schreibt manchmal auch über Segeln. www.fb.com/HanSensAsientalk @SHansenBerlin

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