Terror in Brüssel: Terror-Verdächtiger erschossen

Nach dem Anschlag auf zwei schwedische Fans melden die Behörden einen Fahndungserfolg. Der mutmaßliche Täter soll die Attacke dem IS gewidmet haben.

Tatort in Brüssel nach dem Anschlag

Blumen erinnern an den Anschlag der vergangenen Nacht: der Tatort in Brüssel am 17. Oktober Foto: Joel Marklund/Bildbyrån/imago

BRÜSSEL taz | Erleichterung in Brüssel: Wenige Stunden nach dem Terrorattentat, bei dem am Montagabend zwei Schweden im Alter von ungefähr 60 und 70 Jahren auf offener Straße erschossen worden waren, hat die Polizei den mutmaßlichen Täter gestellt und nach eigenen Angaben „neutralisiert“. Der 45-jährige Tunesier Abdesalem L. sei seinen Schussverletzungen erlegen, teilte die Staatsanwaltschaft am Dienstagvormittag mit.

Bei dem Mann wurde eine Waffe gefunden, die offenbar beim Anschlag vom Montag zum Einsatz gekommen ist. Nach Medienberichten handelt es sich um eine Kalaschnikow, ein Sturmgewehr sowjetischer Bauart. Der Täter soll mit einem Motorroller unterwegs gewesen sein, in einem Video soll er ­Rache im Namen des „Islamischen Staat“ (IS) geschworen haben.

Einen Bezug zum Angriff der Terrorgruppe Hamas in Israel gab es zunächst nicht. Vielmehr sieht es so aus, als habe der mutmaßliche Täter – ein abgelehnter Asylbewerber, der das Land schon 2019 verlassen sollte – im Zentrum der belgischen Hauptstadt Brüssel gezielt nach Schweden gesucht. Am Montagabend spielte in der Stadt die schwedische Fußballnationalmannschaft gegen Belgien.

Die belgische Regierung kam noch in der Nacht zu einer Krisensitzung zusammen. Das Fußballmatch wurde abgebrochen, das Stadion evakuiert. Zudem haben die Behörden die höchste Terrorwarnstufe in Brüssel ausgerufen und die Bewohner aufgerufen, in der Nacht zu Hause zu bleiben. Am Dienstagmorgen hatte sich die Lage in der belgischen Hauptstadt aber wieder einigermaßen normalisiert.

2016 erlebte Belgien bereits eine Terrorwelle

„Der Terrorismus schlägt blindwütig zu“, erklärte Belgiens Premierminister ­Alexander De Croo. Die Belgier, die bereits 2016 eine Terrorwelle erlebt hatten, würden sich davon jedoch nicht einschüchtern lassen. „Der Terrorismus wird uns niemals besiegen, bleiben wir friedlich und einig“, so der Regierungschef. Anders als 2016 – damals sprengten sich drei Terroristen am Brüsseler Flughafen und in der U-Bahn in die Luft – wurde kein Militär auf die Straßen geschickt.

In Belgien sind derzeit mehr als 600 Personen als radikale Islamisten registriert

Nach dem schnellen Fahndungserfolg wollte die Regierung die Lage am Dienstagnachmittag neu bewerten. Dabei dürfte die Frage im Mittelpunkt stehen, ob es sich bei Abdesalem L. um einen Einzeltäter handelt. Von seiner Tat wurde ein Video gedreht, was auf einen oder mehrere Komplizen hindeutet. „Wir können nichts ausschließen“, betonte Innenministerin Annelies Verlinden.

In dem Video hatte der mutmaßliche Angreifer seine Tat mit den Koran-Verbrennungen in Schweden begründet. Schwedens Justizminister Gunnar Strömmer sagte der Nachrichtenagentur Reuters, man stehe in Kontakt mit den belgischen Behörden. Die Regierung in Stockholm hatte bereits vor Angriffen im Ausland gewarnt, Mitte August verstärkten die Behörden ihre Terrorwarnung.

Asyldebatte flammt wieder auf

Dass der Terrorismus ausgerechnet in Brüssel zuschlägt, löst bei vielen Bürgern der Stadt Unverständnis und Wut aus. Schon 2016 war der Terror aus einem anderen Land – damals Frankreich – importiert worden. Diesmal konzentriert sich die Debatte auf Tunesien und die Frage, wieso die Behörden nicht härter gegen abgelehnte Asylbewerber und polizeibekannte Gefährder vorgehen.

In Belgien sind derzeit mehr als 600 Personen als radikale Islamisten registriert. Polizei und Justiz schaffen es jedoch nicht, sie allesamt zu überwachen.

Im Falle des nun verdächtigten Tunesiers hatte es wiederholt Warnungen gegeben; die Polizei hat den Mann jedoch nicht als Gefährder eingeschätzt. Polizeibekannt war er dennoch, wegen Menschenhandels, illegalem Aufenthalt und Angriff auf die Staatssicherheit.

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