Die Wahrheit: Eingliederungshilfe für Antisemiten

Diejenigen, die sich grässlich freuen über Terror gegen Israel, sollten unterstützt werden. Damit sie mit Leuten klarkommen, die Religionsquatsch nicht mitmachen.

Im berechtigten Zorn über die arabischstämmigen Menschen, die ihrer Freude über die Terroranschläge in Israel auf den Straßen und Schulhöfen von Berlin-Neukölln bis Duisburg Ausdruck verleihen oder auch nur Verständnis dafür aufbringen mit den üblichen, ihren Judenhass nur schlecht verkleisternden Phrasen der Art „Aber die Israelis machen ja schließlich auch dies und das“, wird nun vermehrt gefordert, man müsse diese ausweisen oder besser noch gleich verhindern, dass sie überhaupt ins Land kommen.

So unangenehm ich diese Zeitgenossen auch finde, scheint mir das zu kurz gedacht. Denn dann blieben sie ja im Libanon oder im Gaza-Streifen oder sonst wo im arabischen Raum und machten dort am Ende das, was Antisemiten eben machen, wenn man sie nicht daran hindert: Juden ermorden.

Deshalb schiene es mir sehr viel sinnvoller, sie hier zwar willkommen zu heißen, aber sie verbindlich ein wenig dabei zu unterstützen, mit Leuten klarzukommen, die ihren religiösen Quatsch nicht mitmachen wollen.

In den Sammelunterkünften müsste deshalb auf ihrem Zimmer auch immer mindestens ein Jude sein, der sich dreimal am Tag sein Tefillin umwickelt, während ein zweiter, nicht-gläubiger Jude derweil auf dem Handy zockt. Die Schulklassen könnten von lesbischen jüdischen Lehrerinnen unterrichtet werden, die in der großen Pause auf dem Schulhof ihre Freundin durchknutschen.

Halales gleich neben Schweinehack

Selbstverständlich sollen alle privat für sich ihre eigenen Werte leben und Vorschriften, die ihnen ihr höheres Wesen eingeflüstert hat, befolgen dürfen, aber ein paar Aktbilder an den Wänden können dabei ebenso wenig schaden wie ein Klassenkamerad, der sich an lustigen Mohammed-Cartoons erfreut.

In der Kantine gibt es außerdem gutes halales Essen, aber bitte unbedingt von einem Ausgabeschalter, der auch ordentliche Portionen Schweinehack unter die Leute bringt. Und aus therapeutischen Gründen Veganes, wo wir schon mal dabei sind. Dann singen alle zusammen „Hava Nagila“, „Toy“ von Netta oder meinetwegen auch „Sympathy for the devil“, Hauptsache jedenfalls nichts von Roger Waters, und letztlich wird es schon irgendwie werden auf Dauer.

Leider gibt es nicht so viele Juden bei uns, wie man für so eine Eingliederungshilfe bräuchte, zumal denen ein solcher Einsatz gar nicht zuzumuten wäre, aber die jüdischen Rollen in diesem Stück könnte man gut besetzen mit all jenen deutschen Linken, die immerzu beteuern, gar nichts gegen Juden zu haben, sondern nur die Politik Israels zu kritisieren oder Solidarität mit dem palästinensischen Volk zu üben. Oder mit den ­AfDlern, die Juden angeblich ganz toll finden. Können sie ja gleich mal unter Beweis stellen.

Sicherlich reichte auch eine solche Maßnahme nicht, den arabischen und deutschen Antisemitismus auszurotten, dafür ist er zu allgegenwärtig. Aber ein kleines bisschen besser würde die Welt vielleicht werden. Einen Versuch wäre es wert.

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Heiko Werning ist Reptilienforscher aus Berufung, Froschbeschützer aus Notwendigkeit, Schriftsteller aus Gründen und Liedermacher aus Leidenschaft. Er studierte Technischen Umweltschutz und Geographie an der TU Berlin. Er tritt sonntags bei der Berliner „Reformbühne Heim & Welt“ und donnerstags bei den Weddinger „Brauseboys“ auf und schreibt regelmäßig für Taz und Titanic. Letzte Buchveröffentlichung: „Vom Wedding verweht“ (Edition Tiamat).

ist die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit. Sie hat den ©Tom. Und drei Grundsätze.

kari

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