Schauspieler Peter Lüchinger: „Ins Leben einmischen“

Der Schauspieler Peter Lüchinger hat vier Jahrzehnte lang die Bremer Shakespeare Company geprägt. Anfang Dezember geht er in Rente.

Schauspieler Peter Lüchinger in der Garderobe vor einem Spiegel sitzend

„Ich habe noch keine Ahnung, wie ich damit umgehe“: Peter Lüchinger geht im Dezember in Rente Foto: Kay Michalak

wochentaz: Herr Lüchinger, Sie haben im Mai Ihre letzte Premiere an diesem Haus gespielt. Wie fühlt sich das jetzt an, hier in diesem Theater zu sein?

Peter Lüchinger: Na ja, der Tag kam ja nicht so überraschend. Ich weiß schon länger, dass dieser Abschied kommt. Wir haben uns als Bremer Shakespeare Company gesagt, mit dem offiziellen Renteneintritt ist das Arbeitsverhältnis beendet, um gewisse Probleme nicht zu bekommen, dass man so lange bleibt, bis man nicht mehr auf die Bühne kommt. Spielen kann ich noch weiter, wo auch immer, es muss nicht in diesem Haus sein. Dadurch, dass ich vorbereitet bin, ist es für mich nicht so emotional. Das kommt vielleicht noch, am letzten Tag. Mir fällt auf, dass ich in den vergangenen Jahren schon wahnsinnig viel gearbeitet habe und sehr oft hier war, viel Lebenszeit in diesem Gebäude verbracht habe. Dieser Ort wird als Arbeitsort weg sein, aber alles, was ich beim Spielen erlebte, das kann ich mitnehmen. Ich habe noch keine Ahnung, wie ich damit umgehe. Sicher ist, am 1. Dezember ist mein Renteneintritt.

Das heißt, die Arbeit in diesem selbstverwalteten Betrieb als geschäftsführender Vorstand ist dann beendet?

Ja, auch die interne Mitsprache als Mitgestalter und als Schauspieler.

Der Mensch

Peter Lüchinger hat in Zürich Schauspiel studiert und war zuerst am dortigen Schauspielhaus engagiert. Weitere Stationen seiner Laufbahn sind das Staatstheater Kassel und Berlin, wo er freiberuflich arbeitete. Seit 1989 ist Lüchinger Teil des Ensembles der Bremer Shakespeare Company und seit 1994 Teil deren Vorstandes. Mit der Bremer Historikerin Dr. Eva Schöck-Quinteros rief er die Reihe „Aus den Akten auf die Bühne“ ins Leben, die in szenischen Lesungen aus historischen Dokumenten Geschichte erfahrbar macht. (asl)

Sie bleiben dem Haus ja für die Repertoirestücke erhalten, sind dann aber als Schauspieler nur noch ausführendes Organ?

Im Grunde genommen ja. Das habe ich ein bisschen forciert. Man muss einen Schnitt machen, sonst kommen diese alten Säcke und plappern immer mit. Ich bin noch hier, sie können mich fragen, wenn sie ein Problem haben, aber dann bin ich nur ein Draufgucker. Seit letztem Dezember bin ich nicht mehr auf Sitzungen dabei, wo es um die Zukunft des Theaters geht. Über Entscheidungen äußere ich mich manchmal mit zwei, drei Sätzen, aber das sind nur Angebote.

Sie haben die Shakespeare Company jahrzehntelang wesentlich geprägt. Sagt man dann wirklich einfach: Es ist halt Arbeit und irgendwann ist es auch mal gut?

Ich habe mich darauf vorbereitet, weil das Theater zwar wichtig ist, aber ich viele andere Sachen habe, wo ich mein Interesse ausleben kann, was eher verhindert wurde durch die Tätigkeit hier. Ich habe nicht das Problem, dass mein Lebensinhalt nicht mehr hier ist. Was anderes ist das Mitfiebern über die Zukunft des Theaters. Ich habe öfters vor der Gruppe gesagt: Ich glaube, ihr kriegt das alles hin. Das Theater ist gut aufgestellt. Und wenn ihr zehn Fehlentscheidungen macht, wären die genau so passiert, wenn ich dabei gewesen wäre.

Und Ihre letzte Premiere im Mai?

Es war für mich total gut, dass ich als meine letzte Premiere „Anne-Marie die Schönheit“ von Yasmina Reza mit Stefan Otteni gemacht habe. Das war eine sehr intensive, spannende und glückliche Arbeit. Wir haben acht Wochen geprobt, morgens und abends. Es war ungemein spannend, wir haben viel improvisiert. Wir haben alte Theater-Fotos von mir angeschaut und ich habe meine Geschichte erzählt, nachgespielt. Es war ein Tasten in meiner Vergangenheit. Diese Erinnerungsarbeit kommt in „Anne-Marie“ nicht vor, aber ich konnte in den Proben viele Augenblicke von meinen Jahren hier in der Company bearbeiten. Und dadurch bin ich schon unheimlich befreit, da ist kein großer Ballast mehr, es geht mir einfach total gut, ich bin voller Zuversicht. Und was wichtig ist: Die Corona-Zeit war auf eine Weise sehr hilfreich, da konnte ich üben.

Den Abschied von der Bühne?

Nein, dass abends frei ist. Als Schauspieler hat man das verinnerlicht, abends proben oder spielen. Du kannst nicht planen. Im Grunde genommen ist dein soziales Leben auf diesen Rhythmus abgestimmt. Sommerurlaub, sechs Wochen weg, aber sonst immer verfügbar sein. Und plötzlich kann ich auch mal spazieren gehen! Das war so ein Moment von: Ach so, das gibt es ja auch! Und das ist natürlich super, da freu ich mich drauf.

Die Bremer Shakespeare Company wurde 1983 von sieben Schauspielerinnen und Schauspielern gegründet und widmet sich seither als selbstverwaltetes Theater vor allem dem Werk ihres Namensgebers. Neben Shakespeares Werken führt die Company auch eigene Stückentwicklungen und zeitgenössische Dramatik auf. Seit 1989 ist das Theater am Leibnizplatz in der Bremer Neustadt ansässig. (asl)

„Anne-Marie die Schönheit“ handelt von einer alten Schauspielerin, die auf ihr Leben zurückblickt. Sie zieht eine recht gemischte Bilanz. Warum haben Sie zum Abschied dieses Stück ausgewählt?

Ich wusste zwei Sachen: Ich probe sehr gern. Das Proben ist das Schönste und Aufregendste am Theater, da kann man unendlich viel ausprobieren. Und ich wusste auch, ich will einen Monolog zum Abschluss machen. Ich hatte die Idee, ein Stück selber zu entwickeln, zu schreiben. Aber ich habe gemerkt, da hätte ich mich ein halbes Jahr damit beschäftigen müssen. Aber diese Zeit fehlte mir, ich hatte Proben, ich hatte die innere Ruhe nicht, weil ich auch noch die Akten für das Projek „Aus den Akten auf die Bühne“ lesen musste. Das ist immer wahnsinnig arbeitsintensiv. Und in der Corona-Zeit war es zu früh. Da wäre eigentlich viel Zeit gewesen, aber da hatte ich noch keine richtige Idee und Perspektive. Dann kam das Stück mit ganz vielen, sehr schönen Zufällen zu mir.

Was für Zufälle, erzählen Sie.

Ich komme aus einem Ort, der heißt Aarau. Freunde von damals kennen den Schauspieler Robert Hunger-Bühler. Hunger-Bühler ist katholisch und war auf der gleichen Schauspielschule wie ich. Meine Familie ist ebenfalls katholisch. Wir haben einen Familienpfarrer, der alle Hochzeiten, Taufen, eigentlich alles für uns gemacht hat. Er hat Hunger-Bühler in seiner Jugend begleitet. Und Hunger-Bühler spielt also die „Anne-Marie“ in Aarau, und meine Freunde fahren dorthin und gucken sich das an. Meine Partnerin ist ebenfalls mitgefahren, und hat mir von der Aufführung erzählt. Dann habe ich mir das Stück gekauft und dachte, ein spannendes Stück, passt zu mir, auch mit der Auflage, dass ein männlicher Schauspieler die Rolle spielen muss, und ich hätte auch mein Zeitproblem gelöst.

Es ist eine Besonderheit der Shakespeare Company, dass Sie immer wieder Gastspiele geben in kleinen Theater, in der Provinz, sozusagen. Das kam mir in den Sinn, als ich in der Premiere von „Anne-Marie“ saß, die es nie auf die großen Bühnen geschafft hat. Was geht einem als Schauspieler durch den Kopf, wenn man diesen Text hat mit dieser Geschichte?

Das Wort Karriere fällt ja oft. Hat man als Schauspieler Karriere gemacht? Ich gucke jetzt auf 40 Jahre Theater zurück. War das erfüllt, war das jetzt eine Karriere, oder wie war das? Warum bin ich so lange hier geblieben? Ich hätte ja auch am Staatstheater weitermachen können. Einige Entscheidungen macht man bewusst und andere, weil man sich etwas erhofft. Anne-Marie sagt: „Ich habe ein glückliches Leben“, das nehme ich ihr ab, weil sie vieles aus ihrem Leben verdrängt. Weil sie die Gefahren kennt, wenn man von ganz oben so tief fällt. Also überlebt sie pragmatisch. So spricht sie auch über ihren Mann: langweilig, aber zuverlässig. Solche Sätze, das tut weh. Sie drückt das Problem einfach weg. Da ist sie knallhart mit sich selber. Im Grunde genommen ist die Shakespeare Company ja kein so richtig berühmtes Theater. Es gibt Erfolge, aber eben in einem überblickbaren Rahmen, Bremen und umzu. Wenn du Filmkarriere machst, erkennt dich jeder Hutzelputzel. Aber im Gegensatz zu Anne-Marie konnte ich hier wahnsinnig viel machen. Ich habe mir immer gesagt, solange es über 50 Prozent ein positives Gefühl ist, bleibe ich bei der Company. Da gibt es so viele Möglichkeiten, und wenn sie nicht erfüllt werden, dann liegt es an mir, und ich muss noch mehr dafür kämpfen, noch überzeugender sein. Deswegen ist „erfüllt“ ein stimmiges Wort. Wenn ich jetzt zurückschaue, könnte ich sicher sagen, welche Fehler wir zu welchem Augenblick gemacht haben, was man hätte anders machen müssen, aber das ist jetzt nicht mehr wichtig. Ich bin seit 33 Jahren hier und mache seit dem ersten Tag bei der Organisation mit. Ich kann nicht einschätzen, was „mein“ ist, was mein ganz persönlicher Verdienst ist. Ich glaube, weil ich Schweizer bin, ist mir Deutschland immer noch teilweise fremd.

Warum? Das müssen Sie erklären.

So wie ich die Schweiz früher erlebt habe, geht es mehr als hier darum, in Auseinandersetzungen einen politischen Konsens zu finden. Und einen Konsens zu finden, das ging bei uns in der Company sehr gut. Ich bin eigentlich ein Gegner von Abstimmungen. Überzeugender ist, wir müssen gemeinsam einen Konsens finden. Das heißt, ich muss den anderen überzeugen, er kann mich überzeugen oder wir überzeugen uns für eine dritte, vierte oder fünfte Möglichkeit, die wir noch nicht kennen und damit gemeinsam erschaffen müssen. In diesem Konsensfinden, da war ich, glaube ich, relativ stark und wichtig für das Theater in den letzten 30 Jahren.

Das ist sozusagen der Schweizer Einfluss auf die Shakespeare Company?

Das ist auch meine Lebenshaltung. Und dann ist da auch ein Autor wie Shakespeare, der genau das Gegenteil macht. In seinen Stücken gibt es keinen Konsens, da gibt es kein Dazwischen. Das ist geil: Du hast eine Bühne, da kannst du in den Rollen alles, diese Radikalität ausleben. Und im Alltag versuchst du, den Konflikt, mit den Erfahrungen von der Bühne, fruchtbar zu machen. Diese beiden Welten sind natürlich ein großes Geschenk.

Wie gut funktioniert denn dieses Konsensprinzip?

Ich glaube, das gehört zur Geschichte von diesem Haus. Es gab Krisen, dabei auch einige wirklich existenzielle Auseinandersetzungen. Aber ich glaube, ein Hauptmotor, dass dieses Theater überlebt hat, ist, dass wir uns immer wieder zusammenringen können. Dass die Leute sich immer befreien können von dem, was gewesen ist. Und das Wichtigste: Wir machen und spielen zusammen Theater. Und dem muss man eigentlich alles unterordnen. Diese gewünschte Gleichheit im Ensemble muss man immer üben. Es ist ja nicht utopisch, aber es ist ein Versuch, ein fortwährendes Experiment. Ich glaube, die, die weggehen, nehmen viel mit, für ihr Leben. Und das ist mir fast das Wichtigste. So wird dieser Ort auch ein sozialer, politischer Ort. Dass du hier angereichert rausgehst und neue Möglichkeiten kriegst, wie du mit dir umgehen kannst, wie du dich verhältst mit deinem Handeln. Du verbringst ja den Großteil der Lebenszeit hier. Das Positive: Hier kannst du viele Rollen spielen. Das Negative: Man kann sich in den vielen Rollen auch verlieren. Zu viel Freiheit ist ja auch gefährlich. Man muss sie gestalten, sonst ist sie eine hohle Hülle.

Sie sind nicht nur als Schauspieler präsent, sondern auch als Eiswettschneider bei der alljährlichen Bremer Eiswette, einer historischen Wette, ob die Weser am 6. Januar zufriert oder nicht. Wie würden Sie die politische Dimension Ihrer Arbeit beschreiben, die über das Theater hinausgeht?

Mir war früh klar, dass ich nur da Theater machen kann, wo ich lebe. Ich muss verstehen, wie die Menschen leben, um sie erreichen zu können. Und ich muss mich in dieses Leben einmischen können. Alle Menschen in dieser Stadt sind für mich interessant, alle Schichten, von oben bis unten, alle. Ich habe kein Vorurteil über sie. Sie haben Absichten, Motive für ihr Handeln, so wie Shakespeare-Figuren, und die muss ich rausfinden. Da kann ich sehr viel lernen von den Menschen. Wenn man lange in einer Stadt lebt, gehen natürlich viele Türen auf, und ich bin ein Mensch, der nicht nein sagen kann. Ich sage zu Anfragen immer ja, weil es meistens etwas Spannendes zu entdecken gibt. Wenn du mich vor 30 Jahren gefragt hättest, ob ich den Eiswettschneider spiele, hätte ich gesagt: Nie und nimmer, das geht politisch nicht, das macht man nicht, das ist doch lustig, und Theater muss doch ernst sein. Als Schweizer in Deutschland habe ich sozusagen nie politisch tätig werden können, weil ich nicht wählen durfte. Diese neutrale Position gefiel mir. Mit dem Theater kann ich der Gesellschaft den Spiegel vorhalten. Ich kann mich auf der Bühne ausdrücken und auf eine Weise agitieren, aber ich muss mich ja nicht für Parteien oder so entscheiden, ich muss ja nicht wählen. Jetzt kann ich, ich habe den deutschen Pass, seit fünf oder sechs Jahren. Jetzt bin ich Doppelbürger.

Das ist relativ spät …

Das war lange Zeit nicht möglich, die doppelte Staatsbürgerschaft, erst als die Schweiz dem Schengen-Abkommen beitrat. Ich bin dann zum Amt für Migration gegangen, wo sie mir gesagt haben: Alle diese Fragen müssen sie ausfüllen, zum Beispiel alle Wohnorte seit der Geburt. Und ich dachte, das geht die einen Scheißdreck an, nicht wegen mir, sondern stell dir vor, du bist geflüchtet und musst solche Fragen beantworten. Was willst du da schreiben? Ich bin in Syrien geboren, dritte Straße links. Alle Angaben müssen stimmen, wenn sie nicht stimmen, bist du raus für immer, weil du scheinbar geschummelt hast. Das Formular lag mindestens drei Jahre auf meinem Arbeitstisch und ich hab mir gesagt: Das geht die nichts an. Ich wohne seit 10, 12, 20 Jahren in Deutschland. Das muss ich angeben. Meine deutsche Biografie. Aber es geht die einen Scheißdreck an, was ich vorher gemacht habe.

Was hat Sie dann umgestimmt?

Dann kamen Verhandlungen über ein neues Rahmenabkommen zwischen der EU und der Schweiz. Und ich hab mir gesagt, es ist nicht schlecht, einen EU-Pass zu haben, bevor die Möglichkeit wieder wegfällt. Ich wollte mich auch entscheiden, dass ich zumindest regionalpolitisch eingreifen kann, dass ich mich dazu verhalten muss und nicht mehr sagen kann: Ich bin Schweizer, ich bin neutral. Also dass eben ein Wahltag kommt, ich mich entscheiden muss, und dann muss man vielleicht vier Jahre dafür leiden, dass man die Falschen gewählt hat.

Sie haben mal gesagt, dass Ihnen die Schweiz zu eng wurde und Sie da rausmussten. Und dann kommen Sie nach Bremen, in eine Stadt, wo eigentlich auch alles relativ eng ist. An anderer Stelle haben Sie gesagt, dass Sie sich überlegen, wann Sie auf den Marktplatz gehen, weil Sie da immer jemanden treffen, den Sie kennen.

Ja, das ist ein Widerspruch in sich. Aber diese Aussagen haben eine gewisse zeitliche Dimension. Aus der Schweiz bin ich mit 25 weggegangen, da war die Schweiz wirklich sehr verhockt, verklebt. Im Grunde müsste ich jetzt aus Bremen weg, das erinnert hier an die Schweiz von früher. Als ich aus der Schweiz wegging, dachte ich, da muss man alles in die Luft sprengen, die Schweiz ist so eng. Ich kam auf die Schauspielschule, das war die Zeit von „Züri brännt“, der Häuserbesetzungen und so weiter. Mein erstes Jahr in der Schauspielschule habe ich größtenteils auf der Straße verbracht. Da hat es richtig geknallt. Aber dann bin ich weggezogen. Das Resultat der Bewegung habe ich nicht mehr erlebt. Der Schweizer kann nicht so richtig streiten, der streitet ja wortlos. Die Mundart ist eine sehr schwache Sprache, keine Argumentationssprache, wo du in fünf Nebensätzen reden kannst. Deswegen dachte ich in Deutschland am Anfang: Die streiten sich ja alle, die hauen sich gleich die Köpfe ein …

Und?

Aber nein, die diskutieren, die setzen sich auseinander und man muss Position beziehen. Sonst geht es in der Diskussion nicht weiter. In der Schweiz lösen sich die Konflikte meistens schnell im Konsens auf, eine hartnäckige Opposition ist nicht gewollt. Die Schweizer Bundesregierung hat sieben Minister, die Bundesräte, die kommen von verschiedenen Parteien. Aber der Innenminister spricht im Namen des Bundesrates, auch wenn seine Meinung vielleicht diametral entgegengesetzt ist. Er muss sich der Meinung des Bundesrates unterordnen. So etwas kann man sich in Deutschland nicht vorstellen. Oder vielleicht ist es eher ein Gefühl.

Ist die Company so etwas wie die gelungene Synthese daraus, dass man sagt, wir streiten uns, aber wir finden immer einen Konsens?

Genau, nicht die Mehrheit ist per se wichtig. Am Theater sind wir 30 Menschen, bei einer solchen Zahl geht es gerade noch so, dass du alle irgendwie direkt erreichen, berühren kannst. Ein Ideal, das natürlich auch viele Haken hat. Aber wir existieren immer noch nach annähernd 40 Jahren. Ohne Führung, ohne Intendanz. 30 Menschen leben davon, ohne dass einer oben steht und sagt: So geht es. Bei uns hat auch jeder einen Theaterschlüssel. Den kriegt er am ersten Tag. Es kann sein, dass er schon am zweiten Tag alles klaut, dann hat man Pech gehabt. Ich gebe trotzdem jedem einen Vertrauensvorschuss. Das ist auf der Bühne genau das Gleiche. Wenn du zusammen Theater spielst, musst du dem anderen etwas schenken, sonst funktioniert das nicht. Das macht Theater aus. Das macht meines Erachtens gesellschaftlich, politisch erfülltes Leben aus.

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