Aktivist über Sucht und Behinderung: „Ich bin einfach da reingeflutscht“

Seit seiner Jugend hat Waldemar Gerhard Krisen mit Alkohol bewältigt. Eine Therapieeinrichtung hat ihm geholfen, sich selbst zu helfen.

Waldemar Gerhard sitzt auf einem Stuhl im Gruppenraum der Ambulanten Suchthilfe Bremen

Waldemar Gerhard, hier in der Suchtberatungsstelle, hat Strategien gefunden, sich selbst zu helfen Foto: Hannes von der Fecht

wochentaz: Herr Gerhard, wann haben Sie Ihr erstes Bier getrunken?

Waldemar Gerhard: Ich hab meine Mutter 1975 verloren. Das war nicht gerade die gute Zeit. Ich habe da gerade seit knapp zwei Monaten gearbeitet und dann bin ich praktisch in diesen Sumpf reingefallen, also Alkohol.

ist 1959 im niedersächsischen Baden geboren. Seit er 16 ist, arbeitet er in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung, wo er u. a. Teile für die Automobilindustrie zusammenbaut. Seit seiner Jugend hat Gerhard Krisen mit Alkohol bewältigt. Irgendwann hat er gemerkt, dass es zu viel ist. Inzwischen hat er Strategien gefunden, mit der Sucht umzugehen und emotionalen Stress ohne Alkohol zu bewältigen. In Krisen helfen ihm seine Freundin, sein Betreuer und die „Gruppe in Leichter Sprache“ der Ambulanten Suchthilfe Bremen, sowie eine Selbsthilfegruppe zum Thema „Alkohol für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung“ beim Bremer Netzwerk Selbsthilfe. Wenn er nicht gerade arbeitet oder läuft, engagiert sich Gerhard als Experte in eigener Sache für Menschen mit Behinderung. In seiner Werkstatt war er bereits im Werk­statt­rat aktiv. Inzwischen ist er Klientensprecher beim Behindertenhilfeträger martinsclub.

Sie waren damals ein Jugendlicher?

Da war ich 16 und noch nicht volljährig, dann musste meine Tante für uns sorgen und die Vormundschaft übernehmen.

Können Sie mir erzählen, wie Sie aufgewachsen sind?

Ich bin 1959 in Baden (in Niedersachsen; Anm. d. Red.) geboren worden. Mit drei Jahren hat man bei mir ’ne Gehirnhautentzündung übersehen und das hat sich dann umgeschlagen auf diese epileptischen Anfälle. Darum bin ich auch nicht in eine richtige Ausbildung gekommen, weil ich diese Anfälle hatte und keine richtige Schule besuchen konnte. Hab’s ja mal versucht, aber es hat nicht geklappt. Darum bin ich in die Sonderschule gegangen.

Wie war Ihre Kindheit?

Ich muss ganz ehrlich sagen, das war auch nicht immer einfach. Erst haben wir in Achim (Stadt in Niedersachsen; Anm. d. Red.) gewohnt. Und 1972 sind wir nach Bremen gezogen. Wir waren mit fünf Mann in einer Wohnung. Meinen Vadder hab ich mit 7 verloren.

Sie waren ganz früh alleine?

Ja, ja. Mit 16 ist meine Mudder verstorben. Und dann hieß es, selbst auf die Füße zu kommen. Das war auch nicht immer einfach klarzukommen.

Wie war das, als Sie in die Sucht gerutscht sind?

Ich konnte nicht klarkommen damit, wo meine Mudder verstorben ist, wo mein Bruder verstorben ist, meine Tanten, meine Onkel, meine Oma. Das waren alles so diese Sachen, die mir zu schaffen gemacht haben und dann bin ich einfach da reingeflutscht. Ich wollte das eigentlich gar nicht, aber dann hab ich die Kurve nicht gekriegt.

Was hat der Alkohol Ihnen gegeben?

Ich wollte auf andere Gedanken kommen. Ich wollte das einfach verdrängen. Wo ich gemerkt hab, ich komm irgendwie nicht klar, hab Langeweile, bin ich runtergegangen in die Kneipe, hab mit einigen Leuten Spiele gemacht, Kniffel oder was weiß ich oder eben geflippert. Da hat jeder, wenn er ’ne Runde verloren hat, ’ne Runde ausgegeben. Dann war man praktisch schon mit drin.

Haben Sie Ihr ganzes Leben lang zu viel getrunken?

In der Jugend hab ich angefangen. Als mein Bruder verstorben war, wurde das schlimmer. 2000nochwas war das. Da hab ich gemerkt, dass ’ne Bindung fehlte. Und auch einer, der für einen da war.

Wie alt waren Sie da?

Menschen mit geistiger Behinderung haben genauso oft Suchtprobleme wie Menschen ohne geistige Behinderung. Oft haben Behinderte aber nicht den selben Zugang zum Suchthilfesystem, wie Nicht­behinderte. Speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Angebote gibt es in Deutschland selten.

Das Projekt „Inklusive Sucht-Beratung“ der Ambulanten Suchthilfe Bremen (ASHB) ist eines von ihnen. Betroffene können hier Einzelberatung und das offene Angebot „Gruppe in Leichter Sprache“ wahrnehmen. Die Finanzierung läuft Ende 2023 aus.

Das Bundesmodellprojekt „Tandem“ hat einen Hilfefinder aufgebaut, der bundesweit Adressen von Einrichtungen und Hilfeangebote im Bereich geistige Behinderung und Sucht erfasst. Zu finden ist er unter: www.lwl-ks.de/de/schwerpunkte/tandem-datenbank

40. Da ist das schlimmer geworden. Da kam gerade die Wohnung über der Kneipe.

Wie kamen Sie zu der Wohnung?

1995 hab ich gedacht: „So ich will jetzt mal ganz selbstständig werden. Ich such mir jetzt ’ne Wohnung. Wo ist egal.“ Ich bin nach Kattenturm (ein Ortsteil von Bremen; Anm. d. Red.) gezogen. Das war nicht so einfach, in Kattenturm zu wohnen.

Warum?

Da hatten mich welche überfallen irgendwann. Kieferbruch hat ich da. Da bin ich mal nach Hause gegangen und von fünf Mann überfallen worden. Und dann bin ich umgezogen …

… in die Wohnung über der Kneipe.

Ich hab aber gar nicht gemerkt, dass da eine Kneipe ist, wo ich eingezogen bin. Ich bin jeden Tag runtergegangen in die Kneipe, aber dann auch arbeiten wieder am nächsten Tag. Ich hab das selbst erst gar nicht so gemerkt.

Und dann ist auch noch Ihr Bruder gestorben.

Ich konnte das nicht so verarbeiten, wie ich das wollte und bin jeden Tag in die Kneipe gegangen. Ich hab nur Bier getrunken. Vielleicht mal so ’n Flachmann. Harte Sachen sonst gar nicht. Korn und Weinbrand, das war für mich tabu.

Wie haben Sie gemerkt, dass Sie ein Problem haben?

Damals hatte ich immer Bier zu Hause gehabt. Und dann kam ein Betreuer und hat die Dosen gesehen. Er hat ein Foto gemacht. Den hat das auch erst mal ganz schön schockiert, dass sich die ganzen Dosen gestapelt haben.

Er hat ein Foto von den Dosen gemacht?

Jaaa. Da gab es noch kein Dosenpfand. Ich dachte: Wie mach ich das jetzt, dass die Dosen wegkommen? Die kamen ja damals noch in den gelben Sack. Oh, ich dachte: „Scheiße, jetzt hat der Betreuer mich erwischt.“ War auch erst mal peinlich.

Ein Raum mit einem Sthul und einer Palme: In der Ambulanten Suchthilfe Bremen gibt es Beratung in Leichter Sprache für Menschen mit geistiger Behinderung

In der Ambulanten Suchthilfe Bremen gibt es Beratung in Leichter Sprache Foto: Hannes von der Fecht

Was hat der Betreuer gesagt?

Der war erst mal bisschen schockiert, dass da so viel leere Dosen standen. Ich hab immer vergessen die wegzuräumen. Ich hab kein Mumm gehabt, die wegzuräumen.

Und dann?

Irgendwie hab ich dann so ein Gespräch gesucht, mit einer Art Suchtberaterin, die auch so ’ne Ahnung hatte. Wo ich immer mal so ein Gespräch machen konnte, dass ich da reingeflutscht bin. Dann bin ich zwei Jahre nach Dauelsberg gezogen. Damit ich erst mal wieder auf ein Nenner kam.

Das war eine Wohngruppe?

Ja, erst mal wo ich so mit mehreren zusammen war. Und da bin ich dann weitergekommen in Dauelsberg.

Wie sind Sie zu der Gruppe bei der Ambulanten Suchthilfe gekommen?

Ich hab Rückfälle gebaut und dann hab ich gedacht: „So kannste aber nicht weitermachen. Du musst irgendwie diese Gruppen besuchen.“ Das ich überhaupt mal wieder ’nen Halt krieg. Und das hab ich durch die Selbsthilfegruppe geschafft und auch diese Gruppe jetzt bei der Suchthilfe. Dass ich mir einfach mal so ’nen Halt such.

Was genau machen Sie in der Gruppe?

Wir erzählen alle unsere Probleme. Wir erzählen, wer mit Rauschgift zu tun hat, wer mit Tabletten zu tun hat, wer mit Alkohol. Das bleibt im Raum. Das wird nicht nach außen getragen. Wenn das nicht in der Gruppe erzählt werden soll, gibt es auch die Einzelgespräche, wo man unter vier Augen was sagen kann.

Was motiviert Sie, nicht mehr zu trinken?

Ich mach jetzt auch Sport und dafür muss ich ja auch auf den Beinen stehen. Wenn ich einen Halbmarathon mach, dann will ich fit sein. Ich kann ja auch nicht mit Restalkohol rumlaufen. Das geht nicht.

Wie sind Sie zum Sport gekommen?

Ich hab erst Fußball gespielt. Dann wurde die Mannschaft aufgelöst. Ich wusste nicht, was soll ich machen. Mein ehemaliger Betreuer hat gefragt: „Was willst du denn machen, an Sport?“ Und dann hab ich gesagt, wir können ja mal laufen. Und dann haben wir auch mal so ein paar Läufe mitgemacht. So Firmenlauf und andere Läufe, Halbmarathon. Da bin ich auch jetzt wieder bei.

Hilft Ihnen das Laufen?

Ja. Um auf andere Gedanken zu kommen. Dass ich gar nicht erst an diesen Alkohol denke. Ich will was um die Ohren haben. Ich will nicht, dass ich jeden Tag denk: „Ach, jetzt kannst du ja mal wieder.“

Haben Sie auch Rückfälle?

Wenn ich jetzt einen Rückfall gebaut hab, dann sag ich das auch in der Gruppe. Alleine schon wegen der Arbeit. Da kann ich nicht mit Restalkohol hingehen.

Wo arbeiten Sie denn?

Mein Beruf ist: Ich arbeite praktisch für Daimler-Benz und ich bau Teile zusammen, ich kon­trolliere auch, ich fahr Ameise, ich fahr Hubwagen. Das ist auch Verantwortungsarbeit, wo man auch während der Zeit keinen Alkohol trinken darf. Wenn ich da jetzt jemanden anfahre, ist das ja auch nicht gerade das Sinnvollste. Da muss ich schon genau die Vorschriften beachten. Dann dürfte ich ja die Ameise (Markenname für eine bestimmte Art von Hubwagen, der Synonym für das Gerät verwendet wird; Anm. d. Red.) nicht mehr fahren, den Hubwagen nicht mehr. Das wären zwei Sachen, die mir sehr wichtig sind.

Die Arbeit hält Sie auch davon ab zu trinken?

Wenn ich die Arbeit nicht hätte, wäre ich in einem Problem, wo ich jeden Tag trinken würde. Früher war das ein Problem. Wenn ich Urlaub hatte, hab ich viel getrunken. Das ist jetzt besser geworden.

Und wie machen Sie das nun, wenn Sie Urlaub haben?

Ich beschäftige mich. Entweder geh ich selber bisschen raus, mach Spaziergänge oder ich geh laufen. Sodass ich gar nicht erst auf den Gedanken komm, Alkohol zu trinken.

Würden Sie sagen, dass Sie sich selber geholfen haben?

Ich hab mich selber rausgezogen aus dem Sumpf. Ich hab mir selber gesagt, ich muss das einfach für mich selber regeln. Ich hab mir Sky angeschafft, dass ich zu Hause Fußball gucken kann. Ich weiß genau, wenn ich dann in der Kneipe bin zum Fußballgucken, dann trink ich ein Bier. Und es bleibt nicht bei einem Bier, dann wird das immer mehr.

Was hilft Ihnen, sich emotional stabil zu halten?

Ich geh hier in die Gruppe bei der Ambulanten Suchthilfe. Ich geh zur Selbsthilfegruppe, ich hab zwei Gruppen. Demnächst wird noch ’ne dritte aufgemacht und dann werde ich da auch hingehen, um noch mehr Beschäftigung zu haben. Und freitags, wenn das Wetter gut ist, dann lauf ich. Dann bereite ich mich auf ’n Halbmarathon vor. Der ist schon am 1. Oktober.

Und zu Hause?

Ab und zu mach ich mit meiner Freundin Gesellschaftsspiele, Mensch ärgere Dich nicht. Das ist auch noch mal was, wo man sich ablenken kann. Fernsehen mach ich, Musik hören. Oder mal Karaoke, hab ich auch schon mal gemacht. Oder Vorträge. Mit Frau Kuhn (die Suchtberaterin der ASHB; Anm. d Red.) hab ich auch mal einen Vortrag gehalten, dass die Gruppen weitergehen müssen.

Was war das für ein Vortrag?

Wir haben dafür geworben, dass die Gelder für die Gruppen reinkommen. Dass das einfach nicht auf Eis gelegt wird.

Waren die Gruppen denn in Gefahr?

Die Politiker stemmen sich da manchmal gegen, Gelder bereitzustellen für die Gruppen. Die wissen aber gar nicht, wie wichtig die Gruppen sind. Und das will ich damit noch mal verdeutlichen in diesem Zeitungsinterview.

Wer hat bei dem Vortrag zugehört?

Politiker, die waren begeistert. Frau Kuhn war da auch. Wir haben gleichzeitig auch für die anderen Gruppen mitgeworben: Zum Beispiel für die Selbsthilfegruppe.

Was haben Sie da gesagt?

Ich hab einfach gesagt, dass ich das nicht gut finde, wenn die Gelder gestrichen werden. Da war ich auch knallhart. Ich hab gesagt: Wir müssen diese Gruppen aufrechterhalten, sonst ist das alles wieder in Gefahr. Und dann waren die Politiker wohl so erstaunt, dass sie dann wohl doch gesagt haben: Das muss weitergehen.

Die Gruppen wurden damals weiterfinanziert?

Ja und jetzt soll das wieder in Gefahr sein. Und jetzt bring ich das weiter mit rüber, dass das weitergehen muss. Das einer von uns, der da selber ein Problem hat, das sagt.

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Was würde passieren, wenn die Gruppen aufhören würden?

Dann würden wieder mehrere auf der Straße sein. Dann würden wieder mehr einen Rückfall kriegen.

Und Sie selbst?

Ich würde vielleicht auch wieder einen Rückfall kriegen. Die Gruppen stärken einfach. Wenn das alles weg ist, weiß ich nicht, wie es weitergehen soll. Das ist für mich selber ’ne Stärkung. Wenn das alles nicht wäre, dann würde alles den Deister runtergehen. Sag ich einfach jetzt mal. Ich sag: Krass, diese Gruppen stärken so viele.

Gehen Sie noch manchmal in die Kneipe?

Nein, seit ich hierher komme, war ich noch kein einziges Mal. Ich kann ’ne Kneipe sehen – ich geh daran vorbei. Früher hätte ich das nicht geschafft. Da wär ich reinspaziert und hätte mir die Hucke vollgehauen. Das kann ich ganz ehrlich zugeben. Ich kann alles jetzt besser steuern, was ich früher nicht gemacht hätte.

Der Tod Ihrer Mutter und Ihres Bruders hat eine Rolle für Ihre Sucht gespielt. Haben Sie inzwischen einen Umgang mit der Trauer gefunden?

Ich bin stabiler geworden. Manchmal kommen die Gedanken wieder durch. Zum Beispiel am Geburtstag meiner Mutter. Aber ich kann da jetzt mit umgehen. Man kann ja keinen mehr zurückholen. Wenn ich an meinen Bruder denke, dann kommen manchmal die Erinnerungen durch. Aber dann kann ich auch wieder klar nach vorne denken. Das hätte ich früher nicht geschafft.

Was machen Sie in solchen Momenten?

Erstmal hab ich die Arbeit und die Gruppen. Oder meine Freundin ist für mich da oder mein Betreuer. Wo ich hingehen kann, reden kann. Oder ich hab einfach Einzelgespräche.

Das Reden hilft?

Ich sage dann: „Ich muss einfach was loswerden.“ Mein Bruder ist gestorben oder die Schwiegermutter von meiner Schwester letztes Jahr. Und das sind dann eben so die Sachen, wo man drüber reden kann und dann fühlt man sich gleich viel wohler, als wenn man sich das reinfrisst. Früher hab ich das alles reingefressen. Und das will ich gar nicht mehr.

Haben Sie Angst vor der Zukunft, wenn Sie nicht mehr Arbeiten gehen?

Bisschen schon. Das ist erst mal wieder ungewohnt, nicht arbeiten zu können. Das geb ich auch ehrlich zu, da hab ich auch Angst, wieder einen Rückfall zu bauen. Wird auch nicht leicht, das weiß ich jetzt schon. Heute ist eine Kollegin von uns in Rente gegangen.

Wie war das?

Da hab ich an mich gedacht. Genau heute in einem Jahr ist das bei mir soweit, mit dem letzten Arbeitstag. Und morgen in einem Jahr dann Rente. Ich muss gucken, wie mach ich das eigentlich nächstes Jahr? Wie stell ich mir das vor? Mein Betreuer hat gesagt: „Mach dir keine Sorgen, wir machen dann auch viel zusammen.“ Der gibt mir Sicherheit.

Haben Sie schon einen Plan für die Rente?

Ich will was Ehrenamtliches machen. Damit ich gar nicht in Gefahr gehe, dass ich wieder ins Loch falle.

Was für ein Ehrenamt?

Ich hab mit Frau Kuhn was besprochen. Ich will gucken, ob ich hier bei der Suchthilfe was machen kann. Umso mehr ich um die Ohren hab, umso besser ist das, um gar nicht erst die Gefahr aufkommen zu lassen, dass ich mit Alkohol wieder anfange.

Wie es für Sie, so offen mit mir darüber zu reden? Und auch, dass das am Ende in der Zeitung landet? Wie fühlt sich das an?

Ganz gut. Ehrlich gesagt, ich hab da keine Angst vor. Ich finde das gut, wenn das in die Zeitung kommt, dass die meisten das lesen können, was ich sage. Dass auch mal jemand darüber spricht, der betroffen ist. Und ich glaub, wenn das nicht jemand macht, der so einer ist, wie ich das bin, dann verstehen die meisten gar nicht, dass unsereiner, der behindert ist, auch in der Gefahr ist, abhängig zu werden.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Ich will einfach nach vorne gucken. Ich will auch für nächstes Jahr nach vorne gucken. Und deshalb hab ich mich auch heute bereit erklärt, das Interview zu machen: Um zu sehen, dass auch so was gut ist, mal für andere Werbung zu machen. Woher sollen die Leute wissen, dass es hier Gruppen gibt, wenn das nicht in der Zeitung kommt?

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