Jahresbericht der Bundesregierung: Nachholbedarf bei deutscher Einheit

Der Jahresbericht der Bundesregierung zeigt weiter Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland. Daten zu Vermögen und Erbschaft fehlen.

Ein junges Paar geht händchenhaltend durch die Stadt

Werder an der Havel im Jahr 1979. Schwachpunkte auf dem Land gab es schon zu DDR-Zeiten Foto: Paul Glaser

BERLIN taz | Gleichwertig, aber nicht gleich: Das Ziel der Bundesregierung für die Angleichung der Lebensverhältnisse zwischen West- und Ostdeutschland bleibt auch über dreißig Jahre nach der Wiedervereinigung weiter unerreicht. Das zeigt der Jahresbericht zum Stand der deutschen Einheit, der am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde.

Größte Herausforderung bleibe die Demografie und der Fachkräftemangel, betonte Carsten Schneider, Ostbeauftragter der Bundesregierung: „Es wird mit jedem Jahr herausfordernder. Wir müssen sicherstellen, dass Menschen, die nach Ostdeutschland zu- oder rückwandern, wissen, dass sie willkommen sind.

Die Einheit ist laut Schneider trotzdem ein „unfassbarer Gewinn und Glück“. Es gebe noch reale Unterschiede, vieles sei aber eher eine Frage der Emotionen.

Die harten Zahlen zeigen: Die Abstände zwischen Ost- und Westdeutschland sind zum Beispiel bei Löhnen oder Arbeitslosigkeit seit den ersten Erhebungen Mitte der Neunziger Jahre zwar deutlich geschrumpft. Wirtschaftlich gesehen geht es vielen Menschen in Ostdeutschland aber weiterhin schlechter.

Rentenangleichung auf dem Papier

Als „wichtigen Schritt“ feiert der Bericht die Angleichung der Renten zwischen Ost und West, die in diesem Sommer zumindest auf dem Papier erstmals erreicht wurde. Zahlen zu Kaufkraft, zu Erbschaften und Vermögen, bei denen es weiterhin große Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland gibt, kommen im Bericht nicht vor.

Besonderes Augenmerk legt der Bericht auf die Unterschiede zwischen Stadt und Land. In einer Umfrage wurden Menschen in Ost und West zur Lebensqualität an ihrem Wohnort und zu den größten Herausforderungen befragt. Die Ergebnisse sind durchaus ambivalent: Während die „Schwachpunkte des Lebens auf dem Land“ im Westen durch bewährte soziale Beziehungen offenbar besser ausgeglichen werden konnten als im Osten, schneiden Großstädte im Osten deutlich besser ab.

Im Westen fehlt Wohnraum

Während im Osten vor allem die Abwanderung junger Menschen beklagt wird, fehlt es im Westen der Umfrage zufolge vor allem an bezahlbarem Wohnraum. Die Integration von Menschen aus anderen Ländern bewerten West- und Ostdeutsche als etwa gleich herausfordernd.

Deutliche Unterschiede gibt es weiterhin bei der Lebenserwartung, die im Osten zumindest bei Männern noch deutlich unter dem westdeutschen Niveau liegt, und bei Themen wie Gleichstellung der Geschlechter und Kinderbetreuung, wo Ostdeutschland deutlich besser abschneidet.

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