Verteidigungsminister in der Ukraine: Neuer Job für Rustem Umerow

Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow hat seinen Rücktritt eingereicht. Nachfolgen soll ihm der Chef des staatlichen Vermögensfonds.

Rustem Umerow

Bald neuer Verteidigungsminister: Rustem Umerow Foto: Ukrainian Presidential Press Service via reuters

Vom Chef des staatlichen Vermögensfonds an die Spitze des ukrainischen Verteidigungsministeriums – und damit künftig an vorderster Front: Für Rustem Umerow ist es der nächste Sprung auf der Karriereleiter. Der 41-Jährige, dessen Ernennung das ukrainische Parlament noch absegnen muss, tritt die Nachfolge von Oleksij Resnikow an. Dieser reichte am Montag seinen Rücktritt ein.

Umerow wurde 1982 in der usbekischen Stadt Samarkand als Kind krimtatarischer Eltern geboren. Seine Vorfahren waren, wie rund 240.000 andere Krim­ta­ta­r*in­nen auch, 1944 auf Befehl Josef Stalins nach Zentralasien deportiert worden. Erst in den 90er Jahren durfte die Familie auf die Krim zurückkehren.

Bereits in jungen Jahren sammelte Umerow Erfahrungen im Ausland. Unter anderem verbrachte Umerow ein Jahr in den USA, wo er an einem Programm für künftige Führungskräfte teilnahm. Seinen Studienabschluss erwarb er an der Nationalen Akademie für Verwaltung in Kyjiw in den Fächern Wirtschaft und Finanzen. Die erworbenen Kenntnisse dürften für seine spätere Tätigkeit als Unternehmer und Investor (gemeinsam mit seinem Bruder) von Nutzen gewesen sein.

Bereits in den Nullerjahren setzte sich Ume­row in unterschiedlichen Zusammenhängen für die Belange der Krim­ta­ta­r*in­nen ein. 2007 war er etwa einer der Mitbegründer von Bizim Qirim – einer internationalen Organisation zur Förderung der Rechte der Krimtatar*innen. Diesem Engagement blieb er auch nach 2014, dem Jahr von Russlands völkerrechtswidriger Annexion der Krim, verbunden. Er avancierte zu einer Art Schlüsselfigur, wenn es um Fragen des Austausches krimtatarischer politischer Häftlinge und Kriegsgefangener ging.

Umerow genießt eine hohe Reputation

2019 wurde er als unabhängiger Kandidat für die proeuropäische und Mitte-rechts-Partei Golos (dt.: Stimme) erstmals ins Parlament gewählt. Dort war er Mitglied verschiedener Arbeitsgruppen – unter anderem für die Beziehungen zu Saudi-Arabien und der Türkei sowie zur Entwicklung einer Strategie für die Wiedererlangung der Kontrolle über die Krim. Diesem Ziel hat sich auch die Abgeordnetenvereinigung „Krim-Plattform“ verschrieben, deren Vize-Vorsitzender Umerow ist.

Seit Frühjahr 2022 gehörte er Delegationen an, die mit Russland verhandelten, so in Belarus und Istanbul. Auch an Gesprächen beider Seiten, die zu einem erfolgreichen Austausch von Gefangenen führten, war er beteiligt.

Umerow genieße eine hohe Reputation, sagt der ukrainische Politologe Wolodimir Fessenko über den dreifachen Vater, den der ukrainische Präsident Wolodomir Selenski 2021 mit einem Verdienstorden auszeichnete: „Es scheint, dass er in Selenskis Mannschaft inoffiziell für die Verhandlungen mit Vertretern der mus­limischen Welt zuständig sein wird.“

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir alle wollen angesichts dessen, was mit der Ukraine derzeit geschieht, nicht tatenlos zusehen. Doch wie soll mensch von Deutschland aus helfen? Unsere Ukraine-Soli-Liste bietet Ihnen einige Ansätze fürs eigene Aktivwerden.

▶ Die Liste finden Sie unter taz.de/ukrainesoli

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.