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Verletzungen von Augsburger PolitikerZweifel an Gewalt gegen AfDler

Im Fall des Augsburger AfD-Politikers Andreas Jurca gibt es weiter Ungereimtheiten. Er behauptet, von Linken oder Migranten angegriffen worden zu sein.

Plakat von AfD-Politiker Andreas Jurca in Augsburg im Landtagswahlkampf Foto: Michael Bihlmayer/imago

München taz | An der Aussage des Augsburger AfD-Politikers Andreas Jurca, er sei wegen seiner politischen Tätigkeit brutal angegriffen worden, gibt es weiterhin Zweifel. Der 35-Jährige hatte berichtet, Migranten hätten ihn verprügelt. Fotos zeigen massive Hämatome an seinen beiden Augen. Ein Teil seines Sprunggelenks soll gebrochen sein. Die Täter hätten „irgendwas mit Scheißnazi geschrien“, sagte er in einem Interview.

Doch in Jurcas Darstellung gibt es Auffälligkeiten. Im Dunkeln ist weiterhin alles um seinen Begleiter, einen 32-jährigen AfD-Anhänger. Er äußert sich nicht in der Öffentlichkeit. Er soll der einzige Zeuge sein. Laut Polizei wurde er zu dem Vorfall vernommen. Der Augsburger Grünen-Landtagsabgeordnete Cemal Bozoğlu sagt zur taz: „Stand er nur an der Seite und hat sich das angeschaut? Falls dem so ist, müsste er ja die Täter eindeutig beschreiben können.“

Auch die Fotos von den Verwundungen Jurcas kann man als merkwürdig ansehen: An beiden Augen hat er sehr gleichmäßig Hämatome, die Bereiche waren jeweils fast vollständig zugeschwollen. Augenbrauen, Stirn und vor allem Nase sind aber überhaupt nicht verletzt. Auch ist irritierend, dass er sich nicht sofort in der Klinik behandeln ließ. Er habe, so sagt er, zu Hause seine beiden kleinen Kinder sehen wollen und sei erst am nächsten Tag ins Krankenhaus gegangen.

Der Jungen Freiheit – einer Wochenzeitung am politisch rechten Rand – sagte Jurca gemäß deren Angabe, er wolle sich vorerst aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Die Zeitung schrieb ebenfalls von erheblichen Zweifeln an Jurcas Bericht über den vermeintlichen Angriff.

Bundes-AfD schweigt

Gegenüber der taz hat das Polizeipräsidium Schwaben-Nord in Augsburg in einem Punkt inzwischen aber für Klarheit gesorgt: Jurca hat nicht, wie zuvor vermutet wurde, erst später die Polizei informiert. Ein Pressesprecher schreibt: „Die Polizei war vor Ort und nahm dort die Anzeige entgegen.“ Auch seien die Verletzungen „vor Ort dokumentiert“ worden. Als Zeitpunkt wird Samstag fünf Uhr genannt.

Die bayerische AfD-Landtagsfraktion hat den mutmaßlichen Angriff auf ihren Mitarbeiter Jurca als „politisch motivierte Gewalt“ gegeißelt, der Landesverband schreibt: „Kriminelle Migranten verprügeln AfD-Landtagskandidaten!“ Von der Bundes-AfD hingegen ist fast nichts zu hören. Sie hält sich zurück mit Verurteilungen und teilt auf Anfrage nur mit: „Wir sehen dem Ergebnis der polizeilichen Ermittlungen entgegen und vertrauen auf schnelle Aufklärung.“ Andreas Jurca wünsche man „rasche Genesung“.

Die Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung auch in Richtung eines möglichen politischen Ausländermilieus und in der Antifa-Szene.

Der Grüne Bozoglu sagt, man müsse die Ergebnisse abwarten, und fügt hinzu: „Mit Sicherheit weiß ich aber, dass es in Augsburg keine organisierte migrantische Gruppe gibt, die zu Gewalt gegen Rechtsextremisten aufruft oder auch nur ansatzweise so etwas gemacht hätte.“

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3 Kommentare

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  • Die AFD hat so oft "Feuer" gerufen, dass sie damit ein Glaubwürdigkeitsproblem hat. Das ist unangenehm, sollte hier tatsächlich ein Angriff stattgefunden haben.



    Aber es sind halt gar zuviele Angriffe ausgedacht und in die Medien gepusht worden, das hätte man sich besser überlegen müssen.

    Ich erinnere mich auch noch gut an ein Großflächenplakat, das nur wenige hundert Meter von meinem Haus entfernt stand. Da hatte es einen Riesenaufriss gegeben, die AFD-Plakate würden gezielt umgeworfen und beschädigt - dabei war es hier im Stadtgebiet schlicht ein heftiges Unwetter und die Palakte aller Parteien waren beschädigt worden.

    Warum man Wählerstimmen generiert, indem man sich als weinendes Opfer geriert, kann ich allerdings nicht wirklich nachvollziehen.

    • @Frl. Rottenmeier:

      "Warum man Wählerstimmen generiert, indem man sich als weinendes Opfer geriert, kann ich allerdings nicht wirklich nachvollziehen."

      Die AfD.Klientel ist mit demonstrativem Opfergehabe immer zu begeistern.

      Es sind ja doch immerhin die Ärmsten, Unterdrücktesten, Unfreisten, Ausgebeutetsten der Welt. Die ewigen Opfer, die alles bezahlen müssen, und die gnadenlos manipuliert werden von ihr-wisst-schon-von-wem-man-darf-das-in-Deutschland-ja-nicht-sagen.

      In ihrer Selbsteinschätzung zumindest.

      • @Ajuga:

        Die ewign Opfer die alles bezahlen müssen 😂



        genau das sind sie.

        lustigerweise weiß man aber dass die Wählerschaft der AfD im Median die schlechteste Bildung aller Traditionswähler hat. FDP und Grüne die höchste. Und im allgemeinen zahlen besser Gebildete weil sie mehr verdienen mehr Steuern.