piwik no script img

Die Zeit, wo wenig passiertHallo Sommerloch!

Die Abgeordneten machen Ferien, die Schauspieler auch: Die nachrichtenarme Zeit ist angebrochen. Das kann öde sein, aber auch erholsam.

Das Sommerloch naht und wie jedes Jahr werden Journalisten nach „Sommerloch“ fahren und nix ist los Foto: imago

Da ist es ja wieder, das große runde schöne Sommerloch. Die letzte Sitzung im Bundestag ist vorbei, die politischen Talkshows laufen aus, Theater schließen ihre Häuser, die Bundesliga ist sowieso längst um. Die Taktung der Eilmeldungen geht langsam, aber sicher zurück. Nix mehr los hier die nächsten Wochen.

Klar, man weiß nie. Ein Prigoschin hält sich nicht an das deutsche Sommerloch, die Klimakrise kennt keine Pause. Und die Weltmeisterschaft der Frauen verspricht tatsächlich spannend zu werden. Trotzdem: Wenn nichts ganz Unvorhergesehenes passiert, kommt jetzt die nachrichtenarme Zeit, für Medien oft eine gähnende Leere.

Das klingt öde, kann aber wahnsinnig erholsam sein. Mal kein Alarm wegen diesem und jenem. Zur Abwechslung einfach Langeweile. Herrlich!

So ein Sommerloch ist auch eine Chance. Zum Beispiel für Tiere, sie haben im Sommer regelmäßig ihren großen Auftritt. Erinnert sich noch jemand an Schwan Petra in Münster, die sich in ein Tretboot verliebte? Oder an die eigenwillige Kuh Yvonne? Sie sollte gemästet und geschlachtet werden, büxte aus und streifte stattdessen durch die Wälder. Jede Kuhsichtung wurde im Sommer 2011 zur Sensation. Gut für Yvonne: Ein Gnadenhof nahm sich ihrer an, sie starb erst 2019 im Alter von 14 Jahren. Danke Sommerloch! Ohne die Nachrichtenflaute hätten wir Yvonne – und auch Petra – nie kennengelernt.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Manche Menschen sind übrigens das ganze Jahr im Sommerloch, also genauer: in Sommerloch. So heißt ein beschauliches Dorf zwischen Weinbergen in Rheinland-Pfalz. Dort haben in den heißen Monaten nicht die Tiere, sondern Jour­na­lis­t*in­nen regelmäßig ihren großen Auftritt, mit immer denselben Fragen: Was macht man im Sommerloch in Sommerloch? Nix los hier, oder?

Nun sind Sie vielleicht unzufrieden mit diesem Text. Sie bemängeln möglicherweise, dass er dahin plätschert und nichts Relevantes darin steht. Das kann schon sein. Sommerloch eben.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen