Öffentlich-Rechtliche bei re:publica: Plötzlich machen sie sich locker
Die Plüschmaus patrouillierte über die Digitalmesse re:publica. Ansonsten waren die Öffentlich-Rechtlichen aber offen für digitale Tranformation.
Re:publica 23: Weniger Katzenbilder, mehr Hiobsbotschaften“, titelte die Berliner Zeitung zum alljährlichen Hochamt der Digitalcommunity, das diese Woche über die Bühne ging. Das versprühte ein Gefühl von „Die fetten Jahre sind vorbei“. Gut, re:publica-Mitgründer Markus Beckedahl gab in seiner Rede zur Lage der Digitalnation schonungslose Einblicke in die Abgründe eines der reichsten Länder.
Pro Jahr geht es digital gerade mal ein paar Meter Glasfaserkabel weiter. Dafür öffnet Deutschland zum „Ausgleich“ seinen geheimen Diensten fürs Datensaugen immer weiter Tür und Tor. Aber es gab auch beruhigende Nachrichten! ChatGPT kann Wörter raten, manchmal sogar mit Zusammenhang. Mehr aber nicht. Journalismus wird also nicht überflüssig, und ob bei dem ganzen Spaß wirklich wenigstens bessere Überschriften rauskommen, bleibt abzuwarten.
So richtig fett haben dafür endlich die Öffentlich-Rechtlichen die re:publica für sich entdeckt. Also nicht nur Arte, die wegen der französischen Rechtslage digital eh schon immer mehr durften und praktisch von Anfang an dabei sind. Auch ARD und ZDF waren mit gut gemachten Ständen und vor allem eigenen Programmstrecken präsent. Und während frühere ARD-Vorsitzende als leichte Fremdkörper durch die Hallen geschleift wurden, kam Kai Gniffke im coolen schwarzen T-Shirt und sah überhaupt nicht nach ARD-Vorsitzendem aus.
Übung im Dialog führen
Was ja dringend in dem Laden mit seinen ganzen Anstalten, Arbeitsgruppen, Kommissionen, GSEAs (Gemeinsame Einrichtung ARD), neuen Kompetenzzentren und vor allem Befindlichkeiten dringend gebraucht wird, hat hier locker-flockig funktioniert. Es geht um einen unbürokratischen Dialog aller auf Augenhöhe.
Und das Führen dieses Dialogs muss nicht nur mit den ÖRR-Konsument*innen und Beitragszahlenden gelernt werden, sondern er findet offenbar auch intern immer noch viel zu wenig statt. „Na, dafür muss ja erst noch ein Konzept für internen Dialog in der ARD-ZDF-Medienakademie entworfen und mit allen abgestimmt werden“, meint die Mitbewohnerin.
Entsprechend waren die Besucher*innen des „ARD Perspective Labs“, bei dem der „WDR Innovation Hub“ und viele andere krass betitelte Einheiten ihre Einsichten teilten, mehr als glücklich. Sie waren auch selbst überwiegend öffentlich-rechtlich. Es schwatzen, fragten und freuten sich Menschen vom ZDF und aus der gesamten ARD-Welt.
An den Ständen vorbei flanierte währenddessen ganz undigital in Echtplüsch die omnipräsente Maus. Denn die re:publica ist und bleibt allen Hiobsbotschaften zum Trotz eben die schönste Lach- und Sachgeschichte der digitalen Welt. Und was schlägt ChatGPT nun als Überschrift vor? „re:publica 23: Zwischen Hiobsbotschaften und öffentlich-rechtlichem Aufbruch – Ein Blick auf Deutschlands digitale Realität“. Sag ich doch.
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