Kino-Film „65“ mit Adam Driver: Weltraummission in der Kreidezeit
Früher war eben nicht alles besser: Adam Driver muss sich in „65“ als Außerirdischer gegen Dinosaurier und größeres Ungemach auf der Erde behaupten.
Mills ist ein Mann noch in jungen Jahren, doch schon einigermaßen verzweifelt. Seine Tochter Nevine ist krank, für die Behandlungskosten muss er Sonderschichten einlegen. Mills ist Pilot. Seine Einsätze dauern dabei etwas länger. Zwei Jahre lang soll er für seinen aktuellen Auftrag durch die Gegend fliegen, danach darf er zurück zu seiner Familie. Mit dieser Situation eröffnet der Spielfilm „65“ von Scott Beck und Bryan Woods.
„65“. Regie: Scott Beck, Bryan Woods. Mit Adam Driver, Ariana Greenblatt u. a. USA 2023, 93 Min.
So weit, so normal. Bloß dass Mills Raumschiffe fliegt und sein Heimatplanet nicht die Erde ist, sondern ein Gebilde, das der Erde recht ähnlich sieht, dafür aber Felsformationen als optische Attraktion bietet, deren geschwungene Formen gigantischen Wellenbrechern nachempfunden zu sein scheinen. Mills fliegt los, alles läuft nach Plan.
Bis ein unvorhergesehener Meteoritenschwarm auf sein Schiff einprasselt und es heftig beschädigt. Er muss auf dem nächsten Planeten notlanden, was nur mit Mühe gelingt, denn noch auf dem Weg zum Boden bricht der Flugkörper entzwei und die Mannschaft, die bis dahin im Kryoschlaf überwintert hat, wird zu Boden geschmettert.
Fortan sieht sich Mills auf sich selbst gestellt. Fast jedenfalls. Von der Mannschaft hat außer ihm ein Mädchen überlebt, Koa (Ariana Greenblatt). Dann entdeckt er auf einem Berg in der Nähe den Rest des Raumschiffs mit der Notkapsel, die sie zurück ins All bringen kann. Bloß, dass auf dem Weg dorthin gefährliche Aliens lauern. Sie sehen aus wie Reptilien, sind jedoch weit größer. Denn die Bruchlandung führte die zwei Gestrandeten auf die Erde. Vor 65 Millionen Jahren.
Was geschah vor 65 Millionen Jahren?
Diese Idee und die Besetzung von Mills mit dem Hollywoodstar Adam Driver reicht dem US-amerikanischen Duo Scott Beck und Bryan Woods für ihre jüngste gemeinsame Regiearbeit. Zuvor hatten sie insbesondere als Drehbuchautoren mit dem Horrorfilm „A Quiet Place“ einigen Erfolg. In der Science-Fiction-Geschichte bekommt die Erde Besuch von Wesen, die nicht sehen, dafür aber mit ihrem Hörsinn potenzielle Opfer orten können. Leise sein wird für die Menschen so zur Frage des Überlebens.
In „65“ ist die Erde ganz normal, und die Außerirdischen sehen aus wie Menschen. Diese müssen sich vor den gefräßigen Erdenbewohnern in Sicherheit bringen, zur Selbstverteidigung und für die nötigen Actioneffekte ist Mills mit einem Gewehr und kleinen Kugelbomben ausgestattet. Mit diesen Mitteln und einer Art Hightech-Navigationsgerät geht es Richtung Berg. Um ausgiebig die unbekannte Welt zu erkunden, wie Koa es zaghaft versucht, hat Mills keine Zeit. Womit er am Ende sogar richtig liegt.
Preisfrage: Was geschah vor 65 Millionen Jahren, mit durchaus erdverändernder Tragweite? Zugegeben, die Idee, Adam Driver an der Seite der Jungdarstellerin Ariana Greenblatt zu zeigen, wie sie sich durch die vorgeschichtliche Wildnis schlagen, hat ihren Reiz. Die Landschaften sind urwaldmäßig pittoresk und die Dinosaurier ordentlich animiert. Wer das als Grund zum Kinobesuch ausreichend findet und sich von den gelegentlichen Schreckmomenten, die so eine Saurierattacke verursacht, zur Genüge unterhalten sieht, dürfte die anderthalb Stunden, die „65“ beansprucht, nicht zu lang finden.
Viel mehr darf man aber auch nicht erwarten. Driver und Greenblatt bewegen sich recht wortkarg durch ihr Abenteuer, allzu bemerkenswerte Dinge sagen sie, wenn sie sprechen, eher nicht. Gegen die Urviecher und die unwirtliche Natur behaupten sich Driver und Greenblatt dafür mit umso mehr Körpereinsatz. Was nicht ganz frei von Komik ist. Wenn Mills in einer Szene beinah in einem Sumpf versinkt und mit reichlich Krümelkram am Körper wieder daraus hervorkrabbelt, erinnert das stark an das beliebte Fernsehformat „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“.
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