Sponsoringvertrag von Museum: Kritik an Ölkonzern verboten
Das Science Museum in London darf nicht schlecht über den Ölkonzern Equinor sprechen. Solche Verträge seien Standard, behauptet das Unternehmen.
LONDON taz | Das Science Museum in London hat mit dem norwegischen Öl- und Gasunternehmen Equinor einen Sponsoringvertrag unterzeichnet, der eine Knebelklausel enthält. Darin verpflichtet sich das Museum, nichts zu sagen, was dem Ruf des Unternehmens schaden könnte, berichtete der britische Guardian.
In dem Vertrag heißt es, dass das Wissenschaftsmuseum und seine Treuhänder sich verpflichten, während der Laufzeit der Wonderlab-Ausstellung „zu keinem Zeitpunkt eine Erklärung abzugeben oder Werbung zu machen oder sich anderweitig an einem Verhalten oder einer Angelegenheit zu beteiligen, von der angenommen werden kann, dass es den guten Ruf des Sponsors diskreditiert oder schädigt“. Equinor und das Wissenschaftsmuseum lehnten es ab, zu sagen, wie viel der Ölkonzern für das Sponsoring der Wonderlab-Ausstellung bezahlt hat.
Umweltverbände behaupten, dass das Wissenschaftsmuseum aufgrund von Knebelverträgen, die es mit großen Unternehmen abgeschlossen hat, nicht mehr in der Lage ist, die wahren Auswirkungen des Öl- und Gassektors auf die Umwelt ehrlich zu diskutieren. Im Jahr 2021 weigerten sich zwei prominente Wissenschaftler, ihre Arbeiten in die Sammlung des Wissenschaftsmuseums aufzunehmen, nachdem bekannt geworden war, dass das Museum einen ähnlichen Vertrag mit Shell unterzeichnet hatte.
Eine Museumssprecherin sagte dem Guardian: „Das Wissenschaftsmuseum behält zu jeder Zeit die redaktionelle Kontrolle über den Inhalt unserer Ausstellungen und Galerien, und dies wird in allen Verträgen, die wir unterzeichnen, klar und unmissverständlich zum Ausdruck gebracht.“
Zur Verwendung von Knebelklauseln sagte die Sprecherin, das Museum habe beschlossen, diese nicht mehr in neue Verträge aufzunehmen. Equinor erklärte: „Die Klausel, auf die Sie sich beziehen, ist eine Standardklausel, die das Museum in den Vertrag aufgenommen hat – wir haben nicht darum gebeten, sie aufzunehmen.“
Leser*innenkommentare
655170 (Profil gelöscht)
Gast
Alles gut.
Die Klausel ist unwirksam.
Weil es darin um den "guten Ruf" des Unternehmens geht, der nicht beschädigt werden darf.
Wer aber solche Knebeklauseln verwendet, dessen Ruf kann für jeden vernünftigen Menschen nun wirklich ncht "gut" sein.
Tolle Klausel, die ihren angestrebten Zweck selbst ad absurdum führt.
Bolzkopf
Da ist doch nichts gegen einzuwenden.
Allerdings sollte dann an der Tür ein unübersehbares Schild prangen:
"Bitte haben sie Verständnis darfür, dass wir durch unsere Sponsorenverträge in der Gestaltung Themen eingeschränkt sind und daher nicht immer alle Themen unvoreingenommen darstellen können."
Aber der eigendliche Skandal ist, dass die Mueseen nicht anders können als diese Verträge einzugehen oder halt zu schließen.
Herma Huhn
Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.
Ist doch gut, dass das Museum dies jetzt so eindeutig kundtut. Dann weiß man, was man von den übrigen Aussagen halten kann.