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Floorballerin Randi KleerbaumAn den Jungs vorbei

Die Hamburgerin Randi Kleerbaum spielt im Floorball-Nationalteam der Frauen. Gelernt hat sie in gemischt geschlechtlichen Teams. Anders ging es nicht.

Hat den Überblick: Randi Kleerbaum im Viertelfinale des Final-4- Pokals 2022 Foto: Justus Stegemann

Hamburg taz | Randi Kleerbaum spielt Floorball – im Dezember mal wieder für Deutschland. Floorball, Schweizer nennen es auch Unihockey, ist eine mit dem Hockey verwandte Sportart. Geschossen wird ein apfelgroßer Lochball aus Plastik. Hierzulande organisiert der Floorballverband Deutschland den Spielbetrieb der ersten und zweiten Ligen und nominiert Spielerinnen und Spieler für die Nationalteams.

So wie Randi Kleerbaum: Seit 2013 ist sie Nationalspielerin. Im Dezember reist die 25-Jährige nach Singapur zu ihrer sechsten Weltmeisterschaft der Frauen. Kleerbaum spielt Floorball seit ihrem neunten Lebensjahr. Sie begann 2006 in Bonn. Die frisch gegründeten SSF Dragons Bonn waren ihr Einstieg in den schnellen Teamsport aus Skandinavien. Der junge Verein wuchs, Kleerbaum trainierte und spielte ihre ersten Ligaspiele.

2021 zog Kleerbaum für ihr Psychologiestudium nach Hamburg. Dort schloss sie sich den Lady Piranhhas an, der Floorball-Frauenabteilung des Eimsbütteler Turnverbands (ETV). Zwischen Spieltag und Bibliothek jobbt die Wahl-Hamburgerin in einem Laden für – na klar, Floorballzubehör.

Ihr Alltag, sagt Kleerbaum, erfordere vor allem eines: Disziplin. Dreimal in der Woche trainiert sie, am Wochenende spielt sie in Deutschlands höchster Frauenliga. „Da kommt man nicht dazu, nebenher noch was zu machen, weil das von der Belastung nicht mehr geht.“ Auch Freizeit fehlt ihr. Früher hat Kleerbaum sogar Kindergeburtstage ausfallen lassen. „Ich habe mir dann gesagt, die siehst du ja auch morgen in der Schule.“

Mädchentraining in Hamburg

Vom 27. März bis zu den Herbstferien lädt der ETV Hamburg montags ab 18 Uhr zum Mädchentraining. Die Floorballerinnen freuen sich auf Mädchen von 9 bis 15 Jahren. Ältere Mädchen dürfen zum Damentraining kommen.

Mittlerweile priorisiert sie auch mal Freunde und Familie. Das viele Training lohnt sich: 2013 rückt die damals 16-Jährige für eine verletze Verteidigerin nach – und spielt ihre erste Weltmeisterschaft für Deutschland. Ihr Engagement in der Auswahl kostet sie vierstellige Beträge. Ihre Eltern unterstützen sie, den Rest erarbeitet sie selbst. Seit vier Jahren werden die Kosten vom Verband übernommen, Kleerbaum bezahlt nur noch die An- und Abreise. Wer für den Flug nach Singapur aufkommt, ist noch nicht geklärt.

Randi Kleerbaum spielte ihre gesamte Jugend in gemischten Teams. Davon habe sie profitiert, sagt sie: „Dadurch, dass ich schnelle Entscheidungen treffen musste und irgendwann einfach physisch nicht mehr so stark war wie die Jungs, musste ich mir anders helfen. Dabei habe ich meine Technik stark weiterentwickelt.“ Bis zur zweiten Liga dürfen Frauen und Männer zusammen spielen. Nur Deutschlands höchste Spielklasse, die Erste Floorball-Bundesliga, trennt Frauen und Männer.

Leider merke sie schon einen Unterschied, sagt Kleerbaum: Es fehle die Breite – Floorball in Deutschland brauche mehr Mädchen. „Wenn ich wählen kann, gucke ich lieber ein Herrenspiel.“ Das sei deutlich schneller und somit auch attraktiver.

Es spielen einfach weniger Frauen Floorball. Das fange schon in den Jugendmannschaften an: „Viele Mädchen beginnen mit ihren Freundinnen mit Floorball, hören als Teenager aber wieder auf, anstatt mit Jungen zu spielen. Als Grund komme dann etwa: „Die sind mir zu rabiat.“ Diese Mädchen fehlen später, um Jugendteams zu bilden. Für die verbleibenden Mädchen bleibe als Alternative nur das Frauenteam – und „13-Jährige kannst du nicht in eine Bundesligamannschaft stecken“.

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