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Die Geduldige

Knapp 20 Sekunden vor Ende des Spiels um die deutsche Meisterschaft im Frauen-Handball rief Herbert Müller, Trainer des Thüringer HC, seine Damen für eine Auszeit zusammen und verkündete die Strategie für die letzten Augenblicke. Aus dem Stimmengewirr im Mannschaftskreis stach dabei ein Name hervor: „Melbeck, Stefanie Melbeck – die Buxtehuder werden es über Melbeck versuchen.“

Aus dieser Warnung sprach die pure Ehrfurcht vor der Leistung der rechten Rückraumspielerin des Buxtehuder SV. In den beiden Finalspielen in der Frauenhandball-Bundesliga hatte die 35-Jährige Stefanie Melbeck zu diesem Zeitpunkt dem Thüringer HC bereits 23 Tore eingeschenkt. Einige Minuten später war dann alles vorbei: Die Thüringerinnen gewannen das Rückspiel am Samstag mit 28:26 (13:11). Der knappe 26:25-Heimsieg im Hinspiel reichte für den Buxtehuder SV nicht: Am bitteren Ende fehlte ein einziges Törchen.

Während die Spielerinnen des Thüringer HC eine jubelnde Traube am Mittelkreis bildeten, könnte man in dem enttäuschten Gesicht von Stefanie Melbeck einen Satz förmlich ablesen: „Nicht schon wieder so knapp gescheitert!“

Zum sechsten Mal in Folge ging der Buxtehuder SV in einem Finale als Verlierer vom Platz und auch Melbeck wartet weiter auf ihren ersten großen Titel in einer durchaus beeindruckenden Karriere. 219 Mal lief die gebürtige Hamburgerin bisher für die deutsche Nationalmannschaft auf und warf dabei 468 Tore. In der Bundesliga blieb sie ihrem Buxtehuder SV bis auf zwei Abstecher in die dänische Liga treu und hatte großen Anteil daran, dass sich der Verein in den letzten Jahren zu einem Spitzenclub entwickeln konnte.

In Buxtehude hat Melbeck noch einen Vertrag bis 2013 und so eine weitere Chance auf Titel. „Ich habe nie meine Karriere von so etwas abhängig gemacht und ich werde solange spielen, wie ich Spaß habe und meine Körper mitmacht“, sagt sie.

Viel Zeit, den Kopf in den Sand zu stecken, hat sie ohnehin nicht. Bereits in drei Tagen beginnt ein Nationalmannschaft-Lehrgang vor den entscheidenden Qualifikationsspielen für die Europameisterschaft im Dezember in Holland. „Wenn ich mich jetzt drei Tage etwas ausruhe, ist die Vorfreude auf die Nationalmannschaft wieder groß“, sagt Melbeck und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Und vielleicht klappt es ja im nächsten Jahr gleich mit mehreren Titeln auf einen Schlag.“ Möglichkeiten jedenfalls gäbe es 2013 einige: Es kommen nicht nur die deutsche Meisterschaft und der DHB-Pokal, sondern auch die Champions League und die Europameisterschaft.  BIRK GRÜLING

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