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Ausbau der Erneuerbaren600 Milliarden nötig

Fehlende Investitionen und Fachkräftemangel könnten die Energiewende bremsen. Branche fordert für neue Installateure Schnellqualifizierungen.

Windkraftanlagen in Leuna in Sachsen-Anhalt Foto: Jan Woitas/dpa

Berlin taz Um die Ziele der Bundesregierung für die Energiewende bis 2030 zu erreichen, sind Investitionen von 600 Milliarden Euro erforderlich, rund 54 bis 57 Milliarden Euro jährlich. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und der Unternehmensberatung EY. Bislang bleibt das Investitionsgeschehen mit 14,5 Milliarden Euro im Jahr 2021 aber weit dahinter zurück.

Die Bundesregierung will, dass bis zum Jahr 2030 der Bruttestromverbrauch zu 80 Prozent aus erneuerbaren Energien gedeckt wird, im vergangenen Jahr waren es 46 Prozent. Wärme soll zu 50 Prozent klimaneutral hergestellt werden, hier liegt der Anteil bei unter 20 Prozent. Mit einer Reihe von Gesetzen versucht die Bundesregierung den Umbau zu beschleunigen. Welchen Effekt das auf das Investitionsgeschehen haben könnte, untersucht die Studie nicht. BDEW und Ey wollen das aber in dem künftig jährlich erscheinenden „Fortschrittsmonitor“ festhalten. „Die Energiewende ist ein Mammutprojekt – und vermutlich das größte Investitionsprogramm in der Geschichte der Bundesrepublik“, sagte Metin Fidan von EY. „Bislang aber kommen wir längst nicht so schnell voran, wie es möglich und nötig wäre.“ Das liegt der Studie zufolge etwa am Fachkräftemangel, an fehlenden Flächen etwa für Anlagen und langen Genehmigungsverfahren.

Vor einem Fachkräftemangel warnen auch Ma­na­ge­r:in­nen aus der Energiebranche. Sie fordern in einem offenen Brief an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) eine konzertierte Aktion für mehr Fachkräfte. „Ohne Zehntausende zusätzliche Hände wird Deutschland die Energiewende nicht schaffen“, so Constantin Eis, Chef des Ökostromanbieters Lichtblick und Initiator des Briefs.

Die Ma­na­ge­r:in­nen fordern Schnellqualifizierungen für Installateure, etwa für Beschäftigte ohne Ausbildung und Erwerbslose. Damit könnten schnell mehrere Tausend Arbeitskräfte qualifiziert werden. Außerdem sprechen sie sich für eine Imagekampagne für Energiewendejobs aus, für attraktive Angebote für Studien- und Schulabbrecher sowie für Erleichterungen bei der Zuwanderung von Fachkräften.

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8 Kommentare

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  • Es gäbe schon genügend Fachkräfte bzw. Menschen, die schnell umlernen könnten, würde ich meinen. In der Auto- und Flugzeugindustrie gibt es viele Handwerker*innen. Mensch müsste einen Wandel anstoßen und die Fachkräfte anderen Bereichen zuführen. Autos und Flugzeuge dürften sowieso nicht mehr gebaut werden, wenn den Menschen etwas an funktionierenden Lebensgrundlagen liegen sollte.

  • EY? Neuer Name, neues Glück ? Muss mensch ausgerechnet denen noch zuhören ?



    Aufgepasst bei der Passwortwahl. Dieses Pseudonym is ein Pseudo-Pseudonym. Is etwa so seriös, wie wenn Wirecard jetz als WC wiederauferstünde. Griff ins, in beiden Fällen.

  • Kurz gesagt, das ganze wird viel teurer und viel länger dauern als in den üblichen deutschen Energiewende-Träumereien; aber dabei immer auch an die gute Nachricht denken: nur Deutschland ist auf diesem fantastischen Trip. Der Rest der G20 denkt nüchterner, viele sind schon weiter, und darauf kommt es schließlich an.

    • @Descartes:

      Eigentlich sind es keine Träumereien sondern eine Frage des Willens, der Erkenntnis und des Abwägens. "Deutschland" ist ja durchaus erfinderisch und produktiv. Erschwerend ist allerdings, dass die Energiewende jahrelang als träumerisch abgetan und verschleppt und sabotiert worden ist und nun in kürzerer Zeit mehr umgesetzt werden müsste.



      Inweiweit denken alle G20-Länder nüchterner? Unter den G20 Ländern sind einige in Äquatornähe (Indonesien, Brasilien) und damit in dem Bereich, an dem sich die Erderhitzung am übelsten auswirken wird. Auch andere Länder sind jetzt bereits von Katastrophen heimgesucht worden Indien (Hitze), Australien (riesige Flächenbrände) ...



      Worin wären andere Länder weiter?

      • @Uranus:

        sehen Sie sich z.B. den Strommix in g CO2/kWh einiger G20-Staaten an:

        Schweden: 12



        Frankreich: 58



        Kanada: 128



        Brasilien: 159



        Italien: 226



        UK: 270



        G7 (Durchschnitt): 341



        Deutschland: 354

        Das war Stand 2021. In den nächsten Jahren wird Deutschland noch deutlich schlechter im Vergleich aussehen durch die intensivierte Kohleverstromung.

        "nüchterner" : Andere Kernenergie-Länder der G20 hatten (wie Deutschland) den Atomausstieg geplant, aber alle sind davon abgerückt; nur Deutschland setzt massiv auf Kohle statt Atom.

        • @Descartes:

          Der Atomausstieg ist in Deutschland vor vielen Jahren geplant worden - Schröder, Trittin & Co. Der Fahrplan war klar. Der Ersatz wurde offenbar teils durch Gas geplant - "Brückentechnologie" bzw. wurde im allgemeinen (unabhängig vom Krieg) zu lange auf Gas und Kohle gesetzt. Die vergangenen Regierungen inklusive der Bundesländer haben darin versagt, die Energiewende voranzutreiben. Genügend Zeit für einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien hätte es gegeben. Angestoßen wurde die Energiewende ja bereits ebenfalls unter Schröder, Trittin & CO Anfang 2000er! Zudem passt Kohle- und Atomstrom aufgrund deren unglexibler Produktionsweise nicht zu den erneuerbaren Energien.

  • 6G
    658526 (Profil gelöscht)
    • @658526 (Profil gelöscht):

      Ja, Geld und Vermögen gibt es genug. Die Umverteilung hin zu den Reichen muss nur mal umgekehrt werden und zwar möglichst bald. Ungleichheit von Vermögen und damit auch Macht hat ja bereits krasse Formen angenommen.