Ampel-Entwurf zum Weiterbildungsgesetz: Kein Grund zur Zufriedenheit
Ursprünglich hatte die Ampel versprochen, allen Jugendlichen eine Berufsausbildung zu ermöglichen. Echte Verbesserungen sind nicht erkennbar.
D en mehr als 2,3 Millionen jungen Menschen ohne Berufsabschluss muss es wie blanker Hohn vorkommen, was die Bundesregierung jetzt vorhat. Schon im Februar will das Kabinett ein Weiterbildungsgesetz beschließen, das auch den Ausbildungsmarkt pushen soll. Doch von der im Koalitionsvertrag angekündigten Ausbildungsgarantie bleibt kaum mehr als das Wort selbst. Dabei hatte die Ampel dort noch versprochen, allen Jugendlichen eine vollqualifizierende Berufsausbildung zu ermöglichen.
Stattdessen legt Bundesarbeitsminister Heil nun einen Referentenentwurf vor, der eine Praktikumsinitiative, ein paar bezahlte Familienheimfahrten und 7.000 zusätzliche außerbetriebliche Ausbildungsplätze vorsieht – selbstredend unter Finanzierungsvorbehalt der Bundesagentur für Arbeit. Eine Garantie sieht anders aus, von einem Rechtsanspruch auf einen Ausbildungsplatz ganz zu schweigen.
Dabei wäre beides bitter nötig, denn noch nie wurde so wenig ausgebildet wie heute – nur noch knapp 20 Prozent aller Betriebe tun dies. Und auch wenn die Zahl der Jugendlichen, die eine Ausbildung machen wollen, scheinbar zurückgeht: Neben den erwähnten 2,3 Millionen ausbildungslosen Jugendlichen landen zusätzlich jedes Jahr gut 230.000 frische Schulabsolvent*innen in Ersatzmaßnahmen ohne Perspektive.
Der Markt allein kann es nicht regeln. Seit Jahrzehnten überbieten sich die Arbeitgeber mit Selbstverpflichtungen für mehr Ausbildungsplätze. Echte Verbesserungen? Fehlanzeige! Der heute vielfach beklagte Mangel an Fachkräften geht auch darauf zurück.
Die Ampel sollte also besser wirksame Antworten für eine Trendwende bei der Ausbildung finden: Eine echte Ausbildungsgarantie gibt es nur mit einem Rechtsanspruch auf einen Ausbildungsplatz. Anreize für mehr Plätze in den Betrieben gibt es nur mit einem Zukunftsfonds, in den alle Unternehmen einzahlen und aus dem neue betriebliche Ausbildungsstellen gefördert werden. In der Baubranche funktioniert das ähnlich seit Jahrzehnten gut.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren