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Stapelware: geschlagen Fichten, bereitgelegt für den Abtransport Foto: Michael Schick/imago

Holz als EnergieträgerHoffen auf den Wald

Mit der Energiekrise geht der Blick sehnsuchtsvoll Richtung Wald. Da wächst doch ein Energieträger. Wenn die Sache mit dem Brennholz nur so einfach wäre.

D ie Deutschen und ihr Wald. Ein Thema, bei dem ganz, ganz viele Emotionen mitschwingen. „Wenn du ein tiefes Leid erfahren/Tief schmerzlich, unergründlich bang/Dann flüchte aus der Menschen Scharen/Zum Walde richte deinen Gang“, empfiehlt der Arzt und Dichter Ludwig August Frankl (1810-1894). Der Wald ist Trost, Zufluchtsort und in der deutschen Geschichte immer wieder Stoffspender für nationale Mythen, auch ganz fürchterliche. Vom Fällen der Baumstämme ist dabei ausdrücklich nie die Rede.

Dafür hat inzwischen sogar die russische Propaganda dieses Thema für sich entdeckt. Vergangenen November lancierte sie die Meldung in den medialen Raum, wonach die in bitterer Kälte darbende Berliner Bevölkerung bereits Hand an den Stadtpark Tiergarten lege, um ihn zu verfeuern.

Blanker Unsinn wieder mal. Zumal gutes Brennholz mindestens zwei Jahre lagern muss, um gut auszutrocknen, wie jeder Freizeitheizer mit Kaminofen-Expertise weiß. Besuch bei Gewährsmann Michael Mayr, Vollbart, verschmitzes Lächeln, verschmutzer Dienstwagen mit Waldbodenspritzern rundherum. Er ist Revierleiter in der Marktgemeinde Pfaffenhofen an der Roth in Bayrisch-Schwaben. Die Gegend ist waldreich, etwa ein Drittel der Waldflächen gehören privaten Besitzern. Mehr als 1.000 von ihnen steht er beratend zur Seite und ebenfalls fünf Gemeinden mit ihren Kommunalwäldern. Insgesamt ist er für 3.800 Hektar zuständig. Zwei Hektar beträgt die durchschnittliche Größe im Privatwald.

Das Brennholz, das aus Mayrs Beritt in den Verkauf kommt, reißen sie ihm derzeit förmlich aus der Hand. In den Wintermonaten, wenn die Bäume weniger Wasser führen, ist Hochsaison bei Waldarbeiten. Statt lieblichen Vogelstimmen hören Spaziergänger, die Erholung und Erbauung suchen, dann den grellen Aufschrei der Kettensägen und das Prasseln fallender Bäume.

Die Leute, sagt Revierleiter Mayr, seien erneut im Hamstermodus: Brennholz ist das neue Klopapier

Mit Beginn der Saison stand bei Mayr zeitweilig das Telefon nicht mehr still vor lauter Anfragen nach Brennholz. Mancher Private orderte unversehens die dreifache Menge. Anfragen von gewerblichen Interessenten trudelten ein, die weit außerhalb des üblichen Kundenradius ansässig sind. Die Leute, sagt Mayr, seien erneut im Hamstermodus wie in besten Coronazeiten: „Brennholz ist das neue Klopapier.“

Ein Verlust an Brennwert

Horten aber sei gar nicht so sinnvoll. „Holz hat zwar kein Haltbarkeitsdatum, aber es hält auch nicht ewig“. Nach ein paar Jahren, so Mayr, verliere es stark an Brennwert.

Eine zehnminütige Autofahrt oder acht Kilometer Luftlinie entfernt findet sich der nächste Stützpunkt der Waldbetreuung. Der Forstbetrieb Weißenhorn, zum staatlichen Unternehmen der Bayerischen Staatsforsten gehörend, residiert in einem historischen Forsthaus aus den 1920er Jahren am Rande der Altstadt. Ihm unterstehen die über 14.500 Hektar Staatswald in der Umgebung, was grob gerechnet mindestens ebenso vielen Fußballfeldern entspricht. Hier empfangen Forstbetriebsleiter Martin Eggert und sein Stellvertreter Christoph Kohler zum Gespräch.

Energiekrise? Aus Anlass des russischen Überfalls auf die U-kraine? Ganz weit weg, und doch ganz nah. Denn in Folge setzte auch bei ihnen ein bislang unbekannter Run auf die Holzscheite ein.

Wem gehört der Wald?

Unser Wald

Was für Wälder gibt es eigentlich? Sie lassen sich nach ganz unterschiedlichen Kategorien einteilen, zum Beispiel nach den Klimazonen, in denen sie natürlicherweise wachsen. Oder eben auch nach den Besitzverhältnissen. Und die kann man unseren Wäldern unter Umständen sogar ansehen. In den professionell gemanagten Staatswäldern, die dem Bund oder den Ländern gehören, führen im regelmäßigen Abstand von 30 Metern Rückegassen ab von den Haupterschließungswegen. Darauf verkehrt das schwere Gerät aus Harvestern und anderen Vollerntern, die mit ihrem langen Arm die Stämme von der Fläche holen können.

Die Besitzer

In Privatwäldern ist die Erschließung oft ein von den Besitzern vor sich hergeschobenes Problem. Es gibt Kleinwaldprivatbesitz und Großwaldbesitzer, darunter häufig Adelige und neuerdings vermehrt Investoren aus der Wirtschaft, darunter Aldi. Auch die Kirchen halten Waldbesitz und manche Gemeinden und Städte. So genannte Realwälder bilden eine Sonderbesitzform und eine sehr alte; dabei haben Besitzer von agrarischen Hofstellen verbriefte Rechte zur Waldnutzung: Zum Bezug von Brenn- und Bauholz ebenso wie zur Entnahme von Laub und Gras als Einstreu für die Ställe.

Eggert und Kohler, unprätentiöses Auftreten, dialektfreie Sprache, druckreife Ausdrucksweise, wären auch vorstellbar als Seminarleiter an einer Hochschule. Als Manager des Waldes jonglieren sie zwischen Naturbegeisterung und Zahlenwerk. Die Holzmenge, die „ihr“ Betrieb alljährlich dem Markt zur Verfügung stellt, ist imposant. Es sind insgesamt 131.000 Festmeter, wie es in der Fachsprache heißt. Einer ist ein Kubikmeter mit gestapeltem Holz. 11.000 Festmeter davon werden als Brennholz abgegeben. Doch wer als Neukunde nach einem Häppchen davon heischte, hatte zuletzt schlechte Karten. Selbst wenn die Nachfrage explodiere, werde nicht mehr Holz eingeschlagen, verlautet es aus beiden Forsteinrichtungen.

„Niemand plündert wegen eines momentanen Trends seinen Wald“, sagt Mayr. Wobei Privatwäldler da mehr Spielräume hätten. Doch die Waldgesetze, die etwa einen Waldfrevel verhindern sollen, gelten auch für sie.

Die Waldstrategie

Wenn man seine Kollegen in Weißenhorn auf das Thema Brennholz anspricht, bekommt man erst einmal einen Einführungskurs zum Thema Waldstrategie. Brennholz spielt darin nur insofern eine Rolle, dass es eben anfällt. Sei es bei der „Ernte“ von Bäumen aus dem Altbestand, sei es bei der „Durchforstung“ (Auslichtung) von dichten Jungbeständen. Dabei werden gezielt Jungbäume „entnommen“, damit es die anderen besser haben und auch Arten hochkommen können, die mehr Licht brauchen, langsam wachsen und erwünschter sind: Eichen zum Beispiel.

Holzerei: Waldarbeit ist auch Kettensägenarbeit Foto: Michael Schick/imago

Rund zehn Kubikmeter Holz dürfen den Wäldern in der Region der beiden Reviere pro Hektar und Jahr entnommen werden, wenn die Nachhaltigkeitsformel Gültigkeit behalten soll. Das ist so viel, wie in dem Zeitraum auf der Fläche mit Altbestand auch wieder nachwächst. Gewähr, dass sie staatlicherseits eingehalten wird, liefert die alle zehn Jahre stattfindende Wald-inventur, nach der gegebenenfalls auch nachjustiert werden kann.

„Unser Spielraum ist allein durch gesetzliche Auflagen stark eingeschränkt“, sagt der Weißenhorner Forstbetriebschef. Anspruch sei kein geringerer, als „vorbildliche Wälder“ zu entwickeln. Im Betrieb läuft seit über drei Jahrzehnten der Waldumbau hin zu klimaresistenteren und stabilen Mischwäldern. Weg von den stark gefährdeten Fichtenmonokulturen, lautete seither die Parole, die heute im Zuge des Klimawandels aktueller denn je ist. Wenigstens fünf Baumarten sollen jetzt auf der Fläche vorkommen und möglichst alle Altersklassen. Die Strategie trägt längst Früchte.

Weiteres Ziel ist ein werthaltiges Holz aus ebenmäßigen und astlosen Stämmen. In den Sägewerken werden daraus Balken, Bretter oder Latten geschnitten, Material für Möbel, Dachstühle und vieles mehr. Zu Brennholz werde allein jenes Material, das für eine höherwertige Nutzung ausscheidet, versichert Eggert. Man kann das im Handel ofenfertig erwerben oder selbst mit Genehmigung und auf Zuteilung im Wald aufarbeiten. Die Zahl derer, die dieses Holz mit eigener Kräfte Arbeit aus dem Wald holen, sei zuletzt auffallenderweise gestiegen.

Laubbäume sind als Quelle für Brennholz ergiebiger als Nadler und für diesen Zweck eindeutig beliebter. Betriebswirtschaftlich fällt dieses ins Segment „Industrieholz“, das eine völlig unterschiedliche Verwendung findet. In der Papier- und Spanplattenindustrie ebenso wie bei der „thermischen Verwertung“.

Die Gier der Schlünde

Sowieso werden bei der Holzverbrennung die Schlünde immer gieriger. Da sind zum einen die privaten Kaminöfen, die das Heizen zu Hause mit der Gemütlichkeitssteigerung verbinden. Dazu kommen aber viele weitere Verbrenner, von Zentralheizungen, die Pellets verschlingen, über Hackschnitzelanlagen für Blockheizkraftwerke bis hin zu Großanlagen im Fernwärmebereich.

Die zur Verfeuerung genutzte Holzmenge habe sich seit 1990 glatt verdreifacht, führt der Bund Naturschutz in Bayern (BUND) an.

Waldzeichen: Markierungen für den Transport Foto: Anja Cord/imago

Bei den Privaten ist die Lage im Wald einigermaßen unübersichtlich. Die Waldbesitzer-Szene ist sehr buntscheckig. „Manche holen aus ihrem Wald selbst noch das kleinste Stöckchen raus“, beobachtet Michael Mayr. Andere wiederum kümmerten sich um ihren Wald nicht die Bohne. Für Forstleute, die einen vitalen Wald als Ziel vor Augen haben, gelten diese quasi als die Problembären unter den Eignern. Die „urbanen Waldbesitzer“, ein neuerer Typus, zählten aber nicht in jedem Fall dazu. Querbeet, sinniert Mayr, lasse die Bindung zum privaten Waldbesitz nach. Parallel zum Rückgang der Landwirtschaft, deren integraler Bestandteil er einst gewesen ist. Doch bei anderen spielten ökologische Überlegungen sogar eine immer größere Rolle – teils aus tiefster Überzeugung, teils aus dem Einsehen, dass die Plantagenwirtschaft mit Monokulturen keine Zukunft hat. Sie experimentierten beispielsweise mit Naturverjüngung oder seltenen Arten. In der Gegend mit Elsbeere zum Beispiel, mit Speierling und Mehlbeere.

Auch der „weibliche Blick“ finde vermehrt seinen Niederschlag. Waldbesitzerinnen, stellt Mayr fest, „haben oft mehr fürs Optische übrig“, etwa für blühende, gestufte und vogelfreundliche Waldränder. Gier nach Brennholz stünde auch damit in Konflikt.

Jessica Aumer hat damit professionell zu tun, genauer gesagt mit der Herstellung von Holzbriketts aus Sägemehl. Sie ist Co-Geschäftsführerin von Holzbau Aumer, einer mittelständischen Zimmerei in Weiding in der Oberpfalz mit 17 Beschäftigten. Holzbriketts haben wegen des Pressenherstellers Ruf, der die Hardware liefert und zahlreiche Hersteller mit seinen Maschinen ausrüstet, überall dasselbe Format. Seit dem Ukraine-Krieg und der Energiekrise ist deren Preis im Einzelhandel durch die Decke geschossen, von vormals unter zwei Euro pro Zehn-Kilo-Pack auf nun bis zu acht Euro.

Dass da Sondergewinne eingestrichen werden, ist naheliegend. Doch auch die Hersteller sind mit gestiegen Kosten konfrontiert. Sagt Aumer, die den Preisanstieg beim Strom und für den Rohstoff anführt. Gleichzeitig sei derzeit die Konkurrenz aus dem Ausland weniger präsent auf dem deutschen Markt. Die Nachfrage bei ihr habe angezogen.

Woher ein Holzbrikett stammt, sieht man ihm nicht an. Bei Aumer werde dafür ausschließlich Holz aus der Umgebung verwendet. „Wie immer bei Rohstoffen ist beim Einkauf viel Pokern im Spiel“, sagt Jessica Aumer. Die Auskunft „derzeit nicht lieferbar“ könne trotzdem bedeuten, „dass der Hof voll steht“.

Das Klima und das Holz

Was macht das eigentlich mit dem Klima, wenn Öl und Gas immer mehr auch durch Holz ersetzt werden? Anruf bei Ralf Straußberger, beim BUND als Referent zuständig für das Fachgebiet Wald und Jagd. Bei der Naturschutzorganisation ist man, das gleich vorweg, wenig begeistert vom Run auf Brennstoffe aus Holz. Das laufe völlig aus dem Ruder. Zwar will der BUND keinem Privaten seinen Holzofen wegnehmen oder die vielen kleineren, bereits existierenden Anlagen auspusten. „Gerade im ländlichen Raum machen diese ja auch Sinn, weil sie ein Stück weit Energie-Autarkie bringen, in regionale Kreisläufe eingebunden sind und Öl und Gas ersetzen“, sagt Straußberger. Ein weiterer Zuwachs aber wäre nicht förderlich. Nach BUND-Erkenntnis sind holzbefeuerte Anlagen, gemessen an der erzeugten Wärmemenge, sogar klimaschädlicher als solche, die mit Öl oder Gas betrieben werden.

Diese Aussage kollidiert mit der in den Diskussionen immer wieder angeführten Nullsummenrechnung. Gemäß dieser würde bei einer Verbrennung von Holz ja nur so viel CO2 wieder freigesetzt, wie zuvor darin gebunden war. Diese Bilanzierung aber, so Ralf Straußberger, „führt in die Sackgasse“. Sie übergehe das Hauptziel, das in einer massiven Verringerung des CO2-Ausstoßes liegen müsse. Um dieses zu erreichen, gelte es dringend, auch die CO2-Speicher wie Wald oder Moore zu erhalten und zu stärken. Die Zukunft der Wärmeerzeugung liegt für den BUND hauptsächlich in der mit Solar- oder Windstrom betriebenen Wärmepumpe.

Und dann kommt die große Politik ins Spiel. Die Aufrechnung von CO2-Emissionen aus dem Wärmesektor mit einer CO2-Speicherung in Wäldern diene doch hauptsächlich der Rechtfertigung von Großanlagen, argumentiert der BUND. Heimisches Holz reiche dafür gar nicht aus. Da muss man gleich an Dokumentationen denken über die rabiate Art, wie in Ländern wie Frankreich, Finnland oder Kanada Waldwirtschaft betrieben wird. Mit gewaltigen Kahlschlägen: „Damit gehen wichtige CO2-Senken verloren“, sagt Straußberger und verweist gleichzeitig auf die immensen Waldverluste in Deutschland durch Borkenkäferbefall, der durch die Klimakrise stark zugenommen hat. In beiden Szenarien werde aus einer Senke, also einem System, das CO2 bindet, nun ein CO2-Emittent. Weil nun auch jenes CO2 freigesetzt wird, das im Humus gebunden war. Das sei sogar ein höherer Anteil im Vergleich zur dort ausgebildeten Biomasse.

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Im Nachklapp endet auch das Gespräch mit Revierförster Michael Mayr wieder im ökonomischen Gestrüpp. Er macht geltend, dass Waldbesitzer eventuelle Erlöse aus Holz, das verfeuert wird – das im Übrigen in seinem Revier um lediglich ein Viertel im Preis angezogen habe – mit in ihre Bilanz einbeziehen. Sie übernähmen eh schon so viele gesellschaftliche Aufgaben unentgeltlich, vom Wasserschutz bis zum Erhalt von Erholungsräumen. Sie könnten dieses Geld gut gebrauchen, um den Wald als Generationenaufgabe weiter finanzieren zu können.

Die Grenzen zwischen Gewinnstreben und Idealismus verlaufen mitten durch den deutschen Wald.

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11 Kommentare

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  • Ja, die Waldverbrenner - Lobby & Feinstaub Junkies. Einfach nur ...

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Danke für diesen Artikel, der dieses "aufgeheizte" Thema aus verschiedenen Gesichtspunkten behandelt.



    Waldgeschichte: Der Wald wurde bisher in allen "Hochkulturen" ruiniert.



    Daher ein Beispiel als ergänzender Hinweis, dass wir global leider immer noch auf diesem Holzweg sind.



    The ‘Green Energy’ That Might Be Ruining the Planet



    Die "grüne Energie", die den Planeten ruinieren könnte



    www.politico.com/n...te-politics-477620



    Die Begrenzung der Entnahme von Holzbiomasse durch die Nachhaltigkeitsregeln (Bsp. im Artikel rund zehn Kubikmeter) betrifft m.W. nicht die Verwertung von sog. Schlagabraum (nach der Holzernte auf der Schlagfläche zurückbleibende Baumreste). Die Neigung diese bisher oft "unverwertete" Holzbiomasse aus dem Wald zu ziehen, zieht auch in D und Europa stetig an. Nährstoffversorgung, Humusaufbau, Bodenstruktur, Wasserhaushalt, Bodenleben, Biodiversität usw. werden beeinträchtigt. Für die Gesamtbilanz zur Regulierung der ökologischen Nachhaltigkeit muss daher anders gerechnet werden.

    • @31841 (Profil gelöscht):

      Die Nutzung des Totholzes ist durchaus sinnvoll (soweit man den Wald nicht schädigt), da dadurch fossile Brennstoffe eingespart werden. Es wird bei der Debatte um die Kohlenstoffspeicherung ignoriert, dass am Ende des Baumlebens inkl. Verrottung genau jene Menge an Kohlenstoff als CO2 frei gesetzt wird, die der Luft beim Wachstum entzogen wurde. Der Kohlenstoff-Kreislauf ist somit geschlossen. Auch der Humus ist Teil dieses Kreislaufes. Kohlenstoff speichern kann der Wald nur, wenn man sein ausgewachsenes Holz als Baumaterial verwendet (solange es nicht verrottet). Anders lässt sich der C-Vorrat nun einmal nicht erhöhen. Das ginge nur noch über eine Vergrößerung der Waldfläche, doch wäre dieser Speicher nur einmal auffüllbar, weil auch dort dieselben Naturgesetze herrschen.

  • Private Waldbesitzer bewirtschaften ihren Wald eben privat und denken im Grunde 50-100 Jahre im Voraus. Auch was neue Baumtypen angeht. Sonst wären die Wälder längst alle abgeholzt.

  • 6G
    669638 (Profil gelöscht)

    Der BUND hat vollkommen recht. Wer Holz verfeuert belastet die Umwelt pro kWh Wärme mit dem doppelten Ausstoss von CO² wie bei einer Verfeuerung mit Gas und Öl. Wobei Gas den geringsten CO²-Ausstoss hat. Es ist daher unssinnig, dass Holz-Pellets-Heizungen massiv gefördert wurden, evtl. noch gefördert werden. Da ist eine gute Gas-Brennwert-Heizung deutlich besser in der Bilanz. Und Probleme mit dem Feinstaub gibt´s beim Gas auch nicht.

    • @669638 (Profil gelöscht):

      Egal wie mies der Brennwert von Holz ist, Ihre CO2-Bilanz ist beim Verbrennen fossiler Quellen immer schlechter. Neben den freigesetzten Tonnen von fossilem CO2, verrottet das "eingesparte" Holz ja trotzdem und setzt CO2 frei. Daher ist es immer besser, es zu verbrennen. (oder noch besser als Bauholz zu nutzen). Wer nun argumentiert, dass durch das Verbrennen des Holzes CO2-Speicherkapazität des Waldes verloren geht, verkennt allerdings, dass ein ausgewachsener Wald im saldo gar nichts speichert. Seine CO2-Bilanz ist Null.

      • 6G
        669638 (Profil gelöscht)
        @Jutta57:

        Das ist grundsätzlich falsch. Der BUND sagt zu recht, dass Holz die doppelte Menge CO2 ausstößt wie z.B. Gas. Übrigens gibts auch BIO-Gas. Holz als CO2-Speicher zu verbrennen ist der Irrsinn schlechthin. Aus Holz kann man wesentlich mehr machen, als nur verbrennen und die Speicherung bleibt jahrzehntelang, jahrhundertelang erhalten. Als Möbel, als Bauholz, als Bodenbelag, als Dämmstoff, sogar als Papier. Deswegen lieber mit der Hälfte des CO2-Ausstoßes Gas verbrennen und mit Holz als CO2-Speicher die Wohnung möblieren, Boden belegen und Dachboden dämmen. Das ist ein echter Beitrag zur CO2-Vermeidung und Speicherung.

        • @669638 (Profil gelöscht):

          Ich sprach aber von fossilen Brennstoffen. Biogas zähle ich nicht dazu. Ich schrieb ja auch, dass es besser sei, das Holz als Bauholz zu nutzen; insofern sind wir da ja einer Meinung. Ansonsten ist meine Aussage hinsichtlich der CO2-Bilanz des Waldes aber nicht falsch, schon gar nicht grundsätzlich. Grundsätzlich falsch ist aber die Berechnung des BUND, weil er ignoriert, dass es einen Nettogewinn an CO2 nur in der Etablierungsphase des Waldes gibt.

          • 6G
            669638 (Profil gelöscht)
            @Jutta57:

            Logisch speichert ein Baum, ein Strauch, speichern Pflanzen CO2. Torf ist und bleibt hoffentlich ein riesiger CO2-Speicher. Deswegen sind Moore zu erhalten und auch Wälder sind zu erhalten und wenn schon als Material zu verwenden wo die Speicherung noch jahrzehntelang gewährleistet ist.



            Wir werden Gas weiter verwenden müssen, weil es noch keine Alternativen gibt. Kohle und Holz haben nun einmal den doppelten CO2-Ausstoß. Das sind die Fakten. Es klingt idyllisch, in den Wald gehen, Holz sammeln und dann im Kamin bei einem Glas Wein verbrennen. Genau dies schadet, grundsätzlich und nachweislich der Umwelt wesentlich mehr als Gas zu verbrennen. Feinstaub, Abgase, ja sogar Belastungen in Innenräumen inklusive. Wer Holz verbrennt hat ein Primärenergie-Faktor von 1,2. Das heißt um 1 kWh Wärme zu erzeugen muss durch Transport, Herstellung und Lieferung in Gänze 1,2 kWh aufgewendet werden. Auch hier ist Gas deutlich besser, hier ist der Faktor eben nur 1,1 kWh.



            Hinzu kommt, dass wir zunehmend erhebliche Waldbrände haben, die eben keinerlei Berücksichtigung finden. Oder schon mal gehört, dass danach und um die „Nachwuchsbilanz“ der Wälder auszugleichen, dann zigtausende Holzheizungen eine Pause einlegen?

            • @669638 (Profil gelöscht):

              Ein Baum speichert nur über einen bestimmten Zeitraum Kohlenstoff; grob gesagt so lange er wächst (und anderen Pflanzen nicht irgendwann das Licht nimmt). Dauerhaft speichert er aber gar nichts (außer er wird zum Moor; und Steinkohlewälder gibt es auch nicht mehr). Seine Co2-Bilanz ist über diesen Zeitraum hinaus leider Null. Durch die thermische Verwertung eines Teils des Totholzes und auch der Bäume (im Sinne von ökologischer und ökonomischer Nachhaltigkeit) kann man aber fossiles CO2 einsparen, denn der größte Teil dieses ungenutzten Holzes wird durch Dissimilation wieder zu CO2. Bei Sträucher und übrigen Pflanzen haben Sie noch nicht einmal einen kurzfristigen Speichereffekt (oK ein bisschen Humus vielleicht). Wenn man langfristig (50-100 Jahre?) Kohlenstoff über den Wald speichern will, muss man ihn aufforsten bzw. überhaupt neue Flächen für ihn schaffen. Diese Flächen haben wir aber nicht und durch unseren übermäßigen Fleischkonsum (aber nicht nur) opfern wir diese Flächen in Amazonien oder anderen Ländern für den Futteranbau. Deswegen bemängeln Kritiker der Biolandwirtschaft ja auch, dass hier der ungünstigere Energieertrag pro Fläche (z.T nur halb so hoch wie beim konventionellen) in die CO2-Bilanz mit eingerechnet werden muss.



              www.nature.com/art...d41586-020-02991-1

              • 6G
                669638 (Profil gelöscht)
                @Jutta57:

                Eigentlich ist es doch ganz einfach. Holz speichert CO2. Und zwar solange es NICHT verbrannt wird.



                Siehe: www.forstwirtschaf...toffspeicher-holz/



                Es ist dort super erklärt. Und es ist besser Gas mit der Hälfte des CO2-Austoss zu verbrennen als Holz. Es ist besser Holz als Möbel, als Kochlöffel, als Bauholz zu verwenden, jahrelang zu verwenden. Das C02 bleibt gespeichert.