American Footballer aus Braunschweig: OJ Thompson will in die NFL

Der US-Amerikaner OJ Thompson spielt bei den Braunschweig Lions. Er hat die Hoffnung nicht aufgeben, eines Tages in der besten Liga der Welt zu spielen.

OJ Thompson umgeben von zwei Gegnern auf dem Spielfeld

Spielte in den USA, Finnland, Potsdam – und jetzt in Braunschweig: Footballer OJ Thompson Foto: Fabian Uebe

BREMEN taz | Footballer OJ Thompson trainiert derzeit ganz alleine: In der German Football League (GFL) ist Winterpause. Seine Kollegen im Team der New Yorker Lions aus Braunschweig arbeiten oder studieren; die anderen amerikanischen Import-Spieler sind daheim. Der 27-jährige Thompson aber nicht: „Ich bin geblieben, um mich auf mein eigenes Training zu fokussieren.“

Zwei Trainingseinheiten, Hausarbeit, Mittagsschlaf – als „ziemlich langweilig“ beschreibt Thompson seinen Alltag. Doch er hat ein Ziel: in der National Football League (NFL) spielen. Die Chancen dafür seien nicht hoch. Es passiere selten, dass Spieler aus Europa geholt werden.

Am College in Colorado sah noch alles danach aus, als wäre Thompsons Traum realistisch. „Ich glaube, ich war einer der drei oder vier besten Defensive Ends zu der Zeit.“ Der Job eines Defensive Ends ist, gemeinsam mit anderen Spielern der Verteidigung den Quarterback anzugreifen oder andere Spieler zu stoppen, die mit dem Ball unterwegs sind.

Für diesen Job brauche es eine gewisse Körpergröße und -masse, erklärt Thompson. Deswegen habe es damals nicht für die NFL gereicht, so seine Vermutung. „Ich war wohl zu schlank.“ Aktuell ist er 1,88 Meter groß und wiegt 104 Kilo.

New England Patriots begeistern ihn

Thompson ist gebürtiger Brite. Als er fünf Jahre alt war, zog er in die USA, nach Colorado. Mit zehn Jahren ging es weiter nach Atlanta. Dort begann seine Football-Karriere, mit etwa zwölf Jahren. „Als ich den Superbowl mit den New England Patriots und den Los Angeles Rams gesehen habe, hat es mich einfach gepackt. Ein Freund von mir war großer Patriots-Fan und hat viel von Tom Brady gesprochen.“

Thompson spielte in der Highschool Football, für das letzte Jahr zog er dann wieder nach Colorado, wo er auch ans College ging. Dort machte er nicht nur gegnerischen Quarterbacks das Leben schwer, sondern auch seinen Abschluss in Business.

Nach dem geplatzten NFL-Traum und einem Jahr Vollzeit-Job ohne jegliches Football-Training ging Tompson 2019 nach Finnland. „Ein paar andere Teams hatten auch Interesse, aber die Seinäjoki Crocodiles waren das professionellste von allen.“ Nach nur einer Saison wollten ihn unter anderem die Potsdam Royals. Thompson kam die deutsche Liga gerade recht: „Die GFL ist kompetitiver, professioneller und hat mehr Teams.“

Seinen bereits verlängerten Vertrag bei Potsdam für die Saison 2022 löste Thompson jedoch wieder auf, aus persönlichen Gründen. „Sie haben mir Dinge versprochen, die sie nicht gehalten haben.“ So landete er vor knapp einem Jahr in Braunschweig. Als „einen der besten Verteidiger der Liga“ bezeichnen die Lions ihn – und dürfen ihn für die kommende Saison behalten.

Mageres Gehalt

Es gibt noch eine andere Liga, die Spieler wie Thompson gern hätte: Die European League of Football (ELF), die bald in ihre dritte Saison startet – und auf welche die alteingesessenen GFL-Clubs nicht immer gut zu sprechen sind: „Beide Ligen wollen den Sport nach vorne bringen“, sagt Holger Fricke, Sprecher der Lions. „Aber die ELF-Clubs werben Spieler ab und machen selber keine Jugendarbeit.“ Thompson hat schon Angebote bekommen, sagt er, und abgelehnt. „Die Lions sind einfach sehr professionell.“

Dabei waren 2022 nur zehn von rund 65 Spielern aus dem Kader allein zum Football spielen da, sagt Fricke. „Die anderen sind Amateure, erhalten eine Aufwandsentschädigung.“ Den importierten Spielern wird eine kleine Wohnung gestellt, zu viert können sie ein Auto nutzen. Das kleine Gehalt – „nicht vergleichbar mit Fußballgehältern“ – ist dann für Einkäufe oder Reisen da.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.