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Frankreichs unzählige Fußball-TalenteAlle weltmeisterlich

Die französische Nationalmannschaft steht wieder einmal in einem großen Finale. Kein Verband produziert so unaufhörlich große Talente wie Frankreich.

Spielmacher Antoine Griezmann ist auch von Selim Amallah kaum in den Griff zu bekommen Foto: Peter Cziborra/reuters

Zwei Sterne prangten noch über dem gallischen Gockel auf dem Trikot von Randal Kolo Muani, als er über eine dieser typischen Fußballgeschichten referierte. Wobei, vielleicht nicht ganz so typisch, denn dass einer 44 Sekunden nach seiner Einwechslung in einem WM-Halbfinale sein erstes Länderspieltor erzielt, scheint dann doch mehr als eines der branchenüblichen Wasserträgermärchen.

„Magisch“, so der Stürmer von Eintracht Frankfurt über seinen Abstauber zum 2:0-Endstand gegen Marokko, „ich träume immer noch“. Der 24-Jährige aus Bondy bei Paris, der eine Vorarbeit von Superstar Kylian Mbappé, ebenfalls Bondy, verwertete, ist überhaupt nur last minute bei der WM, weil sich Christopher Nkunku kurz vorher verletzte.

Wo also selbst die Aushilfen der Ersatzspieler zu WM-Helden avancieren können, da wird am Sonntag schon fast zwangsläufig nach dem dritten Stern gegriffen. Im Katar-Derby trifft Mbappé auf seinen Klubkollegen Lionel Messi von Paris St. Germain, dem Verein aus dem Portfolio der staatlichen Investmentholding des Emirats. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wird es freuen, er war schon am Mittwoch im Al-Bayt-Stadion und schaute danach zum Kabinenbesuch rein, nachdem er es vorigen Sommer im Doppelpass mit dem Emir sogar fertiggebracht hatte, den schon fast nach Madrid abgewanderten Mbappé in Paris zu halten.

Kein anderes europäisches Land zeigt sich so offen für katarische Geldspritzen und Wirtschaftsaktivitäten, nicht nur im Fußball. Macrons Vorgänger Nicolas Sarkozy soll im Gegenzug mit dem damaligen Uefa-Präsidenten Michel Platini für die WM-Vergabe nach Katar antichambriert haben. Wer das Politelement noch weiter beschwören will, kann den französischen Finaleinzug außerdem damit untermauern, dass sich dort niemand in Bindenstreitigkeiten verlor. Kapitän Hugo Lloris erläuterte vor der WM: „Wenn wir ausländische Besucher in Frankreich willkommen heißen, möchten wir oft, dass sie unsere Regeln und unsere Kultur respektieren. Das werde ich auch tun, wenn ich nach Katar fahre.“

Zahlreiche Ausfälle

In Wirklichkeit braucht es all die Parallelen und Überhöhungen aber nicht, ausnahmsweise reicht zur Einordnung von Frankreichs Erfolgssträhne der Blick auf den Fußball. Noch immer scheint allenfalls mit Überheblichkeit erklärbar, wie man vorigen Sommer ein EM-Achtelfinale gegen die Schweiz herschenken konnte. Ansonsten? EM-Finale 2016, WM-Sieg 2018, zwischendrin mal eine Nations League und jetzt also wieder ein WM-Finale. Nebst dem Eindruck, dass kein anderer Verband so unablässig Talente produziert wie Frankreich.

Die Mannschaft des akribischen Trainers Didier Deschamps agiert hier, nur zur Erinnerung, unter anderem ohne den amtierenden Weltfußballer Karim Benzema. Gut, der war 2018 auch nicht dabei („Sextape-Affäre“) und galt nach seiner Begnadigung mancherorts sogar eher als Störenfried bei den sonst so harmonischen Didier-Tours. Allerdings fehlt mit N’Golo Kanté zudem der Dauerläufer, wichtiges Erfolgsgeheimnis der 2018er-Weltmeister, und mit Paul Pogba deren Zentrumsspieler und Einpeitscher. Auch in der Abwehr gibt es Verletze, aber da könnten die Franzosen sowieso drei bessere Viererketten aufstellen als etwa die Deutschen eine einzige.

Dass sie vor dem Marokko-Spiel von einem lästigen Virus heimgesucht wurden? Dann ging es diesmal eben auch noch ohne die bisherigen WM-Stammspieler Adrien Rabiot in der Ballverteilung und Dayot Upamecano in der Innenverteidigung. Irgendwer findet sich immer, und mit ihrem neuen Mittelfeld um den jungen, omnipräsenten Aurélien Tchouaméni und den zum Spielmacher umfunktionierten Antoine Griezmann treten die Franzosen sogar etwas attraktiver auf als bei ihren körperbetonten Zweckkicks von 2018. Jouer et laisser jouer gewissermaßen, spielen und spielen lassen. Wer vorn Mbappé, Griezmann, Ousmane Dembélé und Olivier Giroud hat, ist dabei im Zweifelsfall immer effizienter als der Gegner, jedenfalls solange der keinen Messi hat.

Alles Weitere wird man am Sonntag sehen. „Es wird ein großes Finale gegen einen Spieler, der die Geschichte dieses Sports geprägt hat“, sagt Torwart Lloris. Ihrerseits haben sich seine Franzosen „die goldene Gelegenheit geschenkt“, als erstes Team seit Brasilien 1962 den WM-Titel zu verteidigen. Brot-und-Spiele-Experte Macron kann jubilieren: „Unsere Landsleute brauchen einfache und reine Freuden, der Sport liefert sie und der Fußball ganz besonders.“

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2 Kommentare

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  • Auch eine Demo gegen die Rassisten und Rechtsradikale in Frankreich. Vive la France !

  • Immerhin kaum unschöne Gesten wie von den Argentiniern, insbesondere Messi; bekomme er den VIZE. Dafür viele Krawalle, weltweit. Da lobe ich mir den Frauenfussball. Ähnlich viel geschickt, keine Gewalt und wesentlich weniger überflüssiges EGOmanisches Gehabe.