Ende von „Information Philosophie“: Wenn die Bücher weichen
Die Zeitschrift „Information Philosophie“ stellt nach 50 Jahren ihr Erscheinen ein. Sie füllte eine Position zwischen Fachblatt und Populärmagazin.
Bücher soll man nicht nach ihrem Einband beurteilen. Was im Analogieschluss auch für Publikationen anderer Art gelten müsste. Bei der Zeitschrift Information Philosophie ließe sich jedoch einwenden, dass ihr Äußeres durchaus dazu gedacht war, auf den Inhalt einzustimmen. Nüchtern schwarz auf weiß mit serifenlosen Lettern präsentierte sich der Titel, allein das grau gehaltene „Information“ setzte einen dezenten Akzent.
Im März noch zierte die vierteljährlich erscheinende Zeitschrift der Schriftzug „50 Jahre Information Philosophie“. Ihr Herausgeber Peter Moser erinnerte einleitend daran, wie er das Blatt 1972 als Buchhändler in Zürich gründete.
Damals wollte er bloß über philosophische Neuerscheinungen informieren. Mit der Zeit kamen Berichte aus der Universitätswelt zu Forschung und Kontroversen hinzu.
Am Anfang jedes Hefts stand ein Essay eines Fachphilosophen, gern zu Themen von allgemeinem Interesse. Neben Beiträgen wie „Sagt die Physik die Wahrheit?“ lauteten die Titel etwa „Gerechte Verteilung von Klima- und Umweltrisiken“ oder „Orientierung in der Corona-Krise“. Damit füllte Information Philosophie eine Lücke zwischen den reinen Fachzeitschriften und populär aufbereiteten Blättern wie dem Philosophie Magazin.
Das Fach hat sich stärker spezialisiert
Information Philosophie war ein Familienunternehmen, mit Peter Mosers in Philosophie promovierter Ehefrau Claudia Moser als Verlegerin und ihm, dem philosophischen Autodidakten, als Redakteur. Dass das aktuelle Doppelheft den überraschenden Zusatz „letzte Ausgabe“ trägt, begründet Peter Moser im Editorial mit mehreren Veränderungen. Von den einst 4.000 Abonnenten blieben zuletzt rund 3.300 übrig.
Zudem habe sich das Fach stärker spezialisiert. Philosophen veröffentlichten heute kaum mehr Bücher und beschränkten sich meist auf Fachartikel, nicht selten auf Englisch. Damit gebe es weniger Leser philosophischer Bücher einerseits und weniger unabhängige Philosophieverlage andererseits. Letztere würden oft von Verlagsgruppen aufgekauft, wodurch die Anzeigen zurückgingen. Im Heft selbst schreiben Philosophen zur jüngeren Entwicklung ihres Fachs und blicken zum Teil sorgenvoll in die Zukunft.
Weniger Öffentlichkeit für Philosophie mithin? Eher eine Verschiebung. Profitieren dürften die Populärphilosophen, die das Bedürfnis nach Rat in grundsätzlichen Fragen bedienen. Information Philosophie aber hinterlässt eine Leerstelle.
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