UN-Klimakonferenz: 12 Nullen fürs Klima
Ein neuer Bericht stellt fest: Um die Folgen der Klimakrise abzufedern, müssen jährlich Billionen umverteilt werden.
Die restliche Summe von rund 1,4 Billionen Dollar muss demnach von privaten oder öffentlichen Investoren innerhalb der Entwicklungs- und Schwellenländer bereitgestellt werden, wie es in dem Bericht „Finance for Climate Action“ der Ökonomen Vera Songwe, Nicholas Stern und Amar Bhattacharya heißt. Derzeit belaufen sich die Investitionen in Schwellen- und Entwicklungsländern mit Ausnahme Chinas auf etwa 500 Milliarden Dollar.
„Die Erschließung umfangreicher Klimafinanzierungsmittel ist der Schlüssel zur Lösung der heutigen Entwicklungsherausforderungen“, sagte Vera Songwe, eine der Autorinnen des Berichts, am Montag. „Reiche Länder sollten erkennen, dass es in ihrem eigenen grundlegenden Interesse liegt, in Klimaschutzmaßnahmen in Schwellen- und Entwicklungsländern zu investieren“, erklärte Stern. Zudem sei es angesichts der Auswirkungen der hohen aktuellen und früheren Treibhausgasemissionen dieser Länder „auch eine Frage der Gerechtigkeit“.
„Die Welt braucht einen Durchbruch und einen neuen Fahrplan für die Klimafinanzierung, der die eine Billion Dollar an externen Finanzmitteln mobilisieren kann, die bis 2030 für Schwellen- und Entwicklungsländer außer China benötigt werden“, hieß es in dem Bericht weiter.
Scholz sagt 170 Millionen zu
Die Finanzierung sei erforderlich, um die Emissionen zu senken, die Widerstandsfähigkeit zu erhöhen, Schäden durch den Klimawandel zu bewältigen und Natur und Land wiederherzustellen. Der größte Zuwachs sollte aus dem privaten Sektor kommen, sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland, während die jährlichen Mittelzuflüsse der Entwicklungsbanken verdreifacht werden sollten.
Die Autoren machen in ihrem Bericht konkrete Vorschläge zur Unterstützung der Länder des globalen Südens. So sollten etwa Industrieländer mehr zinsgünstige Darlehen gewähren und multilaterale Entwicklungsbanken umgestaltet werden.
Der Bericht bezieht sich auf Schwellen- und Entwicklungsländer, mit Ausnahme Chinas. China wurde in den Schätzungen vermutlich wegen seines besonderen Status nicht berücksichtigt. Die chinesische Wirtschaft ist die zweitgrößte der Welt und in vielerlei Hinsicht fortschrittlich.
Der Finanzbedarf im Kampf gegen die Erderwärmung und zur Bewältigung klimabedingter Schäden ist ein zentrales Thema der 27. Weltklimakonferenz (COP27) im ägyptischen Scharm al-Scheich. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte bei der UN-Konferenz am Montag 170 Millionen Euro für die Bewältigung klimabedingter Schäden in Entwicklungsländern zu. Die Delegierten des Klimagipfels in Ägypten werden sich voraussichtlich am Mittwoch auf Finanzierungsfragen konzentrieren.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen