Frankreich und Uganda verbessern ihre Beziehung: Die Öl-Romanze
Unter dem Druck der Klimapolitik bahnt sich eine neue Freundschaft zwischen den beiden Ländern an, geschmiert mit fossiler Energie.
D ie Beziehungen zwischen Frankreich und Uganda waren in den vergangenen Jahrzehnten nicht weiter bemerkenswert: korrekt, aber kühl. Jetzt wird daraus plötzlich eine heiße Umarmung. Die innige neue Beziehung wird mit ugandischem Öl geölt, im Wortsinne. Aber das Öl sorgt auch für Friktionen – mit der Europäischen Union.
Das liegt an einer Resolution des Europaparlaments vom 14. September, die ein einjähriges Moratorium auf Ostafrikas aktuell größtes Energieprojekt forderte: Die East African Crude Oil Pipeline (EACOP), die Ugandas Rohöl durch ein 1.444 Kilometer langes beheiztes Rohr von den ugandischen Quellen über Tansania zum Indischen Ozean bringen soll, gebaut vom französischen Ölkonzern Total. Uganda und Total sind erbost über die Stellungnahme des EU-Parlaments. Ugandas Präsident Yoweri Museveni wirft den Europäern öffentlich vor, Afrika wie eine Kolonie zu behandeln. Total hat eine Einladung zu einem Auftritt vor dem EU-Parlament abgelehnt und begründet das damit, dass die Einladung nach der Verabschiedung der Resolution erfolgte und damit sinnlos sei.
Nun hat Präsident Museveni seinen französischen Amtskollegen Emmanuel Macron nach Uganda eingeladen, um die neue Beziehung weiter zu versüßen. Diese Einladung wurde bekannt, als der scheidende französische Botschafter in Kampala, Jules-Armand Aniambossou, sich von Museveni verabschiedete. Offiziell will man über eine Lösung für die andauernde Instabilität im Osten der Demokratischen Republik Kongo diskutieren. Macron muss sich nun überlegen, ob er das EU-Parlament ärgert und die Einladung annimmt. Es wäre ein historischer Schritt für einen französischen Präsidenten.
Denn die Kühle in Frankreichs Beziehungen zu Uganda ist alt. Sie ist auf Oktober 1990 zurückzuführen, als ruandische Flüchtlinge, die in Ugandas Armee dienten, kollektiv desertierten und in Ruanda einmarschierten. Sie starteten einen fast vierjährigen Krieg, den sie im Juli 1994 gewannen, als sie unter Führung des heutigen ruandischen Präsidenten Paul Kagame Ruandas Hauptstadt Kigali einnahmen und damit dem Genozid ein Ende setzten, der in den Monaten davor in Ruanda eine Million Tote produziert hatte.
Frankreich hat Uganda das nie verziehen, denn mit der Vertreibung des für den Genozid verantwortlichen Regimes aus Kigali wurde auch Frankreich aus dem Herzen Afrikas verjagt. Ruanda hat sich von einer „frankofonen“ in eine „anglofone“ Nation verwandelt, ist der Ostafrikanischen Gemeinschaft beigetreten und sogar dem britisch geführten Commonwealth. Es hat dieses Jahr den seit Langem größten Commonwealth-Staatengipfel ausgerichtet, obwohl es nie eine britische Kolonie gewesen ist. All dies hat Frankreich brüskiert, und Uganda wird dafür verantwortlich gemacht, weil es vor Jahrzehnten zuließ, dass Kagames Rebellen von Uganda aus in Ruanda einmarschierten.
Nun schmiedet der wachsende Druck internationaler Klima- und Umweltaktivisten gegen die Ölpipeline EACOP Ugandas Regierung und Frankreichs Geschäftswelt in gemeinsamer Empörung zusammen. Das Tauwetter zwischen beiden Ländern beschränkt sich nicht auf die Pipeline. Frankreichs Militär hat Ugandas Armee für Kriegsführung in den Bergen ausgebildet, damit sie im Osten der Demokratischen Republik Kongo eingreifen kann – eine der dort aktiven Rebellengruppen kam ursprünglich aus Uganda und hat in Kampala Terroranschläge verübt. Das gemeinsame Bedürfnis, Ugandas Öl auf den Weltmarkt zu bringen, bevor die Klimaneutralität die globale Ölindustrie killt, lässt nun die beiden Länder ihr Kriegsbeil endgültig begraben.
Aus dem Englischen: Dominic Johnson
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