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Habeck gelobt AusbauRückenwind für Erneuerbare

Seltene Einigkeit herrschte zwischen Industrie und Minister bei der WindEnergy Hamburg: Es muss alles viel schneller gehen in Deutschland.

Robert Habeck spricht während der Eröffnung der Messe WindEnergy Hamburg Foto: Marcus Brandt/dpa

Hamburg taz | Der Krieg in der Ukraine macht die deutsche Abhängigkeit von ausländischen Energielieferanten offensichtlich. Auf der Fachmesse WindEnergy Hamburg fordern Branchenvertreter deshalb, dass die erneuerbaren Energien in das Zentrum der politischen Entscheidungsprozesse gerückt werden müssten. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Die Grünen) pflichtet ihnen bei: „Sie sind essenziell, um unabhängiger von Russland zu werden und um die Pariser Klimaziele noch zu erreichen“, so Habeck in seiner Rede.

Für die Windkraft rief er ambitionierte Ziele aus. Bis 2030 sollen Onshore-Windenergieanlagen mit zusammen 115 Gigawatt errichtet werden. Bei Offshoreanlagen sollen es im gleichen Zeitraum 30 Gigawatt werden. Momentan liegt dieser Wert noch bei 8 Gigawatt, also bei nicht einmal einem Drittel. Bis 2045 sollen Offshore-Windkraftanlagen mit einer Leistung von mindestens 70 Gigawatt installiert sein.

Das ließe sich nur mit einem massiven Ausbau von Windanlagen realisieren, so Habeck. Zwei Prozent der Landflächen in Deutschland seien für Windparks reserviert. „Ich bin ehrlich, ich hätte noch viel mehr Flächen für Windparks geschaffen.“ Das Problem seien die Bundesländer, die sich sträuben würden, besonders Bayern: „Dass da immer noch auf der 10H-Regelung beharrt wird, verstehe ich nicht“, sagt er unter Applaus des Publikums.

Für einen schnelleren Ausbau müssten aber auch die Genehmigungsverfahren beschleunigt werden. Da sind sich Industrie und Wirtschaftsminister einig. Olaf Scholz schlug vor Kurzem vor, die Genehmigungsverfahren auf sechs Monate zu verkürzen. Das geht selbst den Industrievertretern zu schnell. Sie halten zwölf Monate für angemessener, um reibungslose Verfahren zu ermöglichen.

Offshore soll vor allem in der Nordsee massiv ausgebaut werden. 80 Prozent der von der EU vorgegebenen Energieproduktion durch Offshore-Windparks könnte alleine hier erzeugt werden.

Auch wirtschaftlich sei die Windkraft extrem lukrativ, weil sie im Vergleich zu fossilen Energien billig zu produzieren sei. Außerdem könne sie in den nächsten Jahren Hunderttausende Arbeitsplätze schaffen.

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3 Kommentare

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  • Das ist Deutschland, sehr viele Worte und keine Taten.



    Wenn man vom Mitnahmeeffekt, wie bei Wasserstoff oder PV absieht, denn Geld hätte man schon gerne.



    Energieerzeugung und Verteilung ist ein komplexes Geschäft, auch weil die Neoliberalem Gedankengut und dem Wunsch viele Freunde glücklich zu machen, gerne künstliche Märkte, mit einer Trennung zwischen Betreiber und Netz schaffen. Hier Yanis Varoufakis über den Strommarkt www.youtube.com/watch?v=oluBd7yqbIg.



    Dann haben wir eine dezentrale Politik- und Verwaltungsstruktur, die Nimby-Kultur und Obstruktionismus blühen lässt. Die Rechtsweggarantie tut ein übriges. Der Versuch es allen/vielen recht zu machen, führt zu dem rasenden Stillstand, den man gerne Merkel oder Kohl zugeschrieben hatte, der aber sehr deutsch ist.

  • Es ist bezeichnend, dass selbst die Industrie ein auf 6 Monate verkürztes Planungsverfahren ablehnt. Sofern der Artenschutz bei der Verträglichkeitsprüfung nicht komplett geschleift wird (das wäre fatal und auch nicht mit EU - Recht vereinbar), ist das natürlich nicht zu machen. Es ist aber auch rein technisch nicht zu machen, da sonst mal einer erklären müsste, wo die vielen benötigten Elektriker, Betonbauer etc. herkommen sollen.

  • Mit den Sonderabgaben auf die Windstromerzeugung (genaugenommen Beschlagnahmung der Energie zu Entgelten unterhalb des Marktwertes) reduziert Habeck dann gleich wieder die Motivation unter den Betreibern, die ohnehin shcon durch steigende Materialkosten und Zinsen gebeutelt werden.

    Weniger Gewinne bedeuten dann auch weniger Gewerbesteuer für die Standortkommunen und weniger Pachten für die Landwirte, also auch weniger Akzeptanz.