: „Wir müssen nicht jeden Lieferanten einzeln überprüfen“
Rainer Michalik vom Pumpenhersteller KSB im pfälzischen Frankenthal sieht die Herausforderungen durch das Lieferkettengesetz gelassen
Rainer Michalik ist Nachhaltigkeitsmanager beim Pumpenhersteller KSB in Frankenthal nahe Mannheim, Rheinland-Pfalz.
Interview: Hannes Koch
taz am wochenende: Herr Michalik, KSB stellt Pumpen und Armaturen her, hat rund 16.000 Beschäftigte und etwa 13.000 unmittelbare Lieferanten in aller Welt. Verzweifeln Sie jetzt an der Vorbereitung auf das Lieferkettengesetz?
Rainer Michalik: Nein, da wir nicht jeden Lieferanten einzeln bezüglich der Anforderungen aus dem Gesetz überprüfen müssen. Der Text spricht von der „Bemühenspflicht“ der Unternehmen. So selektieren wir unsere Lieferanten auf der Basis von diversen Indikatoren und hinterfragen gezielt kritische Themen in unseren Lieferketten.
Das heißt, Sie müssen sich um die Einhaltung der Menschenrechte bei Ihren Lieferanten bemühen. Ob Sie auch umgesetzt werden, ist nicht so wichtig?
Natürlich ist es wichtig, dass die Menschenrechte eingehalten werden. Der Begriff ‚bemühen‘ bezieht sich auf die Ressourcen und Möglichkeiten, die ein Unternehmen aufgrund seiner Größe und globalen Präsenz zur Überprüfung hat. Daher selektieren wir unsere Lieferanten im Rahmen einer Risikobetrachtung und können so nachweisen, dass wir das uns Mögliche tun, um Verstöße zu vermeiden.
Sie haben nun eine Beauftragte für Menschenrechte benannt. Stellen Sie mehr Personal ein, um das Gesetz zu erfüllen?
Nein. Wir haben neue Verantwortlichkeiten und Verfahren festgelegt. So werden wir uns zweimal jährlich mit den weltweiten Regionalverantwortlichen und dem Einkauf über die Menschenrechtssituation austauschen. Außerdem haben wir beispielsweise ein Whistleblower-System eingerichtet. Dort können Beschäftigte von Zulieferern in mehreren Sprachen Beschwerden über Verstöße einreichen.
Wie stellen Sie sicher, dass bei immerhin 13.000 Lieferanten die Feuerlöscher funktionieren und die Arbeiter angemessenen Lohn erhalten?
Wir machen Risikoanalysen, in die kritische geografische Bereiche und auch unsere langjährigen Erfahrungen mit unseren Zulieferern einfließen. Aus der Kombination ergeben sich Hinweise, welche Firmen wir intensiver bezüglich der Anforderungen des neuen Gesetzes hinterfragen.
Beauftragen Sie Dienstleister mit Kontrollen von Zulieferern? Nein. Unsere Leute erledigen das selbst. Einkäufer und Qualitätssicherer besuchen die Lieferanten sowieso. Dabei werden sie gezielt auf die Arbeitsbedingungen vor Ort achten. Dafür haben wir interne Schulungsprogramme erstellt und global umgesetzt.
Was sagen die Lieferanten dazu?
Das ist unterschiedlich. Wir mussten im Bereich Maschinenbau schon feststellen, dass vereinzelt Zulieferer außerhalb Europas zum Beispiel die übersendeten Fragen zu Menschenrechten und Arbeitsbedingungen nicht beantwortet haben, mit dem Hinweis, dass die Anzahl der Kundenanfragen zu groß wurde. Aber bei den meisten Lieferanten erkennt man eine kooperative Zusammenarbeit und auch einen positiven Trend. Sollte es dennoch Abweichungen geben, haben wir mehrere Szenarien vorbereitet, um die Lieferanten hinsichtlich einer signifikanten Verbesserung zu unterstützen.
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