Steigende Energiepreise bedrohen Kitas: Kalte Füße vorm Herbst

Die steigenden Energiepreise machen den Kitas zu schaffen. Die Bildungsverwaltung prüft deshalb „niedrigschwellige Überbrückungsmaßnahmen“.

Die Heizung aufdrehen wird teuer, besonders auch für soziale Träger wie Kitas Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Fernando Gutierrez-Juarez

BERLIN taz | Die drastisch steigenden Preise für Energie und Lebensmittel sind für Berliner Kitas existenzgefährdend. Davor warnt der Verband der Kleinen und Mittelgroßen Kitaträger: „Wir hören von unseren Mitgliedern, dass die Energieversorger bei Gewerbekunden Aufschläge von 55 Prozent und mehr verlangen“, sagt Geschäftsführer Lars Békési am Montag. Das bedeute für eine durchschnittliche Kita „etwa 8.000 bis 10.000 Euro mehr pro Jahr für Energiekosten“. Laut Békési habe er pro Monat inzwischen ein bis zwei Kita-Träger am Telefon, die „nicht mehr wissen, wie sie wirtschaften sollen“.

Auch die gestiegenen Lebensmittelpreise machten sich bemerkbar: Pro Kind können die Kitas derzeit mit rund 60 Euro pro Monat für die Mittagsverpflegung kalkulieren. Das sei längst nicht mehr darstellbar für die Träger, sagt Békési: „Realistisch sind 80 bis 90 Euro.“ Bisher fingen die Träger die „Unterdeckung“ durch die Landeszuschüsse noch ab, aber „es ist klar, dass das nicht auf Dauer geht“.

Man fürchte deshalb, dass viele Kitas mit eigener Küche ab Herbst Personalkosten sparen könnten, indem sie ihre Kö­ch*in­nen entlassen und auf Caterer umsteigen. Da dort ebenfalls die Preise steigen, seien die Träger gezwungen, „zulasten anderer Bereiche Einsparungen vorzunehmen, wodurch die Qualität abgesenkt wird“, sagt Békési. Mit anderen Worten: Weil die größte Stellschraube bei den Kosten das Personal ist, könnten Gruppen größer werden, der Betreuungsschlüssel in den Kitas schlechter.

Der Träger-Verband VKMK, der insgesamt rund 220 Kitas mit mehr als 9.000 Plätzen in Berlin vertritt, fordert deshalb vom Senat im Herbst eine „einmalige Sonderzahlung“ für die Kitas, die die Inflation abfedern soll. Das Land Berlin hat bereits Ende Mai mit dem Doppelhaushalt einen Energie-Nothilfefonds in Höhe von 380 Millionen Euro beschlossen.

Wie weit das Geld reicht, wer also davon in welcher Höhe profitiert, ist allerdings noch unklar. Linken-Sozialsenatorin Katja Kipping war kürzlich SPD-Fraktionschef Raed Saleh beigesprungen, der eine Erhöhung des Fonds auf 1 Million Euro gefordert hat, und dafür die Tilgung von Schulden aussetzen will. Da allerdings geht die Finanzverwaltung bisher nicht mit, das sei rechtlich nicht so einfach zu machen, heißt es.

In der Koalition habe man die Notlage nicht nur der Kitas, sondern grundsätzlich der sozialen Träger indes auf dem Schirm, versichert die bildungspolitische Sprecherin Marianne Burkert-Eulitz (Grüne) der taz: „Das steht nach der Sommerpause auf der Agenda.“ Zur Höhe von möglichen Entlastungszahlungen mochte sie sich erst mal nicht äußern: „Da müssen wir dann in Ruhe und konkret gemeinsam mit dem Senat gucken, was möglich ist.“

Die drastisch steigenden Preise sind für Kitas existenzgefährdend

In der Bildungsverwaltung verweist man darauf, dass die Zuschüsse an die Kitas für Sachkosten erst jüngst erhöht wurden, ebenso der Inflationsausgleich – wobei Kita-Träger da sogleich bemängeln, diese Erhöhungen seien schon längst aufgefressen von den Preissteigerungen. Aber: Insbesondere für kleinere Kitas prüfe man bereits „niedrigschwellige Überbrückungsmaßnahmen“ mit Blick auf den Herbst.

Unklar ist bei Kitas – und ebenso bei Schulen – derzeit auch, ob sie als „systemrelevant“ eingestuft werden, sollte es tatsächlich zu Gas-Engpässen im Winter kommen. Krankenhäuser etwa werden in solchen Fällen bevorzugt beliefert. Das müsste allerdings auf Bundesebene entschieden werden. Die Senatsjugendverwaltung plädiert dafür, Kitas entsprechend einzuordnen – deren Systemrelevanz habe ja nicht zuletzt gerade erst die Corona-Pandemie belegt.

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