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Friede, Freude, Eiernudel

LEBENSMITTEL Viele deutsche Nudelhersteller wollen künftig auf Käfigeier verzichten – auch auf solche aus der umstrittenen „Kleingruppenhaltung“. Marktführer Birkel prüft noch

Ein gutes Dutzend Hersteller hat bereits den Tierschützern Zusagen gemacht

VON CLAUS BREUER

Die meisten Supermärkte haben bereits zugesagt, lose Käfigeier aus ihrem Sortiment zu streichen. Jetzt wollen viele Nudelproduzenten in Deutschland ebenfalls nur noch Eier aus Boden- oder Freilandhaltung verwenden. Das berichten mehrere Tierschutzorganisationen, die sich zu der Kampagne „Käfigfrei“ zusammengetan haben.

Seit Ende 2008 ist es in Deutschland nicht mehr erlaubt, Hühner wie zuvor üblich in Käfigen von der Größe eines DIN-A4-Blatts zu halten. Solche Minikäfige dürfen nur noch mit Ausnahmegenehmigung bis höchstens Ende 2009 benutzt werden. Nach wie vor erlaubt ist allerdings die sogenannte Kleingruppenhaltung. Doch in diesen Käfigen ist der Platz, der jedem Huhn zur Verfügung steht, nur unwesentlich größer, weshalb Tierschützer sie als Mogelpackung kritisieren. Große Teile von Einzelhandel und Nudelindustrie wollen nun möglichst schnell nicht nur auf Eier aus Legebatterien, sondern auch aus Kleingruppenhaltung verzichten.

Ein gutes Dutzend Produzenten hat den Tierschützern von „Käfigfrei“ versichert, ihre Einkaufspraxis bereits umgestellt zu haben oder das in der näheren Zukunft zu tun. Eine Liste ist unter www.kaefigfrei.de einsehbar. Einige Firmen, vor allem regionale Betriebe, haben auf die Anfrage der Initiative zwar noch nicht geantwortet, Mahi Klosterhalfen, Sprecher der „Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt“, ist aber überzeugt, dass sich der positive Trend fortsetzen wird. Der Branchenprimus Birkel hat gegenüber „Käfigfrei“ bisher nur angegeben, eine Umstellung zu prüfen. Auf taz-Anfrage machte Birkel am Mittwoch keine Angaben über den Stand der Überlegungen.

Behindert wird eine schnellere Umstellung durch die knappe Verfügbarkeit alternativer Eier. Durch den Umbau der Legebatterien, aber auch das Festhalten mancher Produzenten an der Kleingruppenhaltung kann die steigende Nachfrage nach Eiern etwa aus Bodenhaltung von den deutschen Produzenten derzeit nicht befriedigt werden. Momentan werden daher solche Eier auch importiert, vor allem aus den Niederlanden. Die Kampagne „Käfigfrei“ geht jedoch davon aus, dass sich das Angebot wegen der veränderten Nachfrage der Lebensmittelindustrie verändere und der Anteil der Käfig- und Kleingruppenhaltung bald im einstelligen Prozentbereich liegen wird. Bodenhaltung – und nicht die Kleingruppenhaltung – scheine sich hierzulande als Standard zu etablieren.

Auch bei alternativer Eierproduktion werden allerdings männliche Küken in Mengen getötet. Die Tierschützer empfehlen darum, auf Nudeln zurückzugreifen, die nur aus Hartweizengrieß und Wasser bestehen.

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