Renaturierungsgesetz der EU verschoben: Vielleicht später mal
Eigentlich wollte die EU-Kommission am Mittwoch ein Gesetz zur Renaturierung vorlegen. Das hat sie jetzt verschoben.
Eine Koalition aus 150 Umweltverbänden wandte sich deswegen am Montag mit einem Brief an die Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, in dem sie sie aufforderten, die Vorlage eines „ehrgeizigen und durchsetzbaren“ Vorschlags nicht zu verschieben.
Janusz Wojciechowski, der Agrarkommissar der EU, habe sich dafür eingesetzt, den Vorschlag zu verschieben, sagt Martin Häusling (Grüne), der im Agrarausschuss des EU-Parlaments sitzt: „Die Kommission ist auf dem Rückzug.“ Laut Häusling übe zudem insbesondere Frankreich Druck aus, das aktuell die Ratspräsidentschaft innehat. Die Kommission wollte sich bis Redaktionsschluss nicht äußern.
Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine versuchen Lobbyverbände seit Wochen, umweltschützende Gesetzgebung mit dem Verweis auf „Versorgungssicherheit“ zu blockieren. In ihrem Brief wenden die Umweltverbände ein, dass, statt Umweltschutzmaßnahmen einzufrieren, weniger Nutzpflanzen für die Energiegewinnung genutzt und die zu fütternden Tierbestände verringert werden sollten. Nur ein Drittel des in der EU produzierten Getreides landet in Form von Brot oder Nudeln auf dem Teller der Verbraucher*innen; der Rest wird zu allergrößtem Teil an Tiere verfüttert.
Das Renaturierungsgesetz der EU sollte mit der Wiederherstellung von Ökosystemen ein wichtiger Schritt zur Bekämpfung der Klima- und Artenvielfaltskrise werden. Die Vorstellung war bereits im Dezember verschoben worden. Ein im Februar durchgesickerter Entwurf war vielversprechend: Unter anderem sollten 70 Prozent der trockengelegten Moore wieder vernässt werden.
Bereits im vergangenen Jahr hatte das Institute for European Environmental Policy in einer vom WWF in Auftrag gegebenen Studie festgestellt, dass Renaturierung von beschädigten Ökosystemen bis zu 300 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente binden könnte. Das entspricht in etwa dem CO2-Ausstoß Spaniens. Die Studie geht davon aus, dass dafür 472.000 Quadratkilometer renaturiert werden müssten, etwa ein Zehntel der Fläche der Europäischen Union. Der WWF forderte sogar, 15 Prozent der Land- und Meeresfläche in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Fans angegriffen
Gewalt in Amsterdam
+++ Nach dem Ende der Ampel +++
Habeck hat Bock
Auflösung der Ampel-Regierung
Drängel-Merz
Wirtschaftspolitik der FDP
Falsch und verlogen
Schönheitsideale in der Modewelt
Zurück zu Size Zero
Trumps Sieg bei US-Präsidentschaftswahl
Harris, Biden, die Elite? Wer hat Schuld?